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Ausstellung mit neuen Skulpturen im Massenheimer Erlenbach-Park eröffnet

Das weiße Fohlen von Anne-Marie Kuprat wirkt quicklebendig und wie aus dem Märchenwald entsprungen. Foto: Fauerbach
Das weiße Fohlen von Anne-Marie Kuprat wirkt quicklebendig und wie aus dem Märchenwald entsprungen. Foto: Fauerbach

Spaziergänger, aufgepasst: Gleich sieben neue Werke gibt’s seit dem Wochenende bei der Massenheimer Auenkunst zu entdecken. Wir haben Kuratorin Astrid Gräfin von Luxburg auf ihrer Eröffnungstour am Wochenende begleitet und uns erklären lassen, was hinter den ungewöhnlichen Skulpturen steckt.

Bad Vilbel. Wer das schneeweiße Fohlen schon kennt, das gleich zu Anfang zwischen Bäumen des Parks auftaucht, dürfte sich bei einem neuerlichen Spaziergang durch die Massenheimer Erlenbach-Aue freuen: Die rheinhessische Künstlerin Anne-Marie Kuprat hat für den neuen Ausstellungszyklus eine weitere Skulptur dort aufgestellt.

Seit mehr als zehn Jahren präsentieren renommierte Künstler zwischen Erlen und Weiden und auf den Wiesen entlang des Baches ihre Figuren und Plastiken. Nun sind wie jedes Jahr vertraute Werke weitergezogen und neue hinzugekommen. Kuratorin Astrid Gräfin von Luxburg hat den neuen Skulpturenpark zusammengestellt.

„Ein bewundernswertes Tierporträt“, urteilt die Kunsthistorikerin nun mit Blick auf den Sockel vor ihr, auf der Kuprats „Große Kupferziege“ steht, geformt aus 14 Millimeter dickem Kupferrohr und Draht – und genauso lebendig wie das Fohlen auch. Die Tiere entsprängen zwar der Fantasie der Künstlerin, erzählt von Luxburg, basierten aber auf genauen Bewegungsstudien. Vorläufer der kupfernen war eine Ziege aus Weidengeflecht – letztlich zu vergänglich für einen Standort im Freien. Stattdessen sticht nun die geweißte „Kupferziege“ aus dem Grün der Erlenbach-Aue hervor.

Patina angesetzt

Von Skulptur zu Skulptur wandelt die Kuratorin durch den romantischen Auenpark, einen Tross Kunstinteressierter im Gefolge. Unter den Füßen knacken die herabgefallenen Eicheln. Manche Kunstwerke haben schon Patina angesetzt, wie der „Alligator“ von Klaus Pfeiffer am Bachrand. Ein Anschieben und der „Bewegstein“ (Regina Planz, Martin Steinmetz) dreht sich um die stählerne Achse. Wie das geht, macht Planz selbst vor. Sie ist wie einige andere Künstler bei der Eröffnung dabei.

Gleich mit drei Skulpturen ist erstmals Matthias Nikolaus vertreten, der sein Atelier in Bad Dürckheim hat. Sein Objekt „Spiegelung“ aus Sandstein und Cortenstahl, ist Opfer von Vandalismus geworden. „Es müssen Menschen mit großer zerstörerischer Energie den Stein umgestoßen haben, obwohl er mit einer Bodenplatte fest verbunden ist“, sagt von Luxburg.

Sie sei „völlig frustriert“. Wenige Tage zuvor habe sie noch gedacht, die Kunst habe über die Zerstörungswut triumphiert. Die „Raumwelt“ der Künstlerin Susann Geel musste bereits 2017 durch eine Plexiglas-Hülle geschützt werden.

Wenige Schritte weiter warten zwei intakte Objekte von Nikolaus: Der Künstler lehnt sich für ein Foto an den „Männlichen Torso“ aus Sandstein und Cortenstahl. „Aus der Kombination der zwei Materialien gewinnen die Skulpturen ihren Reiz“, erklärt von Luxburg. Kurz dahinter folgt der „Hirte“, eine schmale, überlange Silhouette aus Stahl. Die Inspiration dafür hatte er auf einer Wanderung durch Kenia gefunden. „Landschaft“ hat Friedhelm Welge einen Stein tituliert, den er bearbeitet hat, bis sich ihm die innere Gestalt als Archetyp des Weiblichen erschloss. Der Künstler „horche in den Stein hinein“ und lasse diesen manchmal jahrelang in der Werkstatt liegen, erklärte von Luxburg.

Bild aus Muschelkalk

Ergebnis eines langen Arbeitsprozesses ist auch das Objekt „Durchbohrt, Enthauptet“, gearbeitet aus hartem französischem Muschelkalk. Es sei die bildhauerische Antwort auf menschliches Leid, erklärt von Luxburg. Welge habe zehn Jahre lang an dem „Projekt 14“ gearbeitet, das sich auf die mittelalterliche Verehrung von 14 Heiligen, den „Nothelfern“ beziehe. Die Durchbohrung des heiligen Georg zeigt Welge ganz minimalistisch in Form der Bohrungen, die an der Rückseite des Steines zu erkennen sind.

Claus-Günther Kunstmann, Leiter des Fachbereiches Kultur, spricht aus, was viele Besucher empfanden: Man fühle sich wie in eine andere Welt versetzt, denn hier sei es geglückt, Kunst und Natur zusammenzubringen. Der Kuratorin sei es mit sensibler Hand und viel Kunstverstand gelungen, die Auenkunst weiterzuentwickeln.


Führungen auf Anfrage: Die Massenheimer Auenkunst ist Teil einer öffentlichen Grünanlage. Start ist im Harheimer Weg, Ecke Breite Straße. Auch über die Mühlenstraße kann sie erreicht werden. Führungen gibt’s auf Anfrage bei Astrid von Luxburg, unter (01 76) 51 22 31 63 oder info@kultur-erlebnis.de.