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Alte Zöpfe abgeschnitten

Martina Radgen (l.), Ulrike Mey und Thorsten Mebus feierten am Sonntag ihre drei Jubiläen. Foto: Niklas Mag
Martina Radgen (l.), Ulrike Mey und Thorsten Mebus feierten am Sonntag ihre drei Jubiläen. Foto: Niklas Mag

Jubilare der Chrisuskirchengemeinde haben viel Veränderung bewirkt

Bad Vilbel. Martina Radgen, Ulrike Mey und Thorsten Mebus feierten kürzlich drei verschiedene Jubiläen. 30, 20 und 15 Jahre gehören sie bereits dem Team der Christuskirchengemeinde an.

Gemeindepädagogin Martina Radgen ist am längsten in der Gemeinde beschäftigt. »Ich habe damals mein Anerkennungsjahr hier gemacht und eine völlig zerstrittene Gemeinde vorgefunden«, erinnert sie sich. Vor der Stelle sei sie sogar explizit gewarnt worden, denn in der Gemeinde habe intern Chaos und böses Blut wegen allen möglichen Dingen geherrscht.
»Damals fand hier Jugendarbeit noch völlig anders statt. Sie war von Gottesdiensten ganz strikt getrennt.« Der damalige Gemeindepädagoge habe ein offenes Jugendhaus geführt. »Ich habe schnell Lust bekommen auf die Jugendarbeit, und unter anderem waren wir von diesem Jugendtreff es, die das erste Gemeindefest mitorganisiert haben.« Ein Wendepukt sei die Einstellung des heutigen Pfarrers Klaus Neumeier gewesen: »Es wurde harmonischer, es durften alle Ideen umgesetzt werden, und die Gemeinde hat das nach den schwierigen Streit-Jahren auch alles aufgesaugt«, so Radgen.

Neue Strukturen
Pfarrerin Ulrike Mey bekleidet außer Neumeier und Ingo Schütz eine der zweieinhalb Pfarrstellen in der Gemeinde und ist seit 20 Jahren dort. »Ich hatte kaum Berufserfahrung, und mein Vorgänger war sehr lange hier. Man hat mich sehr herzlich empfangen. Ich war damals tatsächlich die einzige Pfarrerin im Dekanat.« Im Jahr 2000 habe sich die Gemeinde mit Besuchsaktionen sehr um ihre Mitglieder gekümmert, die alten Zöpfe aus den 60er Jahren seien abgeschnitten gewesen, auch baulich habe sich das Gelände am Grünen Weg stark verändert. »2001 haben wir Strukturen verändert, damit wir intern effizienter arbeiten können. An dieser Stelle haben wir dann auch gemerkt, dass wir früher oder später noch jemanden brauchen werden.«

Mit Thorsten Mebus war dieser Jemand gefunden. Dank seiner musikalischen Kenntnisse konnte auch die Baustelle Musik endlich beendet werden. »Hier gab es lange eine klassische Kantorei. Ich glaube, dass uns im Bereich der Musik sehr nachhaltige Veränderungen gelungen sind«, meint der Gemeindereferent. Immerhin umfasse der Gospelchor, den er seit Jahren leitet, über 80 Mitglieder. Hinzukommen unter anderem noch ein Kinderchor, mehrere Bands und musikalische Großprojekte wie das Luther-Musical vor einigen Jahren.

Der Aspekt der Musik sei es schließlich auch gewesen, der das Gemeindeleben angefacht und angeregt habe. »Die Leute machen hier nicht nur Musik. Sie bringen sich nachhaltig ein, fühlen sich als Teil der Gemeinde und gehen hier ein und aus«, berichtet Mebus unter Zustimmung seiner beiden Kolleginnen.
Zudem sei die Musik ein gutes Mittel, um mit der Gemeindearbeit nach außen zu gehen. Auch wenn die Gemeinde heute deutlich harmonischer und aktiver sei als vor 30 Jahren, wissen alle drei, dass die Innovation nicht stillstehen darf: »Wo wir uns künftig am intensivsten mit beschäftigen werden, ist das Neubaugebiet Quellenpark«, so Radgen. Die Gemeinde habe als Träger eine der neuen Kitas dort übernommen und hoffe so, unter den jungen Familien gleich bekannt zu werden.

Denn auch wenn die Christuskirchengemeinde über ein sehr aktives und modernes Gemeindeleben verfügt, kämpft die Gemeinde wie jeder Verein und jede andere Gemeinde gegen Mitgliederschwund: »Es wird immer schwerer, Leute über längere Zeit zu binden«, weiß Ulrike Mey. »Allein die längeren Schulzeiten führen da schon zu Problemen, Deshalb versuchen wir verstärkt, Familien anzusprechen und wollen in den neuen Stadtteilen über die Kita hinaus Veranstaltungen anbieten.«

Neue Halbe Stelle
Um diese Mehrarbeit abdecken zu können, habe die Gemeinde eine weitere halbe Stelle ausgeschrieben. »Das wird außerdem frischen Wind in die Gemeindearbeit bringen, denn nach einer Weile, in der es gut läuft, besteht immer die Gefahr, betriebsblind zu werden«, fürchtet Thorsten Mebus. »Ich glaube wir haben wieder Luft nach oben.« Ulrike Mey ergänzt: »Unsere Stärke ist, dass wir gut vernetzt sind.«
Die Stelle von Mebus wird zu 100 Prozent über den Förderverein finanziert. somit gilt auch ihm ein ausdrücklicher Dank der drei Jubilare. »Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass es so viele Menschen hier gibt, die spenden«, so Mebus. Die Gemeinde könnte sich ansonsten weder die musikalische Arbeit leisten, die einen wesentlichen Kern des Gemeindelebens ausmacht, und müsste auch sonst deutlich kleinere Sprünge machen.

 

Von 5400 auf unter 4000 geschrumpft

Als Martina Radgen vor 30 Jahren die Stelle der Gemeindepädagogin antrat, hatte die Christuskirchengemeinde noch 5400 Mitglieder. Der Mitgliederschwund trifft auch die CK hart, denn heute sind es weniger als 4000. Um gemeinsam effektiver zu sein, haben sich die evangelischen Gemeinden Bad Vilbels vor wenigen Jahren im »Rat der evangelischen Gemeinden« zusammengefunden.  (nma)