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Kombibad: Geduld ist gefragt – Nächste Debatte am 18. Juni im Stadtparlament

Bilder wie dieses aus der Therme Erding wünschen sich viele endlich auch zu dem in Bad Vilbel geplanten Kombibad. Bevor man Entwürfe zeigen könne, müsse aber Baurecht geschaffen werden, betont Stadtrat Klaus Minkel. Archivbild
Bilder wie dieses aus der Therme Erding wünschen sich viele endlich auch zu dem in Bad Vilbel geplanten Kombibad. Bevor man Entwürfe zeigen könne, müsse aber Baurecht geschaffen werden, betont Stadtrat Klaus Minkel. Archivbild

Bad Vilbel. Wie in den Ausschüssen dürfte das Thema Kombibad bei der Sitzung des Parlamentes am Dienstag, 18. Juni, 18 Uhr, im Forum am Dortelweiler Platz für heiße Debatten sorgen. Es geht um den neuen Bebauungsplan. Debatten und Beschlüsse gibt es zudem zum weiteren Vorgehen beim Städtebauförderprogramm Aktive Kernbereiche und um die Fortsetzung der Nidda-Renaturierung. Insgesamt stehen 25. Punkte auf der Tagesordnung.

In den kommenden Tagen stimmen die städtischen Gremien über die zweite Änderung des Bebauungsplans fürs Kombibad ab. Der Flächenbedarf für das Millionen-Vorhaben ist gestiegen, zum Ausgleich werden neue Biotope angelegt. Klarheit gibt es damit zwar im Baurecht, ein architektonischer Entwurf fehlt aber weiter. Den hatte die Stadt eigentlich im Mai präsentieren wollen. Zumindest in der Freibadfrage gab es in der Sitzung des Ortsbeirates der Kernstadt in der vorigen Woche aber Antworten.
Der tragische Tod des Investors Josef Wund hatte das jahrelang vorbereitete Bauvorhaben im Dezember 2017 auf Eis gelegt. Bis heute ist sein Erbe formell nicht geregelt, der Erbschein hängt weiter beim Amtsgericht Tettnang fest. Im März schien nun aber Bewegung in die Sache zu kommen.

MEHR PLATZ FÜR GEBÄUDE
Die Wund-Unternehmensgruppe, die den Nachlass des Bäderkönigs  verwaltet, bekannte sich in einem Schreiben klar zum Thermenbau. Gleichzeitig kündigte die Gruppe Änderungen an den eigentlich fix und fertigen Entwürfen an: Das geplante Hotel fällt demnach weg, statt mehrstöckig wird der Badkomplex, der unter seinem Dach auch ein kommunales Hallenbad und ein Freibad beherbergen soll, ebenerdig gebaut.
Weitere Details hatte Stadtrat Klaus Minkel (CDU) für den Mai angekündigt. Daraus ist nun aber nichts geworden. Der zugesagte Entwurf werde sich »etwas verschieben«, bestätigte Minkel und verwies auf die Komplexität der Umplanungen.

Im Ortsbeirat am Abend zuvor hatte Stadtplanerin Birgit Diesing lediglich die baurechtlichen Änderungen vorgestellt und damit zumindest bei den Bürgern für lange Gesichter gesorgt. Die Gebäudegrundfläche der Therme wächst nun von 5,9 auf knapp 10 Hektar. Möglich ist das, weil die Stadt in der Zwangspause des Projekts zusätzliche Grundstücke erworben hatte. Der gestiegene Flächenverbrauch bedingt auch umfangreichere ökologische Ausgleichsmaßnahmen (siehe Box). Insgesamt ist das Kombibad-Areal, das zwischen B3 im Osten und dem Schulzentrum im Westen liegt, 13 Hektar groß.

Laut Diesing konzentriert sich die Bebauung gemäß des geänderten Bebauungsplans auf den Nordosten, wo sie an Homburger Straße, An den Röden und Massenheimer Weg an die Wohngebiete grenzt. Im Süden sind hingegen die Frei- und Grünflächen vorgesehen, die somit an Bundesstraße und Berufsförderungswerk liegen.

Die Parkhäuser und das Thermengebäude werden zusammengelegt und sollen sich direkt an die Zufahrt über den Massenheimer Weg anschließen. Die Wund-Gruppe rechnet mit 1,3 Millionen Besuchern pro Jahr – rund 200 000 mehr als in den ersten Planungen. Die Regionalversammlung prüft derzeit die Änderungen am Regionalen Flächennutzungsplan, die für die neue Version des Badetempels nötig sind.

»Gegenüber dem Stand von 2018 wurde zwei Mal umgeplant, stets mit Verbesserungen als Folge«, sagte Stadtrat Minkel. »Das Kommunalbad rückt in Richtung Schulen und wird separat erschlossen, sodass es deutlich früher als der Rest in Betrieb genommen werden kann.« Umliegende Wohngebiete würden durch eine Bebauung außerdem besser von den Geräuschen im Außenbereich des Tropenparadieses abgekapselt.

