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Dieselpreis bedroht Existenz – Schwere Zeiten für das Transportgewerbe • Massenheimer Spediteur Grillmayer spricht Klartext

Bad Vilbel. „Das ist existenzbedrohend für unseren Betrieb und die Branche.“ Sehr deutliche Worte gebraucht der Massenheimer Spediteur Wilfried Grillmayer, kommt die Rede auf die Entwicklung des für sein Unternehmen so wichtigen Preises für den Dieselkraftstoff. „Eigentlich wäre es nun an der Zeit zu streiken und Aktionen zu starten wie die Milchbauern dies tun, denn auch wir verdienen praktisch nichts mehr.“

Doch gerade jene, für deren Anliegen der Bad Vilbeler Spediteur Verständnis zeigt, verschlimmerten jetzt mit ihren Blockaden der Molkereien die Situation für das Speditionsgewerbe. „Unsere Lastwagen samt Fahrer saßen am Montag beladen auf dem Gelände von Hochwald in Hungen und Saarbrücken fest und durften erst losfahren, nachdem wieder abgeladen worden war“, berichtet der erboste Grillmayer. Die Milch verderbe, Transporte fielen aus, es gebe kein Geld und „unsere Fahrer sitzen zu Hause“. Dabei sollte sich gerade die Situation etwas verbessern, weil am Montag neu mit den Auftraggebern ausgehandelte Transportpreise in Kraft getreten sind.

Innerhalb eines Jahres hat sich der Dieselpreis für Großabnehmer von 0,91 Euro um 35 Prozent auf 1,23 Euro pro Liter erhöht. Einen happigen Teil davon, fast 50 Cent, kassiert der Staat an Mineralölsteuer. Wenn dazu noch die Mehrwertsteuer aufgerechnet wird, haben derzeit selbst Speditionen einen Preis von 1,42 Euro für den Liter Diesel zu berappen.

Für Grillmayer bedeutet das nach eigenen Angaben monatliche Mehrkosten in Höhe von ungefähr 15 000 Euro im Vergleich zum Mai des Jahres 2007.

„Natürlich können wir diese Summen nicht auffangen. Wir sind ständig in Verhandlungen mit unseren Kunden, die auch ein gewisses Verständnis für unsere Situation haben. Aber trotzdem laufen wir der Zeit immer hinterher“, klagt der Massenheimer Unternehmer.

Etwa zwei bis drei Monate dauere es, bis ein höherer Preis ausgehandelt, dem Vorstand des Auftraggebers vorgelegt, von diesem abgesegnet worden sei und dann in Kraft treten könne. Grillmayer: Wir tanken längst zu einem höheren Preis und treten schon wieder mit Summen in Vorlage, die wir aber nie mehr zurückbekommen.“

Grillmayer ärgert sich, dass der Bundesverband Güterkraftverkehr und Logistik (BGL) wenig dazu sagt. Die Aktivitäten des Präsidiums, so Grillmayer, beschränkten sich auf den Rat, „mit den Auftraggebern kostendeckende Preise zu vereinbaren“ und auf eine Aufforderung an die Bundesregierung, „die übermäßige Energiebesteuerung in Deutschland aufzugeben“. Grillmayer ärgert sich: „Während an erster Stelle in den Nachrichten um Verständnis für die Situation der Milchbauern geworben wird, ist dort kein Wort über die Not des Transportgewerbes zu hören.“ Im Gegenteil: Durch Berichte über Laster, die die Autobahnen verstopften, die Luft verpesteten, lästige und gefährliche Überholmanöver starteten und schwere Unfälle verursachten, werde das Image dieser Branche ständig weiter verschlechtert.

Kein Brummifahrer sei zum Vergnügen auf der Straße unterwegs. Doch kaum jemand mache sich Gedanken darüber, wo die Waren in den vollen Supermarkt-Regalen herkommen. „Wer das nicht will und keine Lkw auf der Straße mag, der sollte dann auch so konsequent sein, nur noch heimische Produkte aus der Region zu konsumieren“, so Grillmayer. Kein Billig-Tafelwasser mehr aus Frankreich und Italien, Äpfel statt Bananen und Mangos, Kartoffeln statt italienischer Pasta und Milch zum fairen Preis direkt vom Bauern!

„An den Personalkosten können wir nicht mit gutem Gewissen drehen. Lohnkürzungen wären inakzeptabel“, betont der Massenheimer, bei dem 45 Menschen in Lohn und Brot stehen und der 23 Lastzüge auf der Straße hat. Er weiß nur eines ganz sicher: „So wie bisher geht’s nicht weiter.“