Bad Vilbel. Mit Behinderung und wie man trotzdem sein Leben meistert, hat das Bad Vilbeler Ehepaar Christine und Rüdiger Hauber viel Erfahrung gesammelt. Einige davon wollen sie ab heute in der von ihnen gegründeten Selbsthilfegruppe BiLi (Behinderte ins Leben integrieren) weitergeben.
Christine Hauber ist beim Behindertentreff der Christuskirchengemeinde aktiv, der einmal monatlich stattfindet. In der Bürgeraktive nimmt sie an einem Englischkurs teil, wurde darauf angesprochen, doch selbst eine Gruppe zu gründen. Christine Hauber ist von Geburt an Spastikerin, ihr Mann leidet unter psychisch gesteuerten Anfällen. Kennengelernt haben sie sich in einer Bielefelder Fachklinik, wo sie als Epilepsie-Patienten hingeschickt wurden. Bei beiden eine Fehldiagnose – wie sich später herausstellte. „Und die Epilepsie-Medikamente haben meine Anfälle damals noch verstärkt“, klagt Herr Hauber. Auch diese Erfahrung motiviert ihn, gemeinsam mit anderen Betroffenen für mehr Aufklärung zu kämpfen.
Für Rollstuhlfahrer und psychisch Erkrankte gebe es derzeit in Bad Vilbel keine Ansprechpartner. Sie hätten bereits vier Betroffene für die Gruppe gewonnen. „In der Zusammenstellung sind wir im Wetteraukreis die Einzigen“, sagt Rüdiger Hauber. Eine Selbsthilfegruppe in Karben habe sich aufgelöst, auch den Gesprächskreis für Eltern behinderter Kinder der Massenheimer Familie Friesenhahn gebe es nicht mehr, sagen die Haubers. Beim ersten Treffen gehe es darum, sich vorzustellen, zu klären, welche Erwartungen bestehen. Aber auch Regeln sollen für das Miteinander sorgen. Wichtig ist den Haubers, dass alle Gespräche vertraulich sind. Auch Ausflüge möchten sie organisieren. Unterstützung haben ihnen ihr Hausarzt und die Bielefelder Klinik zugesichert. Doch es soll auch um solche Fragen gehen: Was ist bei Anträgen beim Versorgungsamt zu beachten? Oder wie bekomme ich einen Behindertenausweis?
Es geht auch um barrierefreie Zugänge. Die fehlten in der Frankfurter Straße, im Hallenbad. Als Rollstuhlfahrerin musste Christine Hauber Briefwahl machen – weil das Wahllokal im Kurhaus für sie nicht erreichbar war. Auch der neue Treppenlift hilft nicht, „ich kann mich nicht ohne Rollstuhl bewegen.“ Sinnvoller sei ein ans Geländer montierter Lift, der auch Rollstühle transportieren könne.
Die Selbsthilfegruppe BiLi trifft sich jeden ersten und dritten Montag im Monat im Haus der Begegnung, Marktplatz 2 – mit barrierefreiem Zugang.