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Alles dreht sich um die Kohle – Stadtwerke und OVAG überlegen Beteiligungen an Kraftwerkbau in Lubmin bei Greifswald

Bad Vilbel. „Die Stadtwerke GmbH hat liquide Mittel, um alle Bankschulden ablösen zu können. Wir stehen quasi schuldenfrei da. Das erlaubt Gedanken über Investitionen. Wir haben eine Option auf eine Kraftwerksbeteiligung. Es ist ungewiss, ob das Kraftwerk gebaut werden kann. Über die Ausübung der Option ist daher noch nicht entschieden“, erklärte Klaus Minkel, Geschäftsführer der Stadtwerke, in Zusammenhang mit einer eventuellen Beteiligung der Stadtwerke am Bau eines modernen Kohlekraftwerkes in Lubmin bei Greifswald durch den 1972 gegründeten dänischen Staatskonzern Dong Energy, der damit in Mecklenburg-Vorpommern zwei Milliarden Euro investieren würde. Das riesige Kraftwerk in Lubmin bei Greifswald mit einer Kapazität von 1600 Megawatt Leistung soll jährlich 3,6 Millionen Tonnen Kohle verheizen und wird, so Schätzungen von Fachleuten, 8,4 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen, worauf wiederum Kritiker ihr besonderes Augenmerk richten und was Bad Vilbeler Grüne veranlasste von einer „Dreckschleuder“ zu sprechen. Die Vilbeler Stadtwerke sind im Wetteraukreis nicht die einzigen, die mit einer Beteiligung an dem Kraftwerk in Lubmin liebäugeln, auch die OVAG Energie AG aus Friedberg hat ähnliche Absichten, um Kunden „auch künftig eine preisgünstige Energieversorgung anbieten zu können“.

„Um nachhaltig sehr günstige Preise darstellen zu können, ist die Beteiligung an der Erzeugungsstufe sinnvoll, weil hierdurch bessere Einkaufskonditionen darstellbar sind“, erläutert Minkel und verweist darauf, dass ein neues Kohlekraftwerk zu CO2-Einsparungen von zirka 30 Prozent gegenüber bestehenden Kohlekraftwerken mit veralteten Technologien führe und sogar von 60 Prozent gegenüber von Braunkohlekraftwerken. „Selbst wenn wir uns an Lubmin beteiligten, ist nicht gesagt, dass dieser Strom in Bad Vilbel ins Netz kommt“, so Minkel. Die Option der Stadtwerke belaufe sich auf rund 20 Megawatt, das entspräche etwa einer Investition von zirka 28 Millionen Euro. Wie groß eine Beteiligung am Ende ausfalle, stehe noch auf keinem Blatt, „alles ungefangene Fische“, so Minkel. Klar sei, wer in der Erzeugerstufe mit dabei ist, erhalte bessere Bedingungen als andere Verbraucher, denn „die Erzeuger schöpfen den Rahm ab“, macht Minkel deutlich. Daher wäre im Falle einer Beteiligung vertraglich abzusichern, dass kommunale Partner des Projektes Strom auf Produktionskostenbasis beziehen können. Die Stadtwerke prüfen außerdem intensiv den Einsatz von zertifiziertem Strom aus Wasserkraftwerken. Darüber hinaus sondiere man auch eine Windradbeteiligung, „aber nicht vor der Haustür, sondern Off-shore in der See“.

Weiter wäre zu beachten, betont Minkel, dass im Falle Lubmin die CO2-Abscheidung angedacht sei. Die Bad Vilbeler Grünen laufen Sturm gegen eine solche Beteiligung. Das aber ist für den Stadtwerkechef nichts Neues. Darauf angesprochen erklärte Minkel gelassen: „Generell ist Bad Vilbels Grünen zu raten, sich nicht immer als geistige Vegetarier zu betätigen, sondern sich zuvor sachkundig zu machen. Wer allerdings auf Kernkraft verzichten will, kann nicht zugleich auf Kohle verzichten, da Wind und Sonne nur ,vorübergehend’ Strom produzieren“. Das sogenannte CCS-Verfahren (Carbon Capture and Storage) zur Abscheidung und Speicherung des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids steht derzeit im Mittelpunkt bei der Planung schadstoffarmer Kernkraftwerke. Allerdings befindet sich die Technik zurzeit noch in der Erprobungsphase.