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Spekulation ums Kombibad – Grüne befürchten nach Investoren-Brief das Aus für die Therme

Viel Glas und ebenso viel Grün: So sieht die Computer-Animation aus, die in der Wund-Gruppe von den Architekten erarbeitet worden ist und das Kombibad mit Kommnunalbad, Therme, Familienbad sowie Sauna-Landschaft zeigt. Die Pläne sind Anfang Dezember 2019 vorgestellt worden. Animation: Thermengruppe Wund-Stiftung
Viel Glas und ebenso viel Grün: So sieht die Computer-Animation aus, die in der Wund-Gruppe von den Architekten erarbeitet worden ist und das Kombibad mit Kommnunalbad, Therme, Familienbad sowie Sauna-Landschaft zeigt. Die Pläne sind Anfang Dezember 2019 vorgestellt worden. Animation: Thermengruppe Wund-Stiftung

 

Von Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Steht die geplante Therme in der Quellenstadt vor dem Aus? In einem offenen Brief hat sich kürzlich der Geschäftsführer der Thermengruppe Josef Wund, Edelfried Balle, an Bund und Länder gewandt und um Hilfe gebeten. In dem Schreiben heißt es: »Wirtschaftlich hat uns die Schließung unserer Bäder hart getroffen. Seit der Schließung am 16. März dieses Jahres ist unser Umsatz auf Null! Wir haben keinerlei Möglichkeiten, die 100-prozentige Umsatzeinbuße auszugleichen, und das bei nach wie vor laufenden Betriebskosten.« Die Situation sei sehr schwierig. »Letztendlich bliebe bei noch länger anhaltender Schließung für Unternehmen aus unserer Branche nur der Weg in die Insolvenz.«

Doch was bedeutet das für das seit Jahren heiß ersehnte Thermenprojekt in Bad Vilbel? Auf dem 150 000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Schulzentrum und B 3 sollte ab Mitte/Ende dieses Jahres ein großer Bäderkomplex entstehen. Investitionsvolumen: 200 Millionen Euro. In dem offenen Brief heißt es: »Die jetzige Situation gefährdet aber auch die Strategie unseres Unternehmens, die Thermengruppe Josef Wund hat in den letzten Monaten die Entwicklung der Standorte vorangetrieben und nach dem Tod unseres Firmengründers ruhende Pläne wieder aktiviert.«

Grüne fordern Plan B
Der »Bäderkönig« Josef Wund war im Dezember 2017 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben bekommen. Danach war es um das Projekt ruhiger geworden. Doch Ende 2019 wurden den Bürgern in einer Versammlung die Pläne präsentiert. Ab Herbst dieses Jahres sollte der Bau der Therme in modifizierter Form beginnen.
Der Brief der Thermengruppe ruft Bad Vilbels Grüne auf den Plan. Sie bezeichnen ihn als »Brandbrief« und fordern »einen Plan B«. »Noch im Dezember letzten Jahres wurde den Bad Vilbelern in Aussicht gestellt, dass die Zeit ohne Hallenbad in der Stadt Ende nächsten Jahres mit einem neuen Kommunalbad zu Ende sei. Nach dem, was wir derzeit aber von den Investoren lesen, liegt es nahe, dass die Wund-Therme in Bad Vilbel in absehbarer Zeit erst einmal nicht gebaut wird. Das ist aus unserer Sicht aber keine Option, womit die Stadt leben kann«, sagt Jens Matthias, Fraktionsvorsitzender der Grünen. »Aus diesem Grund fordern wir den Magistrat auf, umgehend eine Alternative zu prüfen.«

Die Grünen hätten dazu konkrete Vorstellungen entwickelt. Zunächst einmal fordern sie Klarheit über den Verhandlungsstand mit der Thermengruppe Josef Wund. Die Verträge seien den Stadtverordneten bisher mit Verweis auf Detailklärungen vorenthalten worden. Christopher Mallmann, Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses der Grünen, sagt dazu: »Uns Stadtverordneten ist vollkommen unklar, welche Vereinbarungen zu der Therme inzwischen getroffen wurden beziehungsweise wie die Verträge mittlerweile ausgestaltet worden sind.« Von diesem Sachstand aus könne ein alternatives Szenario entwickelt werden, wie die Stadt möglichst schnell wieder zu einem Hallenbad kommen könne.

»Keine akute Gefahr«:       Ruhigere Töne schlagen Bad Vilbels Sozialdemokraten an. Eine Interpretation, dass der Neubau der Therme gefährdet sei, lassen die Aussagen der Geschäftsführer nach Ansicht der SPD zwar zu, »aber anders als die Grünen es vorschnell veröffentlicht haben, sehen die Sozialdemokraten damit noch keine akute Gefahr, dass die Therme und damit das angeschlossene Hallenbad nicht gebaut wird«. Fraktionsvorsitzender Christian Kühl sagt: »Eine Verschiebung des Baus der Therme und des Hallenbads wäre sehr bedauerlich, aber für die Corona-Pandemie kann nun wirklich niemand etwas. Deshalb ist es aus meiner Sicht auch unlauter, den Magistrat auf seine Aussage im Winter 2019 festzunageln.«
Die SPD stehe weiter hinter dem Bau der Therme und des Hallenbads, wie bisher vorgesehen. »Selbstverständlich werden sich der Magistrat und die Stadtverordneten Gedanken machen müssen, wenn die Wund-Gruppe tatsächlich nicht mehr in der Lage sein sollte, die Therme in Bad Vilbel zu verwirklichen, aber bisher gibt es überhaupt keine Anzeichen, dass dies der Fall ist«, sagt Udo Landgrebe, der als ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat die SPD vertritt.

