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Kombibad spaltet Parlament

So soll die umgeplante Therme einmal aussehen: Links und rechts die beiden Parkhäuser mit begrünten Dächern bzw. Terrassen, dazwischen die gläserne Therme. Weitere Skizzen und die Planung sollen laut Stadtrat Klaus Minkel der Öffentlichkeit noch in diesem Jahr präsentiert werden. (Visualisierung: Wund GmbH)
So soll die umgeplante Therme einmal aussehen: Links und rechts die beiden Parkhäuser mit begrünten Dächern bzw. Terrassen, dazwischen die gläserne Therme. Weitere Skizzen und die Planung sollen laut Stadtrat Klaus Minkel der Öffentlichkeit noch in diesem Jahr präsentiert werden. (Visualisierung: Wund GmbH)
Das ganze Gelände, auf dem die Therme gebaut wird, ist nun eingezäunt.

Unversöhnliche Töne bei Debatte über neuen Bebauungsplan

Bad Vilbel. Die Standpunkte von Parlamentsmehrheit und Opposition zum neuen Bad Vilbeler Kombibad liegen weit auseinander. Während sich die SPD-Fraktion über die neuen Pläne zu wenig informiert fühlt, haben die Grünen grundsätzliche Bedenken gegen das Mega-Bad zwischen Schulzentrum und B 3. Das zeigte die einstündige, emotional geführte Debatte im Stadtparlament.

Die Stadtverordneten sollten auf ihrer jüngsten Sitzung  eigentlich nur über den rechtlichen Rahmen zum Bau des Kombibades aus Therme und Kommunalbad plus zwei Parkhäusern befinden. Doch dann geriet die Debatte darüber zeitweise zur Grundsatzdiskussion über das Bad selbst.

Christian Kühl, Fraktionschef der SPD, sagte, seine Fraktion habe das Projekt »anfangs positiv begleitet«. Jedoch fühle sie sich jetzt nicht mehr mitgenommen. »Für uns ist unverständlich, warum das geplante Hotel wegfiel.« Keines der Hotels in der Stadt und vor allem nicht die, die noch gebaut werden sollen, sei auf Touristen ausgerichtet, sondern nur auf Kongressteilnehmer. »Das bedeutet doch, die Betreiber des Bades setzen jetzt mehr auf Tagesgäste.« »Wir bekommen auch kaum eine Antwort, wie die Therme jetzt neu konzipiert ist.« Wer genau der Vertragspartner der Stadt sei und warum das Projekt so dicht an den Schulen gebaut werde, fragte Kühl.

Minkel: Kleinliche Kritik
Stadtrat und Stadtwerke-Chef Klaus Minkel (CDU) meinte dazu, wenn es um Entscheidungen für wichtige Projekte gehe, mache sich die SPD einen schlanken Fuß. Das sei so beim Bau der B3 und der Nordumgehung ebenso wie bei Dortelweil-West, beim Quellenpark und der Neuen Mitte. »Überall haben Sie dagegen gestimmt«, rief Minkel der Opposition zu.
Auch die vorgetragenen Ablehnungsgründe seien »kleinlich«. Denn durch die Änderung des B-Plans werde die Qualität des Bades verbessert. »Da wir im Besitz aller Grundstücke sind, können wir das Bad nun großzügiger planen als vorher.« Deswegen sei auch auf das Hotel verzichtet worden. In Erding, wo es ein solches Bad seit vielen Jahren gibt, habe die gesamte Hotellerie davon profitiert. Es seien rund 300 neue Hotelzimmer im Anrollen. Da brauche man sich um eine gute Auslastung nicht zu kümmern. Die Kongresse fänden in der Regel montags bis donnerstags statt, an den Wochenenden könnten dort Gäste der Therme wohnen. Minkel sagte, er verstehe auch die SPD-Kritik nicht, dass das Kombibad zu nahe an den Schulen gebaut werde. »Zum Schwimmen gehen die Schüler dann zu Fuß und völlig gefahrlos.«

Grünen-Fraktionschef Jens Matthias kritisierte, das Parlament solle dem Satzungsbeschluss zustimmen, ohne die finanziellen Auswirkungen des Projektes zu kennen. »Gelten noch die alten Zusagen? Sind die Einnahmen mit 5,7 Millionen Euro pro Jahr noch immer garantiert?«, fragte er. Die Öffentlichkeit jedenfalls wisse es nicht. In der vertraulich tagenden Betriebskommission der Stadtwerke seien Zahlen vorgelegt worden. Matthias warf dem Magistrat vor, Angst zu haben, »die ganze Wahrheit zu sagen«. Was sei denn, wenn die Einnahmen nicht wie vorausgesagt sprudeln würden? Der Grünen-Fraktionschef sprach vom »finanziellen Blindflug«.

»Freizeitmonster«
Daneben kritisiere Matthias das »Freizeitmonster« mit einem 38 Meter hohen Rutschenturm. Die überbaubare Fläche werde nochmals um 20 000 Quadratmeter erhöht, das sei »Flächenfraß im Unverstand«. Zudem werde der Schul- und Radweg von Massenheim länger. Weitere Kritikpunkte der Grünen: die Mehrbelastung der Homburger Straße, die mehr Smog und Dauerstau bedeute. Wenn der Investor mit 1,3 Millionen Besuchern plane, werde Bad Vilbel das zu spüren bekommen.

Minkel konterte, Matthias werfe mit Nebelkerzen. In der Betriebskommission sei das, was er an Zahlen vorgelegt habe, nicht kritisiert worden. Er werde den Finanzplan im neuen Jahr den Stadtverordneten vorlegen. 1,3 Millionen Besucher kämen an 365 Tagen. Zudem bemühe sich die Stadt derzeit, dass das Bad eine Zufahrt von der B3 aus erhält.
Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) verwies darauf, dass der Bebauungsplan einen Umweltbericht enthalte und die Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt würden. Zudem werde den Bürgern noch in diesem Jahr die Pläne vorgestellt. Schließlich komme der Vertrag der Stadtwerke mit der Wund-Stiftung noch ins Parlament.

Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) rief in Erinnerung, dass Bad Vilbel mit dem Kombibad ein Kommunalbad mit acht Schwimmbahnen erhalte.
Raimo Biere (Freie Wähler) zeigte sich irritiert von SPD und Grünen. Das jetzt geplante ebenerdige Bad sei »doch besser als ein zweistöckiges«.

250 Seiten als Vorlage: Mit einem umfangreichen Planwerk haben sich die Stadtverordneten anlässlich der 2. Änderung des Bebauungsplans für das Kombibad befasst. Rund 250 Seiten stark sind alle Vorlagen, Skizzen und Gutachten zu diesem Badkomplex, die seit fast genau zwei Jahren im Geschäftsgang sind. Zu dem gesamten Planwerk, das nun vorige Woche verabschiedet worden ist, gehören neben dem eigentlichen B-Plan auch eine Verkehrsuntersuchung, ein Umweltbericht, ein Klimagutachten sowie ein separates Luftschadstoffgutachten. (pe)