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Bahn frei für den Ausbau

Bäume fallen für Behelfszufahrten • Bürger sollen vor Lkw-Verkehr verschont werden

Auf vollen Touren laufen die vorbereitenden Arbeiten für den Ausbau der Bahn in Bad Vilbel. Denn die Zeit drängt für die Planer. Auch weil Klagen für Verzögerungen gesorgt hatten.

Bad Vilbel. Bis zum 1. März, dem Beginn der Brut- und Setzzeit, hatte die Deutsche Bahn noch Zeit, um weitere Rodungen vorzunehmen. Der Großteil der Arbeiten war schon vorige Woche erledigt. Zu beobachten ist das entlang der Bundesstraße (B 3) an der großen Brücke über der Nidda, wo zu beiden Seiten großflächig Bäume entfernt gefällt.

Die Natur muss leiden, um Bad Vilbeler Bürger zu schonen. Denn die Bahn will die Strecke zwischen Berkersheim und dem Bad Vilbeler Südbahnhof auf vier Gleise erweitern, ohne dass sich unzählige Lastwagen durch die Stadt wälzen müssen.

Gericht weist Klagen ab

Dafür entsteht an der B 3 in südlicher Richtung eine Abfahrt kurz vor der Nidda-Brücke. Auf der gegenüberliegenden Seite in Richtung Friedberg hingegen wird eine Auffahrt gebaut. Um die über die sehr schräge Böschung zu bekommen, wurden bereits über eine Strecke von mehreren hundert Metern Bäume gefällt. Unterhalb der B 3-Brücke wird dann eine Pionierbrücke gebaut, über die die für den Erdtransport vorgesehenen Lastwagen über die Nidda setzen können. Dann befinden sie sich direkt an den Bahngleisen und können so die Strecke zwischen Berkersheim und Bad Vilbel bedienen. Das reicht bis in die verlängerte Wiesengasse. Dafür wird dann auch die Unterführung für Fußgänger und Radfahrer am Berkersheimer Weg gesperrt (wir berichteten).

Doch gerade hier traten für die Bahn Verzögerungen auf. Es ging unter anderem um Zäune, Gartenhütten und Bäume. Denn Eigentümer hatten hier gegen den Bedarf der Bahn Eileinsprüche eingelegt, geklagt und auf ihr Eigentum gepocht. „Wir haben Angebote entsprechend der Bodenrichtwerte vorgelegt, auch mit Schätzungen der darauf befindlichen Anlagen. Doch das hat nicht funktioniert“, erläutert dazu die Teamleiterin Grunderwerb für dieses Projekt.

Doch die Besitzer wollten sich nicht trennen – oder mehr Geld für ihren Grund haben. Der hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel (VGH) hatte der Bahn bis zu einer Entscheidung zur Auflage gemacht, keine „vollendeten oder irreparablen Tatsachen zu schaffen“.

„Dem kamen wir nach“, sagt die Teamleiterin. Am 30. Januar hatte der VGH die von Eigentümern und Pächtern gestellten Eilanträge abgewiesen, sie müssen das Land nun zur Verfügung stellen. Manche erhalten es nach dem Bau – mit Gartenhütte – zurück, andere bleiben dauerhaft überbaut.

In Bad Vilbel hatte es nur zwei Klagen gegeben, in Berkersheim waren es deutlich mehr. Auch eine zweite Klagewelle hat die Bahn inzwischen so gut wie überstanden. Auch hier darf die Bahn nun fällen. Weitere Klagen seien zu erwarten, dann wohl vor allem aus Ginnheim und Eschersheim.

Doch damit wurde es zeitlich eng für die Bahn. Denn am 1. März beginnt die Brut- und Setzzeit, damit sind Baumfällungen nur noch in begründeten Einzelfällen gestattet.

Pause zum Hessentag

Ist der Weg frei, muss er entsprechend der künftigen Belastungen ausgebaut und abgesichert werden. Die Arbeiten an der Bahn werden sich dann von Berkersheim und Bad Vilbel auf die Pionierbrücke zubewegen. Am nördlichsten erreichbaren Stück, wo die Nidda unter der Kasseler Straße verläuft, verlegt derzeit noch die Ovag eine Fernwasserleitung, um dem Bahnausbau Platz zu machen. „Sobald die fertig sind, gehen wir dort heran“, sagt der Bahnsprecher. Dann wird dort eine Stützwand errichtet, um die zusätzlichen Gleise zu fassen.

Somit sollen Bad Vilbeler zumindest vom Lastwagenverkehr in diesem Bereich nur wenig mitbekommen. Ist die Nidda einmal in Richtung Nordbahnhof überquert, wird das nicht mehr funktionieren. Dann werden die Laster über die Homburger Straße fahren müssen.

Die erweiterte Bahnstrecke zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel soll bis 2022 in Betrieb gehen. Doch für Bad Vilbel liegen mitten in dieser Zeit noch zehn wichtige Tage: Im Juni 2020 steht der Hessentag in Bad Vilbel an. Mit sicherlich mehr als einer Million Besuchern. „Wir befinden uns hier in Gesprächen mit der Stadt“, sagt der Bahnsprecher. So soll der Südbahnhof verstärkt bedient werden, um die Gäste des Festes an- und abfahren zu können. „Der Fahrplan wird entsprechend koordiniert“, sagt der Sprecher.