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Bahnpendler müssen warten – Betriebsstart der neuen S 6 erst für Ende 2023 realistisch

Der ursprünglich für den Fahrplanwechsel im Dezember 2022 geplante Betriebsstart der zwei neuen Gleise für die S 6 muss um mindestens ein Jahr verschoben werden. Eine der größeren Baustellen entlang der Strecke zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel ist die Verbreiterung des Viadukts über die Homburger Straße. Foto: Hirschmann
Der ursprünglich für den Fahrplanwechsel im Dezember 2022 geplante Betriebsstart der zwei neuen Gleise für die S 6 muss um mindestens ein Jahr verschoben werden. Eine der größeren Baustellen entlang der Strecke zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel ist die Verbreiterung des Viadukts über die Homburger Straße. Foto: Hirschmann

Bad Vilbel. Bei der Geburtstagsfeier des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) zum 25-jährigen Bestehen ist Ende Mai natürlich noch auf die großen Erfolge der Vergangenheit angestoßen worden. Doch bereits wenige Tage später trüben Hiobsbotschaften den Alltag. Und das liegt nicht nur am Einbruch der Fahrgastzahlen infolge der Corona-Pandemie. Die Zeitpläne für gleich mehrere S-Bahn-Ausbauprojekte können nicht mehr gehalten werden. Betroffen ist auch der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt West und Bad Vilbel.

Der ursprünglich für den Fahrplanwechsel im Dezember 2022 geplante Betriebsstart der zwei neuen Gleise für die S 6 muss verschoben werden. Damit werden auch die ÖPNV-Pendler aus der Wetterau noch länger auf die so sehnsüchtig erwartete und vom RMV versprochene Verbesserung der Pünktlichkeit ihrer Züge warten müssen.

Ein Jahr Verspätung
»Aktuell sehen wir eine Gesamtinbetriebnahme für Ende 2023 vor«, teilte eine DB-Sprecherin auf Anfrage der Frankfurter Neuen Presse mit. Die Verspätung um – vorerst – ein Jahr wird mit deutlichen Verzögerungen in einigen Bauabschnitten begründet.
Anwohner hatten sich geweigert ihre Grundstücke zu verkaufen und prozessiert. Zudem wirbelten Probleme bei umfangreichen Dammarbeiten entlang der Gleise sowie der verspätete Baubeginn der Oberleitungen, die mehrfach europaweit ausgeschrieben werden mussten, den ursprünglichen Zeitplan durcheinander. »Schlüsselprojekte wie die Harheimer Brücke konnten wegen Abstimmung mit der Politik und Stadt, um baubedingte Beeinträchtigungen zu verringern, erst später umgesetzt werden«, sagt die Bahnsprecherin. Da sich verschiedene Teilprojekte aufeinander aufbauen, entsteht demnach schnell ein Dominoeffekt. Verspätet sich ein Teilprojekt, so können auch die davon abhängigen Teilprojekte erst später realisiert werden.

»Selbst wenn einzelne Abschnitte – etwa zwischen Frankfurt West und Ginnheim – bereits vor Ende 2023 technisch fertiggestellt sein werden, kann die gesamte Baustufe zwischen Frankfurt West und Bad Vilbel nur als Ganzes in Betrieb genommen werden.«
Der RMV hatte für den Fahrplanwechsel 2022/2023 eigentlich eine umfassende Änderung bei den Fahrzeiten, dem Fahrzeugeinsatz und den einzelnen Zugläufen der S-Bahnen angekündigt. Im Zuge dieses Projektes sollten ab Dezember 2022 auch die S-Bahnen der Linie S 6 von Friedberg über Frankfurt nach Darmstadt verlängert werden.
Daraus wird nun nichts. Grund: Auch andere Verkehrsprojekte, auf die der RMV setzt, verspäten sich. So wurde der Betriebsstart der über Bad Homburg und Friedrichsdorf bis nach Usingen verlängerten S 5 auf unbestimmt verschoben. Und das hat Auswirkungen auf die Wetterau.

Mit dem Virus infiziert
Die Umläufe der S-Bahnzüge der Linien der S 6 und S 5 sollten eigentlich ab dem Fahrplanwechsel 2022/2023 miteinander gekoppelt werden. Der Plan war, die S 6 aus Friedberg und Bad Vilbel bis Langen und Darmstadt zu verlängern. Die S-Bahnzüge wären dann auf ihrer Rückfahrt ab Darmstadt oder Langen als S 5 auf der dann elektrifizierten Taunusbahn bis Usingen auf die Reise geschickt worden.
Aber dieses Bahnprojekt hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Zwar wurde das Planfeststellungsverfahren für die notwendige Elektrifizierung beim Regierungspräsidium in Darmstadt im Februar – mit mehrmonatiger Verspätung – eingereicht. »Wir wissen nicht, wie sich die Corona-Lage in den kommenden Monaten auf die Zusammenarbeit mit Behörden und Firmen auswirken«, teilt Hochtaunus-Pressesprecherin Andrea Herzig mit. Wann und wie schnell die Mühlen der Verwaltung in Darmstadt mahlen, steht in den Sternen. (mpu)