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Bürger sind skeptisch – Versammlung bot den Nidderauern die Möglichkeit, Fragen zu stellen

Viele Bürger sehen noch eine Menge offene Fragen beim Neubau der geplanten Stadtmitte. Bei der Bürgerversammlung hatten sie die Möglichkeit, ihre Meinung kundzutun.

Nidderau. „Was passiert, wenn all Ihre Prognosen nicht aufgehen?“ Diese Kardinalsfrage stellte Pfarrer Otto Löber am Ende der Bürgerversammlung, die dazu einberufen war, mehr Klarheit in das Projekt Neue Mitte zwischen den Stadtteilen Heldenbergen und Windecken zu schaffen. Dafür hatten zu Beginn der Veranstaltung die Fachleute des Projektes Gelegenheit, über den aktuellen Stand der Planung zum Bebauungsplan, zur Entwässerungsproblematik und vor allem zur Verkehrssteuerung innerhalb des rund 21 Hektar großen und 40 Millionen Euro teuren Projekts zu berichten.

Das Vorhaben befindet sich zurzeit im frühzeitigen Beteiligungsverfahren von Bürgern und öffentlichen Einrichtungen. Weil ab Montag die bisherige Planung im Rathaus für vier Wochen für Jedermann einzusehen ist, sollte deshalb der Abend der allgemeinen Information dienen. Dass dies offensichtlich notwendig war, zeigte ein Flugblatt, das Nachbarn der Neuen Mitte erstellt und im Wohngebiet um das Areal des neuen Stadtzentrums verteilt hatten. Darin wird behauptet, dass die „bisher erarbeiteten Konzepte zu einer erheblichen Verschlechterung für die angrenzenden Wohngebiete führen“. Als Grund nennen die Urheber des Flugblattes, dass mögliche Auswirkungen für die Nidderaue durch das abgeleitete Regenwasser aus dem Neubaugebiet noch nicht ausreichend untersucht worden seien und dass das neue Zentrum von einem 250 Fahrzeuge fassenden Parkplatz dominiert würde. Schließlich wird in dem Flugblatt noch bemängelt, dass die Bauarbeiten vor Fertigstellung der Umgehungsstraße zu erheblichen Staus auf der Konrad-Adenauer Allee führen würden.

Damit waren auch zugleich die beiden Bereiche angesprochen, auf die am Info-Abend die meisten Fragen der rund 220 Besucher abzielten, nämlich die „Straßenverkehrsplanung“ und die „Entwässerung“ des Areals. Beispielsweise stellte ein Anwohner des Wohngebietes Allee Süd das Entwässerungskonzept rund um den Landwehrgraben in Zweifel, weil er befürchtete, dass nicht nur bei 100-Jahre-Hochwasser Ereignissen die Ufer des Landwehrgrabens überschritten würden, sondern die Anwohner der Allee-Süd durch die Einleitung des Regenwassers aus der Neuen Mitte nun des Öfteren mit Überschwemmungen rechnen müssten. Auch wenn dem seitens der Fachleute immer und immer wieder widersprochen wurde, so zeigte die Diskussion, dass die Anwohner von den Argumenten nicht überzeugt wurden.

Ähnliches galt für die Straßenverkehrsplanung. Auch hierzu wurden ernsthafte Zweifel an dem Konzept bekundet. Vor allem die Zunahme des Verkehrs auf der Beethovenallee in Richtung Umgehungsstraße bereitet den Bürgern Sorge. Auch in diesem Fall sahen sie die Zusicherung des Verkehrsspezialisten Professor Rüdiger Storost, dass 1200 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden kein Problem darstellen würde, kritisch.

Nicht erfreut zeigten sich auch die Anwohner des Rübenbergs am südwestlichen Rand der Neuen Mitte. Sie befürchten ein starkes Verkehrsaufkommen direkt hinter ihren Häusern durch den Zielverkehr zu den Wohnhäusern und durch die Anlieferung der zahlreichen Gewerbebetriebe. Und auch sie befriedigte weder die Antwort von Storost noch von Bürgermeister Gerhard Schultheiß, dass man im städtischen Bereich nicht ewig auf „Feldrandlage“ setzen könne.

Im Frühjahr, wenn die Anregungen aus dem bevorstehenden Beteiligungsverfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplanes Berücksichtigung gefunden haben, soll noch eine Bürgerversammlung zur „Neue Mitte“ veranstaltet werden.