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Abschied von neuer Sporthalle – Sportvereine überlegen, ein Gesundheitszentrum, notfalls auch in Eigenregie, zu bauen

Karben. Ein kräftiger Schuss, doch der Torwart pariert. So soll es auch beim nächsten Turnier laufen, findet Jugendtrainer Michael Clarius von der KSG Groß-Karben. Seine Mannschaft bereitet sich in der Großsporthalle der Kurt-Schumacher-Schule darauf vor.

„Winter ist Winter“, sagt Clarius. Oft sei dann der Außenplatz wegen Schnees oder Nässe unbespielbar. Zugleich würden im Winter aber fast jedes Wochenende die Hallenturniere ausgetragen. „Und für die muss man auch in der Halle trainieren“, erklärt der Trainer. Dass die Jungs von November bis Februar in der Halle trainieren können, war ein harter Kampf. Jahrelang drängelte Clarius, bekam dann endlich die Eindreiviertelstunden zugebilligt.

Hat Karben also zu wenig Kapazitäten in den Sporthallen? Jein, sagt der Sportentwicklungsplan der Stadt. Der wurde vergangenes Jahr vorgelegt, forderte jedoch mehr kleinere Übungsräume für Gesundheits- und Trendsportarten. Das bestätigt Arge-Vize Jörg K. Wulf, der Vorsitzende des KSV Klein-Karben auf einer Pressekonferenz der Arge Sport. Doch dass der Plan keine Aussage über den Hallenbedarf mache, darüber seien die Vereine „nicht ganz glücklich“.

Sie nehmen jedoch langsam Abschied von ihrem Wunsch nach einer neuen Sporthalle an der Waldhohl. „Natürlich wären wir glücklich, wenn die Stadt das bezahlte“, sagt Wulf. Wenn sie es aber ablehne, mache die Halle zu fordern keinen Sinn.

Also wollten die Vereine die Hallenkapazitäten besser auszunutzen, wie es der Plan empfiehlt. „Es ist schwierig, wenn eine Halle mit drei Sportlern belegt ist, während sie zwei Mannschaften gern nutzen würden“, sagt Wulf. Viele Vereine verteidigten ihre Hallenzeiten vehement. Als Lösung schlägt der Plan Nutzungsgebühren vor. Die finden auch die Arge-Chefs gut. Die Zahlungen der Vereine sollen dabei aber vollständig zurückfließen.

Auch wünschen sich die Vereine, dass die Stadt ihnen weitere für den Sport nutzbare Übungsräume zur Verfügung stellt. „Für alles, wofür man nicht groß Geräte braucht – wie Yoga, Pilates oder Tai-Chi“, sagt Arge-Vorsitzender Martin Menn. Die Vereine denken dabei an den Dorftreff in Rendel, weitere Räume im Bürgerhaus Petterweil und den Saal der Turnhalle in der Christinenstraße, die die Stadt gerade von der KSG übernahm. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) verspricht schnelle Umsetzung. Er hofft, wie die Vereinsoberen, dass durch die Verlagerung der Kurse Kapazitäten in den Hallen frei werden, damit Badminton-Teams, Leistungsturner, Landesliga-Volleyballer dort mehr Zeiten bekommen. Neue Übungsräume seien essentiell für die Vereine, sagt Wulf, damit sie mehr Kurse anbieten könnten. „Die sind überlebenswichtig“ als Einnahmequelle. Weil die städtischen Räume dafür wohl nicht ausreichen, schlägt der Sportplan vor, ein Sport- und Fitnesszentrum zu bauen.

Das zu übernehmen lehnt die Stadt aber ebenso ab. Deshalb wollen die Vereine nun beratschlagen, wie sie es selbst stemmen könnten. Dafür wollen sie sich Beispiele anschauen und bitten die Stadt, beratend zur Seite zu stehen. Das sagte Rahn bereits zu.

In den sechs Breitensportvereinen der Stadt nähere man sich dem Thema „sehr zurückhaltend“, räumt Menn ein. Kein Wunder, wären doch zwei bis vier Millionen Euro zu stemmen – wohl für jeden der Vereine alleine zu viel Geld.

KSV-Chef Wulf rechnet damit, dass der Zwang zur Professionalisierung die Vereine ohnehin zusammenrücken lasse. Um eine baldige Lösung kämen die Sportvereine nicht herum, warnt Wulf und weiß: „Da ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.“ (den)