Die Grünen beziehen sich auf das Schreiben der Thermengruppe, in dem von einer »bedrohlichen Situation« die Rede ist. Außerdem heißt es: »Das Investitionsvolumen von mehreren 100 Millionen Euro ist in keiner Weise mehr realistisch, wenn die aktuelle Situation bis zum Sommer anhält.«

Fertige Entwürfe
Stadtwerke-Geschäftsführer Klaus Minkel sieht das Großprojekt Kombibad, an dem sich die Stadtwerke Bad Vilbel mit 25 Millionen Euro beteiligen, nicht in Gefahr. »Meine Wahrnehmung ist eine andere«, sagt er. »Die Entwurfsplanung ist fertig. Nun sind die teuren Fachplaner wegen der technischen Gewerke beauftragt, die vorbereitenden Bodenuntersuchungen sind eingeleitet und der Kampfmitteldienst ist beauftragt worden.« Des Weiteren werde mit Hochdruck an dem Vertragswerk gearbeitet, »das gleich in notarieller Form abgeschlossen werden soll und den Gremien zur Entscheidung vorgelegt werden wird«.

Minkel tritt auf die Bremse, die Grünen fordern eine Alternative. Kritik für deren Wortwahl kommt derweil von den Sozialdemokraten. Fraktionsvorsitzender Kühl sagt: »Gerade in der heutigen Zeit sollten vor allem die demokratischen Parteien auf ihre Ausdrucksweise achten und auch vorsichtiger sein, ob man Aussagen Dritter bewusst falsch interpretieren sollte, nur weil man gegen das Projekt an sich ist.«
                      Von Patrick Eickhoff

Absturz bei Rückflug von Vilbel

Am 14. Dezember 2017 ist der als Bäderkönig bekannt gewordene Josef Wund bei einem Flugzeugabsturz bei Waldburg in Baden-Württemberg ums Leben gekommen. Auch die beiden anderen Insassen der Privatmaschine kamen dabei ums Leben. Experten vermuten, dass es einen »plötzlichen Kontrollverlust« gegeben habe. Sie führen diesen auf das »Wettergeschehen mit leichter bis mäßiger Turbulenz, Schneefall und Vereisung« zurück. Wunds Tod hatte in Bad Vilbel große Trauer ausgelöst. Wund hatte sich am selben Nachmittag noch in Bad Vilbel zu Gesprächen über das Großprojekt aufgehalten. (pe)

Am Thermen-Projekt wird weiterhin mit Hochdruck gearbeitet 

Der direkte Draht –  vom Magistrat der Stadt Bad Vilbel

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Wundgruppe hat einen Brandbrief veröffentlicht und auf Wiedereröffnung der Thermen gedrängt. Gleichzeitig wurde in den Raum gestellt, dass die hohen Investitionen nicht mehr umsetzbar seien, wenn nicht bis zum Sommer die Thermen wieder geöffnet werden könnten.
Das Schreiben war also konditioniert. Hieraus produzierten Bad Vilbels Grüne ein echtes Gerücht. Sie verbreiteten nämlich, dass die Wundtherme in Bad Vilbel in absehbarer Zeit nicht gebaut werde. Das Gerücht brach sofort wieder zusammen, weil Anfang Juni Bäder und Thermen wiedereröffnet werden. Haben es Bad Vilbels Grüne wirklich so nötig, auf so billige Art und Weise die Bevölkerung zu verunsichern und das Badprojekt ins Zwielicht zu ziehen?
Dabei hätte ein Anruf im Rathaus oder bei den Stadtwerken genügt. Es wird nämlich mit Hochdruck an dem Badprojekt gearbeitet, einem der größten Bauprojekte in dieser Stadt. Ein Außenstehender kann sich die Komplexität dieses Baues überhaupt nicht vorstellen und wer und was alles eingebunden werden muss, damit das Projekt ein Erfolg wird. An diesem Erfolg wird unter der Bad Vilbeler Projektführung unter Klaus Minkel unermüdlich gearbeitet.
Bei den Grünen scheint auch noch nicht angekommen zu sein, dass Corona die öffentlichen Kassen in eine schwere Finanzkrise führt. Weniger Einnahmen und mehr Ausgaben zerrütten derzeit die öffentlichen Haushalte auf allen Ebenen.
Bad Vilbel bleibt nicht davon verschont, wenn das Land weniger für den Finanzausgleich hat, der Kreis demnächst höhere Umlagen einfordern wird und die Gewerbesteuer im Sturzflug ist. Umso wichtiger wird das Bad für die Stadt. Minkel hat extrem günstige finanzielle Bedingungen für die Stadt herausgehandelt, so dass das Bad jährlich mit Millionenbeträgen die Stadt entlasten könnte. Das sind alles wichtige Gründe, für das Bad zu kämpfen und nicht wie die Grünen beim ersten Gegenwind aufzugeben.
Positiv ist dagegen zu vermerken, dass die Bad Vilbeler SPD nach vorübergehender Ablehnung wieder hinter dem Projekt steht. Bürgermeister und Stadtrat sind nämlich an einer breiten Mehrheit interessiert. Der zeitraubende, energiefressende und wegen der Verzögerungen sehr kostspielige und schädliche Kampf gegen die Büchereibrücke und Neue Mitte braucht keine Wiederholung.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihr Magistrat der Stadt  Bad Vilbel