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Einstehen für Schwächere

Die Ausstellung zu »ihrer« Awo im Bad Vilbeler Rathaus will sich Ehrenmitglied Waltraud Reichert nicht entgehen lassen. Vorsitzender Rainer Fich freut sich über die Besucherin. Foto: Gottschalk
Die Ausstellung zu »ihrer« Awo im Bad Vilbeler Rathaus will sich Ehrenmitglied Waltraud Reichert nicht entgehen lassen. Vorsitzender Rainer Fich freut sich über die Besucherin. Foto: Gottschalk

Bad Vilbel. Ob es die Arbeiterwohlfahrt (AWO) 100 Jahre nach ihrer Gründung überhaupt noch braucht? Rainer Fich lächelt. »Uns braucht es noch an allen Ecken und Enden«, sagt er dann. Seit 17 Jahren ist er der Vorsitzende des Bad Vilbeler Ortsverbandes und weiß genau, wo der soziale Träger in der Quellenstadt überall Wirkung entfaltet.

Rund 500 Schüler nehmen die Nachmittagsbetreuung wahr, das Café Kleeblatt ist eine wichtige Anlaufstelle für Demenzkranke und ihre Angehörigen, die Seniorenclubs sind gut besucht, und die Schuldnerberatung ist eine Konstante – um nur einige Beispiele zu nennen. 250 Mitglieder hat die Bad Vilbeler AWO, die ein eingetragener Verein ist – den Massenheimer Ableger eingerechnet. 40 Ehrenamtliche engagieren sich derzeit aktiv. Aktuelles über alle Angebote und Termine sind unter www.awo-badvilbel.de zu finden.
»Wir stehen für die Schwächeren in der Gesellschaft ein«, sagt Fich. »In Deutschland geht es uns zwar gut. Es gibt aber immer noch viele, die nicht vom Wohlstand profitieren. Ihnen zu helfen, ist unsere Aufgabe.«

Die Botschaft von Solidarität, Gleichheit und Gleichberechtigung hat auch die Ausstellung transportiert, die einige Tage im Foyer des Rathauses zu sehen war. Auf zehn Plakatstelen zeigte sie die Geschichte der Wohlfahrt seit 1919 – wohlgemerkt die des deutschen Gesamtverbandes.

In Bad Vilbel gibt es die AWO offiziell seit 1946 – also 27 Jahre nach ihrer Gründung in Berlin – auch wenn Fich zufolge die Bewegung schon deutlich früher in der Brunnenstadt nachgewiesen sei, wenn sie damals auch noch unorganisiert war.

Wahre Blütezeit
Die ersten Spuren im Raum Frankfurt hinterließ die Hilfsorganisation, die sich anfangs besonders um die Opfer des Ersten Weltkriegs kümmerte, in den 1920er Jahren. Nachdem die AWO in der NS-Zeit aufgelöst wurde, erfuhr sie nach dem Zweiten Weltkrieg eine wahre Blütezeit. Heute verzeichnet sie bundesweit rund 333 000 Mitglieder, 66 000 ehrenamtliche Helfer und 212 000 hauptamtliche Mitarbeiter. Sie betreibt unter anderem Kindergärten, Ganztagsschulen, Seniorenheime und Beratungsstellen für Migranten.
Das Jubiläum des Wohlfahrtsverbands, der einer der größten Arbeitgeber des Landes ist, wird deutschlandweit groß gefeiert. »Wir sind froh über die Arbeit, die hier vor Ort von der Arbeiterwohlfahrt geleistet wird«, sagte Bürgermeister Thomas Stöhr. Im September will der AWO-Ortsverein den Geburtstag der Mutterorganisation noch mal öffentlich begehen, einmal in der Stadtschule und einmal auf dem Niddaplatz.
 Von Altexander Gottschalk