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Abriss statt Ausbau

Marodes Gronauer Feuerwehrhaus soll einem Neubau für Wehr und Vereinen weichen

Die Tage des 45 Jahre alten Gronauer Feuerwehrhauses scheinen gezählt. Der Gronaris-Saal im ersten Stock über der Fahrzeughalle könnte auch nur mit hohem Sanierungsaufwand weiter als Veranstaltungsort genutzt werden. Am selben Standort ist nach dem Abriss ein Neubau geplant – falls das Stadtparlament zustimmt. Foto: Deul
Die Tage des 45 Jahre alten Gronauer Feuerwehrhauses scheinen gezählt. Der Gronaris-Saal im ersten Stock über der Fahrzeughalle könnte auch nur mit hohem Sanierungsaufwand weiter als Veranstaltungsort genutzt werden. Am selben Standort ist nach dem Abriss ein Neubau geplant – falls das Stadtparlament zustimmt. Foto: Deul

Das Feuerwehrhaus im Stadtteil Gronau mit dem Veranstaltungssaal ist so marode, dass ein Neubau günstiger wird als eine Sanierung und ein Ausbau.

Bad Vilbel. Sicher gebe es hinterher immer jemanden, der sage, das hätte man gleich wissen können, sagt der Gronauer Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU), als er im Gronaris-Saal die vierte Projektwerkstatt „Raum für Gronau“ präsentiert. Doch es gehe eben darum, erstmal alles nüchtern abzuwägen.

Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich eine Ideenschmiede, zu der der Ortsbeirat seit September 2012 Bürger, Vereine und die Stadtverwaltung in einen Dialog brachte. Damals sollte herausgefunden werden, welchen Bedarf das Gronauer Gemeinwesen hat.

Badesee gewünscht

Bei der ersten Versammlung gab es noch ein „Wünsch dir was“, die Anregungen reichten von mehr Platz für Vereine für Sport und Versammlungen über Infrastrukturdinge wie Nachtbus, Supermarkt, Geldautomat und beleuchtetem Radweg zur Kernstadt bis hin zu einem Badesee zwischen Gronau und Dortelweil – die Auenlandschaft gibt es dort ja schon.

Übriggeblieben von der Wunschliste ist die klare Forderung, mehr Raum für die Vereine zu schaffen. Ein erstes konkretes Ergebnis war die Anschaffung eines Trennvorhanges für die Breitwiesenhalle, um dort eine Parallelnutzung zu ermöglichen.

Auch drei Jahre später, so zeigt der fast voll besetzte Gronaris-Saal, ist das Interesse groß. Die Feuerwehr mit Wehrführer Gerald Lamb und Stadtbrandinspektor Karl-Heinz Moll, Bürgermeister Thomas Stöhr und CDU-Fraktionschefin Irene Utter hören neben vielen Bürgern aufmerksam zu. Denn unter dem unscheinbaren vierten Treffen verbirgt sich nichts weniger als eine Großbaustelle, die Gronau deutlich aufwerten soll.

Denn die Suche nach mehr Platz, die sich zunächst auf das Feuerwehrhaus samt Gronaris-Saal konzentrierte, führte zunächst direkt in eine Sackgasse. Detailreich schildert Schäfer die immer höheren Hürden der ursprünglich geplanten Sanierung. Mehr Platz, Barrierefreiheit, Parkplätze, Fluchtwege, das waren nur die ersten Stichworte. 2014 wurden für das Gronauer Projekt 20 000 Euro Planungskosten in den Haushalt eingestellt. 300 000 sind es in 2016/17 trotz nicht genehmigten Etats. Ein erster Umbauplan hätte eine kleinere Küche, einen Aufzug, aber auch wegen des zur Seite verlegten Zugangs einen kleineren Spielplatz bedeutet. Klar war schon jetzt: der Aufwand steigt deutlich. Dann kam es richtig dicke.

Marode ohne Ende

Das alte Feuerwehrhaus habe nach 45 Jahren erheblichen Sanierungsbedarf, so Schäfer. Die Bodenplatte ist undicht, Wasser dringt in den Baukörper, auch das Dach müsse angefasst werden. Zudem sei das Gerätehaus zu klein für die Aufmaße neuer Löschfahrzeuge. Die Garagen müssten erneuert werden, da für den Umbau die Statik-Zahlen fehlten. Der Gronaris-Saal müsste komplett erneuert werden, um ihn multifunktionsfähig zu machen. Zudem stünde die energetische Sanierung an.

Das Fazit: Abriss und Neubau kommen billiger. Als Kämmerer stimmte Stöhr zu, damit würde das Vermögen der Gemeinde für die nächsten 40 bis 50 Jahre gemehrt. Auch aus dem Kreis der Zuhörer trauert niemand dem jetzigen Gebäude hinterher. Nicht „Pinselsanierung“, auch nicht ein Scheitern des Projekts, sondern ein Neubau für die Feuerwehr, mit separatem Zugang für die Nutzung durch Vereine und auch Familien sei „der einzig gangbare Weg“, so Schäfer.