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Bambi darf nicht sterben

Die Ernte kostet jährlich viele Rehkitze das Leben – Tierschützer durchsuchen vorab die Felder

Tierschützerin Martina Koch (r.) demonstriert, wie sich die Helfer mit dem langen Stock durch die Felder bewegen können. Foto: Pegelow
Tierschützerin Martina Koch (r.) demonstriert, wie sich die Helfer mit dem langen Stock durch die Felder bewegen können. Foto: Pegelow

Wenn auf den Feldern die Ernte beginnt, sind junge Rehe in Lebensgefahr. Damit sie nicht von Mähwerken getötet werden, haben Karbens Tierschützer eine Strategie entwickelt. Sie durchkämmen die Felder vorab.

 

Karben. „Bitte immer eine Linie einhalten und aufschließen“, ruft Martina Koch. Elf freiwillige Helfer, die sich beim Karbener Tierschutzverein zur Rehkitzrettung gemeldet haben, sind an diesem späten Nachmittag auf dem Festplatz Klein-Karben erschienen, um zu üben. Sie haben eine Armlänge Abstand zueinander und bewegen sich mit den drei Organisatorinnen der Rehkitzrettung auf der Wiese vorwärts. Zwischendurch gibt es immer wieder Tipps von Martina Koch, Stephanie Ketter und Sabine Walther. Diese Übung soll die Teilnehmer auf die Rehkitzrettungsaktionen vorbereiten.

Das ist sinnvoll, denn die jeweiligen Aktionen müssen geordnet vonstatten gehen. Die meisten, die sich zu dieser Übung versammelt haben, wollen erstmals bei einer solchen Aktion mitwirken. Deshalb erklärt das Trio des Tierschutzvereins zunächst einmal die korrekte Ausrüstung. Dazu gehören eine Mütze, Trinkwasser, ein Handtuch, feste Schuhe, lange Hosen und langärmelige Shirts oder Jacken.

Seit drei Jahren dabei

„Wir gehen bei Wind und Wetter durch die Felder“, informiert Sabine Walther. „Und dafür braucht man die richtige Ausrüstung.“ Von kurzen Hosen beispielsweise rät sie auch bei warmem Wetter ab, da die Teilnehmer häufig durch mannshohe Pflanzen laufen. Die Tierschützerin spricht aus Erfahrung, denn schon seit drei Jahren gibt es bei den Karbener Tierfreunden diese Rettungsaktion. Sie hat dabei auch gelernt, dass man sich am besten „Schuhe für danach“ mitbringt. Manchmal seien die Stiefel voller Matsch, damit wolle sie dann nicht mehr ins Auto steigen.

An diesem Tag geht es vor allem darum, wie sich die Teilnehmer in den Feldern vorwärts bewegen sollen. Es gilt nämlich, die am Boden liegenden Rehkitze aufzuspüren, um sie vor dem sicheren Tod durch die scharfen Klingen des Mähwerks zu bewahren. Die neuen Teilnehmer werden zunächst darüber informiert, dass die Aktionen nicht ohne den Landwirt und den Jagdpächter ablaufen. Der Landwirt informiere den Jagdpächter, wann er beispielsweise das Gras ernten möchte, dann informiere der Pächter die Tierschützer. Gemeinsam mit dem Jagdpächter würden dann die Felder abgesucht.

Die Teilnehmer erfahren, wie das praktisch geht. Am besten solle sich jeder einen langen Stiel mitbringen, etwa einen Besenstiel. Dann stellen sich die Retter in einer Reihe auf und laufen los, wobei sie den Stiel immer am Boden sozusagen in einem Halbkreis bewegen. „Wir wollen die jungen Rehkitze finden, die noch keinen Fluchtreflex haben“, erklärt Sabine Walther. Im vergangenen Jahr habe man tatsächlich ein Rehkitz gefunden, das im hohen Gras gelegen habe. „Der Jagdpächter hat die Stelle dann markiert.“ Oft sei es so, dass allein das Durchkämmen der Felder das Niederwild aufscheuche.

Die Einsätze laufen oft zwischen 17 und 19 Uhr ab. Manchmal sei eine Wildscheuche im Einsatz. Die gebe „digitale Töne“ von sich und solle die Tiere vergrämen. Es gibt noch einige Fragen, dann werden Flyer verteilt, Adressen und Mobilfunknummern getauscht. Über Whats-App erfolgt dann die „Alarmierung“ der freiwilligen Helfer. 50 haben sich nach Angaben der Tierschützer in diesem Jahr gemeldet.