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Archiv für alte Filme

Präsentieren die Filmmomente der Bad Vilbeler Geschichte (von links): Dennis DiRienzo, Stefan Kunz und Claus-Günther Kunzmann. Foto: Niklas Mag
Präsentieren die Filmmomente der Bad Vilbeler Geschichte (von links): Dennis DiRienzo, Stefan Kunz und Claus-Günther Kunzmann. Foto: Niklas Mag

Mit Sicherheit hat jeder schon einmal alte Fotos von verschiedenen Orten in Bad Vilbel gesehen. Doch wie sieht es mit bewegten Bildern aus? Wie sah Bad Vilbel im vergangenen Jahrhundert aus, wie haben sich die Menschen der Stadt durch die Jahrzehnte hindurch verändert? Der Bad Vilbeler Verein für Geschichte und Heimatpflege sammelt jetzt alte Privatfilme.

Bad Vilbel. „Beim Durchstöbern unserer Archive ist uns aufgefallen, dass wir zwar viele alte Fotos von Bad Vilbel archiviert haben, aber nahezu keine Filmbestände“, erläutert Stefan Kunz vom Vorstand des Vereines. „Ich habe mich dem dann angenommen und mich im näheren Umfeld mal umgehört“, fährt er fort.

Die Suche sei überaus erfolgreich gewesen, denn bereits bei der Erstrecherche sei genug Material aus Privatbeständen zusammengekommen, um einen abendfüllenden Kinofilm daraus zu machen.

Amateuraufnahmen

„Es sind überwiegend Amateuraufnahmen aus privater Hand. Mittlerweile arbeite ich seit eineinhalb Jahren an der Fertigstellung eines Films“, so Kunz.

Hilfe bekommt er dabei von seinem sechzehnjährigen Sohn, der unter Regie seines Vaters die Computerarbeit erledigt hat. „Wir haben die Filme digitalisieren lassen und nachvertont, danach dann aufwändig geschnitten“, schildert Kunz. „Das bearbeitete Material wollen wir nun der Öffentlichkeit präsentieren.“

Der nun entstandene Film beginnt mit ersten Aufnahmen aus dem Jahre 1934. Zu sehen ist ein Stadtporträt über die Bad Vilbeler Quellen. Die 1940er-Jahre hätten bisher nicht viel Material hergegeben, dafür aber seien gute Aufnahmen aus dem Jahre 1950 vorhanden. Es handelt sich um den ersten Farbfilm über Bad Vilbel, in dem die 125-Jahr-Feier zum Bad Vilbeler Markt dokumentiert wurde.

„Es ist unglaublich spannend, die Stadtentwicklung zu sehen“, findet Kunzmann. Denn auch die 60er-Jahre halten tolle und überraschende Aufnahmen bereit. Kaum jemand dürfte bis zu dem Bericht des „Bad Vilbeler Anzeigers“ vor einiger Zeit überhaupt (noch) gewusst haben, dass in Vilbel Grasbahnrennen gefahren wurden. 125 Fahrer aus dem ganzen Bundesgebiet fuhren während der 60er-Jahre die Motorradrennen vor einem begeisterten Publikum von knapp 4000 Menschen. Die spätesten Aufnahmen, die in den Film einflossen, seien aus den späteren 80er- und frühen 90er-Jahren. In diesen Bildern wird die Schließung der Ludwigsquelle dokumentiert.

Doch der 75-minütige Streifen hat noch mehr zu bieten. So wird jeder Zeitblock von einer zeitgenössischen Werbeeinblendung abgeschlossen. Die Werbespots haben alle einen Bezug zu Bad Vilbel und stellen den Zeitgeist noch einmal ganz anders da: „In den 30er-Jahren wurden einfach Werbedias in den Projektor gehalten, um ein Produkt zu bewerben“, erläutert Kunz.

Mehr als 400 Arbeitsstunden haben Stefan Kunz und sein Sohn in die Fertigstellung des Films gesteckt. Auch Dennis DiRienzo ist schon länger damit beschäftigt, den Film für das Kino aufzubereiten, doch auch er ist begeistert: „Das ist kommunales Kino in seiner reinsten Form“, freut sich der Cineast.

Doch dieser Kinofilm soll nur der Anfang sein. Es könne weitere Filme geben. Aber nicht nur für zukünftige Kinofilme sind die Privataufnahmen vom heimischen Speicher so wichtig. Denn eigentlich geht es dem Verein darum, möglichst viel Filmmaterial für das Archiv zusammenzutragen. „Es war gerade in den 60er- und 70er-Jahren sehr modisch, zu filmen, deshalb glauben wir, dass noch viel Material auf den Bad Vilbeler Dachböden herumliegt“, so Claus-Günther Kunzmann.

Eindrücke der Zeit

„Viele Leute wissen sicher gar nicht, wie wertvoll diese Aufnahmen für uns sind. Gerade frühe Aufnahmen des Heilsbergs oder auch Familienfeiern sind wichtige Aufnahmen. Wir hoffen, diese von der Bevölkerung zur Verfügung gestellt zu bekommen“, fährt Kunzmann fort.

Eine Konfirmation aus dem vergangenen Jahrhundert, der Abriss der Sankt-Nikolaus Kirche oder auch frühe Aufnahmen der Alten Mühle, all dieses Material wird für das Archiv benötigt. „Bei den Privataufnahmen geht es uns nicht darum zu sehen, ob jemand bei der Feier betrunken war oder nicht, sondern um einen Eindruck aus der Zeit zu erhalten und diesen auch in unseren Archiven zu bewahren“, stellt Claus-Günther Kunzmann klar. Die Aufnahmen würden digitalisiert, danach könne man das Material wieder zurück erhalten, so Kunzmann. Besitzer alter Aufnahmen können sich unter Telefon (0 61 01) 55 93 11 an den Fachbereich Kultur der Stadt Bad Vilbel wenden.