Bad Vilbel. Ein Schultheiß aus dem 17. Jahrhundert und ein Limes-Cicerone aus römischer Zeit verstärken jetzt das Team der Bad Vilbeler Stadtführer. Dies kündigten Kulturamtsleiter Claus-Günter Kunzmann und Dr. Michael Bender vom örtlichen Geschichtsverein an. Wegen großer Nachfrage wird das Angebot an Stadtrundgängen erweitert. Im Vorjahr gab es insgesamt 88 Führungen zu verschiedenen Themenbereichen, davon 41 zu fest angekündigten Terminen, der Rest wurde frei von Gruppen gebucht.
Schultheiß Bermann war vor 400 Jahren nicht nur Oberhaupt einer der reichsten und angesehensten Familien Vilbels, sondern auch Bürgermeister der Stadt. Im Gewand dieser Zeit wird der Kultur- und Naturführer Eckardt Riescher auf Spuren dieses Jahrhunderts aufmerksam machen. Da es auch die Zeit war, als in Vilbel noch Wein angebaut und Steine gehauen wurde, führt die Route entlang des Vilbeler Hangs vorbei an ehemaligen Weingärten und den Überresten von Steinbrüchen. Riescher ist auch geprüfter Limes-Cicerone. So nennen sich in Anspielung auf die Beredsamkeit des römischen Philosophen und Politikers Cicero zertifizierte Fremdenführer, die den einstigen römischen Grenzwall und seine Geschichte historisch interessierten Zeitgenossen näher bringen wollen. „Die Römer in und um Vilbel“ lautet die Überschrift zu einer Führung, in der er in der Kleidung jener Epoche über das damalige Leben auf dem Lande berichten wird.
Schultheiß Bermann und der römische Zeitgenosse vergrößern so das bisherige Team der Vilbeler Kostümführer: Michael Bender ist weiterhin als Postillon Wilhelm unterwegs, Frithjof Schuhmann als Nachwächter, Sylvia Reich als noble Dame um das Jahr 1900, Marlene Schröder-Greim als Marktfrau Marie, Hans Tuengerthal als Ritter und Peter Schöttner als Geometer und MineralwasserpionierFriedrich Grosholz. Es gibt zudem den allgemeinen „Stadtrundgang für Neugierige“, bei dem Fragen erörtert werden wie „Was wollen die Römer in Vilbel?“, „Wie kommt die Burg hierher?“ oder „Weshalb ist die Nidda-Brücke Zollstation?“
„Jüdisches Leben in Vilbel“ zählt ebenso wieder zu den thematischen Rundgängen wie „Die Vilbeler Höhe“, bei der über die Gründung der Heilsbergsiedlung berichtet wird. Neu ist eine „Stadt-Rallye für Kinder“. Dabei handele es sich um eine Mischung aus Gaudi-Spielen und historischer Wissensvermittlung, erläuterte Michael Bender. Ebenfalls erstmals im Programm sind Radrundfahrten zu den Themen Mineralquellen und „Mühlen im Wandel der Zeit“, die in Kooperation mit „Wetterau auf Touren“ angeboten werden. Zusammen mit der evangelischen Gemeinde finden unter Leitung von Marlene Schröder-Greim Orgel- und Kirchenführungen statt. Abgerundet wird das Programm zudem mit Museums-Führungen durch das Römer-Mosaik, das Brunnen- und Bädermuseum, das Hassia-Quellenmuseum und das Heimatmuseum in Massenheim.
Die Stadtführungen werden in Zusammenarbeit von städtischem Kulturamt und Geschichtsverein konzipiert und durchgeführt. Ein Stamm von derzeit zwölf Personen, die sich zu bestimmten historischen und aktuellen Themen fortgebildet haben, stehen als Leiterinnen und Leiter der Rundgänge zur Verfügung. Sie dauern rund anderthalb Stunden, bei vielen Fragen kann es manchmal auch etwas länger werden. Die Teilnehmergruppen setzen sich zusammen aus Bad Vilbelern, die mehr über ihre Stadt erfahren wollen, und aus Auswärtigen, die überhaupt einmal Eindrücke von der Quellenstadt vermittelt bekommen möchten. „Insofern haben unsere Angebote eine nicht unwesentliche Außenwirkung“, kommentiert Michael Bender. Künftig soll verstärkt damit geworben werden, dass bei Firmen- oder Privatfeiern eine Stadtführung vorgeschaltet wird oder Gruppen von außerhalb bei Ausflügen Rundgänge buchen, zum Beispiel vor Besuch von Vorstellungen der Burgfestspiele im Sommer, sieht Claus Kunzmann Potential für weitere Nachfragen.
Der Reigen der Stadtführungen für dieses Jahr wird am 27. März, um 19 Uhr mit einer Nachtwächterführung eröffnet.
Der neue Programm-Flyer wird Ende März kostenlos bei Ämtern und öffentlichen Gebäuden ausliegen sowie in zwei Wochen dem „Bad Vilbeler Anzeiger“ beiliegen.