KNAPPE MEHRHEIT DAFÜR
Mit einer knappen Mehrheit empfahl der Ortsbeirat Kernstadt dem Stadtparlament, den Änderungen des Bebauungsplanes zuzustimmen. Während die CDU geschlossen für die Vorlage stimmte, votierten SPD und Grüne dagegen. Ihr Hauptkritikpunkt war, dass ihnen zu wenig konkrete Informationen zum Bauvorhaben vorlägen, beispielsweise was die Lage der Schwimmbecken, die Architektur der Gebäude oder die Zahl der Rutschen betrifft.
Christopher Mallmann (Grüne) beklagte zudem, die umfangreichen Dokumente wie Umweltbericht und Luftschadstoffgutachten hätten ihm zu spät vorgelegen. In der Folge stellten er und SPD-Vertreterin Katja Meiner in Frage, ob die ÖPNV-Anbindung der Therme über den Vilbus ausreiche. Außerdem befürchteten sie, die Verkehrsgutachten seien zu konservativ ausgefallen, weil sie auf veralteten Daten beruhten. Der anwesende städtische Sachbearbeiter, Stefan Höfer, sicherte zu, beides prüfen zu lassen.

In der Bürgersprechstunde wurde vor allem die Frage nach dem Freibad laut, das an die Therme angeschlossen werden und das bestehende Vilbeler Freibad ersetzen soll, indem es unabhängig vom restlichen Badkomplex besuchbar sei. In den Umplanungen fehlten jedoch weitere Angaben. Beispielsweise, ob die einst zugesicherte 50-Meter-Bahn tatsächlich gebaut werde, sei ihm nicht ersichtlich, so Mallmann.
Minkel dazu: »Das Thema Freibad ist derzeit ausgeklammert. Es wäre auch bei Josef Wund nicht im ersten Schritt gekommen.« Wegen des Zeitverlusts werde »alle Kraft auf das Thermenprojekt gelegt inklusive kommunalem Hallenbad«. Dort sei die Not am größten.

FREIBAD BLEIBT ERHALTEN
»Das bestehende Freibad bleibt betriebsbereit«, sicherte Minkel zu. Mindestens bis es einen Ersatz gebe. Er lasse zudem derzeit untersuchen, »wie man das beliebte Freibad ertüchtigen könnte, sobald wir das Hallenbad haben.«
Zum weiteren Zeitplan für die Wund-Therme machten weder Minkel noch Diesing Aussagen. Wann ein architektonischer Entwurf zu sehen sein wird, blieb offen. Bilder und Pläne kämen sobald wie möglich, eine Terminierung sei sinnlos, so Minkel: »Sorgfalt vor Eile.« Die nächsten Beratungen und die Abstimmung über den Bebauungsplan stehen am am 18. Juni bei der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung an.
Einer möglichen Bürgerversammlung zum Badetempel wollte Minkel ebenfalls kein Datum geben. Er wisse um das große öffentliche Interesse und wolle das selbstverständlich auch befriedigen. Zuerst gingen die Pläne aber durch Betriebskommission und Stadtparlament. Die  SPD-Fraktion hat derweil im Ausschuss beantragt, dass es noch im Juni eine Bürgerversammlung geben soll.                                              Von Alexander Gottschalk

Das Rebhuhn profitiert – Wegen Flächenversiegelung beim Bau der Therme werden mehr Ökopunkte benötigt

Bad Vilbel. Durch mögliche Umplanungen des Badkomplexes ist der Flächenverbrauch gestiegen. Deshalb muss die Stadtverwaltung ökologische Ausgleichsflächen schaffen:
– westlich der B3 wird ein Rebhuhnhabitat angelegt
– im Süden des Thermenareals gibt es Wiesen mit 54 Bäumen
– auf den Grünflächen im Süden werden Nisthöhlen für Fledermäuse und Vögel angelegt
– ebenfalls im südlichen Bereich entsteht ein Lebensraum für Zaunechsen samt Schutzpflanzungen
– mindestens 20 Prozent der Thermen-Dächer sollen begrünt werden
– es wird eine Extensivwiese, also eine naturbelassene Grünfläche geben.

Dennoch braucht der Magistrat, um die Flächenversiegelung zu ermöglichen, laut Stadtplanerin Birgit Diesing weitere 207 000 Öko-Punkte. Für jede Maßnahme zugunsten der Natur sammelt die Stadt diese Punkte. Veranlasst sie Maßnahmen, die der Natur schaden, muss sie genügend Punkte als Ausgleich haben. Die Stadt wird die für den Thermenbau noch benötigten Öko-Punkte wohl der Frankfurter Gerty-Strohm-Stiftung abkaufen, die durch die Nidda-Renaturierung ein volles Konto hat. 40 Cent kostet ein Punkt laut Stadrat Klaus Minkel. Er habe eine mündliche Zusage für den Deal. Nachgerechnet ergeben sich rund 83 000 Euro Kosten für den Stadtsäckel. (ag)