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Noch locker Ehrenrunde gedreht – So viel Starter wie noch nie beteiligten sich beim diesjährigen Karbener Stadtlauf

Karben. Was für ein Gewinner: Scheinbar mühelos läuft Bernhard Behle über die Ziellinie. Die Zuschauer sind aus dem Häuschen und jubeln dem Frankfurter zu. Was macht der 49-Jährige, anstatt sich nach dem 21,1 Kilometer langen Halbmarathonlauf endlich etwas auszuruhen? Er läuft locker noch eine Runde.

„Ich wollte eine Vereinskollegin noch etwas schieben“, schmunzelt der Läufer mit der Nummer 553, nachdem er das Ziel zum fünften Mal durchlaufen hat. Verschwitzt, aber kein bisschen außer Atem lässt sich der Sieger von den Zuschauern beglückwünschen. „Für mich war das ein Trainingslauf“, sagt Behle. „Ich habe mich nicht verrückt gemacht und bin ganz entspannt gelaufen.“ Denn vor allem Spaß machen solle es. Bei einer Laufzeit von 1:24:21 Stunden ist es kaum zu glauben, dass Behle sich auf den Karbener Lauf nicht speziell vorbereitet hat. „Die vorige Woche bin ich gar nicht gelaufen“, sagt er. „Dafür aber 400 Kilometer Fahrrad gefahren.“ Der Sportler vom TSV Berkersheim läuft ein- bis zweimal im Jahr einen Marathon und hat auch schon zahlreiche Halbmarathon- und 10-Kilometer-Läufe gewonnen.

Gleich zu Anfang hat Behle die Führung unter den 504 Läufern übernommen. Zunächst noch in einem kleinen Grüppchen, später führte er die Läufer des Halbmarathons alleine an. Lange Zeit war ihm Peter Schneider (35) auf den Fersen. Doch ab Kilometer 16 quälte diesen ein immer stärker werdender Schmerz, der ihn schließlich zum Stehenbleiben zwang: Seitenstechen. Eine ganze Minute kostete das den Maintaler. Und letztlich auch den zweiten Platz. „Auf den letzten Kilometern hat er mich abgezogen“, sagt er. Die Rede ist von Christoph Pfrommer. Der Darmstädter vom Laufenden Stammtisch „Passtschon 98“ in Kelkheim holt sich den zweiten Platz. Mit dieser Platzierung hatte er nicht gerechnet. „Ich war richtig überrascht“, sagt er, während er sich am Wasserstand erfrischt. „Ich laufe selten Wettkämpfe.“ Die Strecke von der Rathausstraße bis durch das Karbener Industriegebiet, an der Hauptstraße entlang und über das Wohngebiet wieder zurück sei aber nicht sonderlich anstrengend und kompliziert gewesen, meint Pfrommer bescheiden. „Es war auch nur wenig Konkurrenz da.“

Während sich beim Start noch mehr Läufer drängelten als im vergangenen Jahr, sah es an den Straßenrändern magerer aus, als man es vom Stadtlauf gewohnt sei. Außer in der Rathausstraße, wo Moderator Alexander Hempel und DJ Dieter Fink mit flotten Sprüchen und Partymusik für gute Stimmung sorgten, habe es unterwegs kaum Stimmungsnester gegeben, berichtet Pfrommer.

An der Start- und Ziellinie sind auch in diesem Jahr wieder die Wasserstände aufgebaut, an denen die Läufer beim Vorbeikommen nur den Arm ausstrecken müssen, um an die Erfrischung zu kommen. Für alle, die das Ziel schon passiert haben, gibt es alkoholfreies Bier zur Stärkung. Direkt am Ende des wohl kräftezehrendsten Abschnitts der Strecke, dem Hügel kurz vor der Rathausstraße in der Uhlandstraße, hat es sich ein kleiner Fankreis gemütlich gemacht: Carmen Kauffeldt mit Finn (3), Marlin (5) und Kim (3), die, ausgestattet mit klappernden Krachmachern, ihren Papas zujubeln.

Seitdem der Veranstalter, der Klein-Karbener Kultur- und Sportverein (KSV), den Lauf von einer Zehn- und einer Drei-Kilometer-Strecke auf mittlerweile sechs verschiedene Laufstrecken ausgeweitet und vor zwei Jahren noch den Halbmarathon eingeführt hat, steigen auch die Teilnehmerzahlen. Vergangenes Jahr starteten 405 Läufer, in diesem Jahr drehten sich die Zahlen auf 504.

Erstmals gehörte der Karbener Stadtlauf dem DAK-Cup an. Dieser setzt sich aus drei Läufen zusammen. Der erste war im Juli in Marburg, der zweite war der Karbener Stadtlauf, bei dem die 10-Kilometer Strecke gewertet wird. Letzte Disziplin wird in ein Lauf in Egelsbach sein.