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Abschied vom Haus der Eltern

chrismon Chefredakteurin Ursula Ott auf der Alten Brücke in Frankfurt am Main
chrismon Chefredakteurin Ursula Ott auf der Alten Brücke in Frankfurt am Main

Ursula Ott berichtet vom Aufräumen, Loslassen und Bewahren – Lesung am Donnerstag, 25. April, ab 20 Uhr in der Stadtbibliothek

Bad Vilbel. Was machen wir mit dem Ort unserer Kindheit? Dieser Leitfrage geht Ursula Ott, Chefredakteurin des evangelischen Magazins »chrismon« in ihrem gerade erst erschienenen Buch »Das Haus meiner Eltern hat viele Räume. Vom Loslassen, Ausräumen und Bewahren« nach. Sie stellt es bei einer Lesung am Donnerstag, 25. April, 20 Uhr, in der Stadtbibliothek am Niddaplatz vor.

Das Haus, was machen wir bloß mit dem Haus? Tausendfach stehen wir erwachsenen Kinder vor dieser Frage. Unsere Eltern haben gebaut. Das Land aufgebaut nach dem Krieg, ein Haus gebaut, Kinder gezeugt, oft auch Bäume gepflanzt. Jetzt sind die Eltern alt oder schon verstorben. Und wir Kinder wollen nicht einziehen, weil das Haus am falschen Ort steht oder längst nicht mehr passt zu unserem mobilen Leben. Wir müssen ausräumen. Das Haus. Unsere Kindheit.

Autorin Ursula Ott, Jahrgang 1963, schildert, wie man vom Elternhaus ohne schlechtes Gewissen Abschied nehmen kann. Wie man die Dinge des Lebens noch einmal anschaut.
Vieles, was man ausräumt, ist belastet. Man findet Urkunden mit Hakenkreuzen. War Opa doch ein Nazi? Man und vor allem frau findet sehr viele Tortenschaufeln, Vorlegegabeln und Küchengeräte. Und wird zornig: warum nur hat Mutter seinerzeit den Beruf aufgegeben? Mit welchen Aufträgen und widersprüchlichen Rollenerwartungen sind wir Baby Boomer aufgewachsen?

Aus der transgenerationalen Psychologie und der Epigenetik wissen wir: Die Generation der Kriegsenkel muss sich den Erinnerungen und vor allem den Traumata der Kriegsgeneration stellen. Sonst vererben wir sie weiter an unsere Kinder. Der Abschied vom Haus ist eine gute Gelegenheit, sich mit der eigenen Geschichte zu versöhnen.
In Otts Buch wechselt die persönliche Ebene ab mit einem Blick aufs Ganze. Befragt wurden Psychologinnen, Museumskuratoren und Familienanwältinnen. Ein praktischer Teil – wohin mit den Fundstücken – ergänzt die Erzählung.

Der Eintritt zur Lesung in der Stadtbibliothek kostet 8, ermäßigt 5 Euro. Im Vorverkauf gibt’s Tickets im Kartenbüro der Stadt, Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon (06101) 559455. (hir)