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Auf Heller und Pfennig – Regina Kiy-Levy hat die Eröffnungsbilanz der Gemeinde zusammengestellt

Was kostet die Burgstraße? Wie viel ist die Trauerhalle des Friedhofs wert, was bekäme man für den Verkauf des Rathauses? Derlei Fragen haben Rathausmitarbeiterin Regina Kiy-Levy Jahre beschäftigt. Sie hat all das herausgefunden und in der Eröffnungsbilanz der Gemeinde Niederdorfelden vermerkt.

Niederdorfelden. Die Umstellung auf die Doppik, die doppelte Buchführung, macht es nötig: Jede hessische Kommune muss feststellen, wie viel Vermögen sie besitzt. Für Niederdorfelden hat Regina Kiy-Levy diese Mammut-Aufgabe bewältigt. 2007 wurde die Bilanzbuchhalterin eigens dafür im Rathaus angestellt. Eigentlich mit vier Stunden pro Tag. „Das hat gerade in den vergangenen Monaten nicht gelangt, da sind zahlreiche Überstunden angefallen“, sagt die 54-Jährige schmunzelnd.

Jeder Acker erwähnt

Bis ins kleinste Detail hat Kiy-Levy ermittelt, über welche Werte Niederdorfelden verfügt. Mit zum Teil kuriosen Aufgabenstellungen: Die Rathausmitarbeiterin musste etwa herausfinden, wie viel der Niederdorfeldener Wald wert ist. „Da gibt es natürlich Richtwerte“, sagt sie. 17 Cent pro Quadratmeter für den Baumbestand und 34 Cent für den Waldboden etwa.

Ähnlich ist Kiy-Levy bei all den Straßen, Kanälen, Möbeln, dem gemeindlichen Fuhrpark, Ampeln, Straßenlaternen, Bushäuschen, Spielgeräten, Parkplätzen und Friedhofsanlagen verfahren. Immerhin: Jeden Stuhl im Rathaus musste sie nicht erfassen: „Es gibt eine Bewertungsgrenze von 3000 Euro.“

Dafür hat die Bilanz-Expertin allein für die Aufstellung aller Gemeindegrundstücke 2151 Datensätze ausgewertet. „Ich musste jeden Acker einzeln berechnen, herausfinden, ob er überhaupt noch der Gemeinde gehört, an wen er verpachtet ist, was er einmal gekostet hat“, erklärt Regina Kiy-Levy.

Zum Teil haben Fachleute geholfen. Etwa bei der Bewertung der Straßen und Gehwege. „Ein Ingenieurbüro ist alle Straßen des Ortes abgelaufen und hat die Schäden ermittelt, um einen realistischen Wert herauszufinden“, erörtert Bürgermeister Klaus Büttner (SPD). Straßen, die vor 1984 gebaut wurden, haben ohnehin nur noch einen „Erinnerungswert“ von einem Euro. Das liegt daran, dass sie auf 25 Jahre abgeschrieben werden. Dieses buchhalterische Detail ist es unter anderem, das zu einer weiteren Beachtlichkeit geführt hat: Der Aufbau des Niederdorfeldener Rathauses, im Jahr 1985 für stolze 441 000 Euro errichtet, hat heute ebenfalls nur noch einen symbolischen Wert von einem Euro.

Kita auf Spitzenplatz

Das gesamte Rathaus und Bürgerhaus mit dem 1971 gebauten Ursprungs-Gebäude kommt somit auf einen Restwert von 217 000 Euro. Diese recht klägliche Bilanz liegt aber auch am äußerst sanierungsbedürftigen Zustand der Immobilie, wie Regina Kiy-Levy erläutert: „Es gibt keinerlei Dämmung in diesem Gebäudeteil, die Fenster sind veraltet. Deshalb habe ich zusätzlich zur regulären Abschreibung eine Sonderabschreibung von 176 000 Euro vorgenommen.“

Das wertvollste Gebäude, das die Gemeinde derzeit besitzt, ist das der Kindertagesstätte 100 Morgenwald im Neubaugebiet Hainspiel. Das Haus wurde erst 2006 gebaut und ist heute noch rund eine Million Euro wert. Auch das Feuerwehrhaus belegt mit 741 000 Euro einen Spitzenplatz beim Niederdorfeldener Vermögen.

Man habe sich um eine möglichst realistische Eröffnungsbilanz bemüht, betont Bürgermeister Büttner. Bei Richtwerten, die Spielraum zugelassen hätten, habe man eher konservativ bewertet. „Wir wollen schließlich keine geschönte Eröffnungsbilanz.“

Das umfangreiche Zahlenwerk liegt derzeit dem Rechnungsprüfer des Main-Kinzig-Kreises vor. Danach wird die Eröffnungsbilanz Niederdorfeldens Gemeindevertretern vorgelegt und unter anderem im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert.

Die Gemeindevertreter sind es auch, die die Bilanz am Ende beschließen werden. Das soll laut Bürgermeister Büttner bereits in der nächsten Parlamentssitzung am Donnerstag, 14. Juni, geschehen. (zlp)