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Südumgehung in der Kritik

Südumgehung für Bad Vilbel: Der Autoverkehr soll auf einer zusätzlichen Spur bis zur Fertighausausstellung geführt werden. Grafik: Privat
Südumgehung für Bad Vilbel: Der Autoverkehr soll auf einer zusätzlichen Spur bis zur Fertighausausstellung geführt werden. Grafik: Privat

Bad Vilbel/Bergen-Enkheim. Der Vorschlag der Bad Vilbeler CDU, eine Südumgehung für Bad Vilbel zu bauen, hat in Bergen-Enkheim Kritik ausgelöst. »Eine moderne Verkehrspolitik sollte sich an einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs orientieren. Der CDU-Vorschlag geht genau in die entgegengesetzte Richtung«, so die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) in einer Mitteilung.
Zwei Contra-Argumente
Der Vorschlag sieht so aus: Die Bundesstraße 521 soll südlich des Fertighausausstellungsparks an die Friedberger Landstraße angebunden werden. Bisher führt sie als Vilbeler Landstraße nördlich vorbei und trifft auf Bad Vilbeler Gemarkung auf die Frankfurter Straße, die Verlängerung der Friedberger Landstraße. Hier kommt es im Berufsverkehr fast täglich zu langen Staus. Ebenso in beiden Fahrtrichtungen an der Ecke B 521 und Vilbeler Landstraße im Norden Bergen-Enkheims. »Durch diese Maßnahme wollen wir Bad Vilbel vom Durchgangsverkehr auf der Büdinger Straße/L3008 entlasten«, sagt CDU-Stadtverbandsvorsitzender und Landtagsabgeordneter Tobias Utter.
Damit der Verkehr flüssiger fließen kann, soll der linksabbiegende Verkehr an den Ampelkreuzungen über Brücken geleitet werden. »Die Staus entstehen wegen der Ampeln«, sagt Bad Vilbels Erster Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU). Die Kritik aus Bergen-Enkheim könne er nicht nachvollziehen. »Die Bergen-Enkheimer müssten ein Interesse haben, weniger im Stau zu stehen.« Zwei Argumente hält die Bergen-Enkheimer SPD dem Vorschlag entgegen.
Erstes Argument: Die Südumfahrung wird zu mehr Verkehr auf der B 521 führen. »Es staut sich jetzt schon dort«, sagt Eberhard Schwarz, SPD-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat Bergen-Enkheim. Desto attraktiver die Verbindung wird, umso mehr Autofahrer werden sie nutzen, so die Annahme. Unausgesprochen stimmt dem Wysocki zu. Ziel des Vorschlages sei es, den Pendlerverkehr aus der Wetterau und dem Main-Kinzig-Kreis auf die B 521 zu führen. »Bisher fahren viele über die Büdinger Straße im Norden Bad Vilbels und dann quer durch die Stadt.« Ein Ärgernis für die Bad Vilbeler. Die B 521 nutzten die Autofahrer nicht, wegen der vielen Ampeln, nimmt Wysocki an.
Zweites Argument: Den Verkehr autofreundlicher zu gestalten, ist nicht mehr zeitgemäß. Schwarz verweist etwa auf die Straßenbahnlinie, die von der Friedberger Landstraße bis Bad Vilbel geführt werden könnte. Diese Verbindung wird derzeit geprüft. »Lieber sollte man an der Fertighausaustellung ein Park-und-Ride-Parkhaus bauen«, sagt Schwarz. »Dann werden Pendler bequem in die Bahn steigen können.« Weitere Grünflächen zu versiegeln sei dagegen der falsche Weg. Zum CDU-Konzept gehört, dass die B 521 zwischen Bad Vilbel und Bergen vierspurig ausgebaut werden müsste. Der Bad Vilbeler Verkehrsdezernent entgegnet, dass unsicher sei, ob die Straßenbahnverlängerung kommt. Außerdem könne mit dem CDU-Vorschlag auch der öffentliche Nahverkehr verbessert werden. »Die Buslinien 30 und 551 fahren ja auch diese Strecke und stehen dort im Stau.«
Weit nach 2030
Dass die Südumfahrung in nächster Zeit realisiert werden könnte, glaubt Wysocki nicht. »Wahrscheinlich weit nach 2030«, sagt er. Der Vorschlag solle in die öffentliche Diskussion eingebracht werden, um irgendwann Wirklichkeit werden zu können. Frankfurts Verkehrdezernent Klaus Oesterling (SPD) versteht die Idee als »theoretische Diskussion«. Da sich das Konzept auf Frankfurter Gemarkung abspielt, entscheidet das Frankfurter Parlament. Dass sie »einer derartigen Planung zustimmt«, sagt Oesterling, »liegt nach meiner Einschätzung bei null.« (zlp)