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bbw platzt aus allen Nähten

So könnte der Erweiterungsbau des Berufsbildungswerks Südhessen einmal aussehen. Animation: Privat
So könnte der Erweiterungsbau des Berufsbildungswerks Südhessen einmal aussehen. Animation: Privat

Karben. Das Berufsbildungswerk Südhessen wächst und wächst. Es platzt schon seit Jahren aus allen Nähten. Weil ein Teil der Aktivitäten ausgelagert ist, will das bbw nun auf dem eigenen Gelände einen Neubau errichten. Dafür ist das Jahr 2020 entscheidend.
Geschäftsführer Torsten Denker blättert in einem dicken Wälzer. Fast ein Buch sind die Pläne für einen Erweiterungsbau geworden. Vor gut zwei Jahren haben die Verantwortlichen den Auftrag erteilt, eine detaillierte Planung für einen weiteren Bau vorzulegen. Und das hatte seinen Grund. Denn sowohl mit dem hessischen Sozialministerium als auch mit dem Kultusministerium ist die bbw-Geschäftsführung seit Jahren im Gespräch in Sachen einer Erweiterung.
»Wir sind mittlerweile an drei Standorten aktiv«, betont Denker. Außer der bekannten Außenstelle Steinmühle in Bad Homburg sind das auch eine Halle im Karbener Gewerbegebiet und mehrere Container auf dem Gelände der Ausbildungsstätte. »Eine ganzheitliche Förderung, wie sie unser Ziel ist, funktioniert nur mit Schwierigkeiten«, sagt Denker. Die Abläufe seien im Alltag nicht optimal.
Ministerien wollen belastbare Daten
Bereits vor vier Jahren habe das bbw mit den beiden Landesministerien Kontakt aufgenommen und ihnen die Probleme geschildert. Offenbar seien die Verantwortlichen dann zu der Auffassung gelangt, dass nur ein Neubau als Erweiterung des bbw die Lösung sein könne. »Die Ministerien wollten aber belastbare Daten haben«, berichtet Denker. Deshalb sei ein Architekturbüro mit der detaillierten Planung beauftragt worden.
»Wir sind in den vergangenen Jahren von 200 auf 300 Mitarbeiter gewachsen. Die Schülerzahl stieg von ungefähr 500 beziehungsweise 550 auf nunmehr über 700.« Einige Räume werden doppelt genutzt, sowohl als Schule als auch zur Ausbildung.
Das Architekturbüro habe belastbare Daten geliefert, die den Ministerien vorgelegt worden seien. Vorgabe aus Wiesbaden sei übrigens gewesen, in der Raumplanung sehr flexibel zu sein. »Wir sollten auch berücksichtigen, wie die Räume genutzt werden könnten, wenn die Schülerzahlen einmal zurückgehen sollten.« Vor allem, ob dann eine Vermietung möglich wäre.
Baukosten von rund 18 Millionen Euro
Offenbar sind diese Daten und Argumente bei den Ministerien auf fruchtbaren Boden gefallen. Das Land Hessen hat nämlich eine starke Mitfinanzierung zugesagt. Sozial- und Integrationsminister Kai Klose kam Anfang Dezember selbst nach Karben, um den Förderbescheid über neun Millionen Euro für den Bau zu übergeben.
»Das ist ein gedeckelter Betrag«, informiert Geschäftsführer Denker. Denn werde das neue Schul- und Ausbildungsgebäude teurer, »müssen wir die Mehrkosten alleine tragen«. In den vergangenen Jahren habe das bbw aber Rücklagen bilden können, das Geld sei vorhanden. Rund 18 Millionen Euro sind für den Gesamtkomplex veranschlagt.
Errichtet werden soll der Neubau auf dem Gelände nahe der neuen Halle, unterhalb des Grünen Bereichs und ganz in der Nähe der Kreisstraße nach Petterweil. »Dort haben wir ja schon einen Parkplatz angelegt.«
Knapp 4300 Quadratmeter werde die Netto-Nutzfläche des u-förmigen Neubaus betragen. Die Pläne sehen vor, die leichte Hanglage des Geländes zu nutzen – für ein Untergeschoss auf einer Seite des Baus. Es werde sechs Räume plus Nebenräume und Technik beinhalten, in die Räume werde Tageslicht hineingelangen.
Das Obergeschoss soll für die Staatliche Berufsschule reserviert sein: 14 Klassenräume wird die Schule dort erhalten. Im Erdgeschoss werde es drei Bereiche geben: Ein Teil für die Ausbildung, ein Teil für Büros und ein Teil für Veranstaltungen, als Pausenraum oder für eine Mehrfachnutzung. »Wir wollen dort so flexibel wie möglich sein«, betont der bbw-Geschäftsführer. Weder eine Werkstatt noch ein handwerklicher Beruf seien dort vorgesehen.
Den BBW-Leitung schwebt vor, dort die IT-Kompetenz für alle Fachbereiche anzusiedeln. Die Büros sollen nach einem neuartigen Raumkonzept erstellt werden mit flexiblen Arbeitsplätzen und digitaler Raumbuchung für Besprechungen. »Wir haben uns schon Beispiele bei Firmen dafür angesehen«, sagt Denker.
In dem neuen Trakt wird aber auch an Ruhezonen für Mitarbeiter und Auszubildende gedacht. »Insgesamt ein Projekt, das in die Zukunft blickt.«
Zukunftsmusik ist aber noch, wann genau der Baubeginn sein wird. Zunächst müsse das Projekt angesichts des Millionenumfangs europaweit ausgeschrieben werden. Auch die Architektenleistungen müssten neu vergeben werden.
»Voraussichtlich werden wir das ganze Jahr 2020 für Planung und Vergabe benötigen, sodass der Spatenstich wohl erst 2021 erfolgen wird«, rechnet der Geschäftsführer. Die eigentliche Bauzeit werde voraussichtlich zwei Jahre betragen. Denker ist überzeugt, dass es ein gutes Projekt wird. Die Zusage des Landes über neun Millionen Euro und damit 50 Prozent der veranschlagten Kosten sieht er als »Wertschätzung für unsere Arbeit« an. Denn dass im bbw junge Leute erfolgreich ausgebildet und anschließend in Arbeit gebracht werden, ist hessenweit bekannt. »Über 70 Prozent unserer jungen Leute, die bei uns die Prüfung bestanden haben, werden in Arbeit vermittelt.«