Veröffentlicht am

Dem Gedenken einen Ort geben

Karben. „Menschen, die sich auf diese Weise engagieren wie Gunter Demnig und wie bei der Initiative Stolpersteine stärken uns darin, das Vertrauen in die Menschlichkeit zu bewahren.“ Das sagen Myriam Preissmann und Suzanne Beer aus Frankreich.

Die beiden Frauen waren am vergangenen Wochenende aus Grenoble und Paris angereist, um bei der Verlegung von Stolpersteinen für ihre Großtante Bella Grünewald und deren Sohn Hans in Okarben dabei zu sein. Bella Grünewald hat sich nach repressiven Verhören durch die Nationalsozialisten aus Verzweiflung im Jahr 1935 das Leben genommen. Hans Grünewald wurde im Jahr 1941 im Ghetto Minsk ermordet.

Und während Gunter Demnig zwei Steine in den Boden vor dem Haus Großgasse 1 einlässt, vermitteln Myriam und Suzanne den Umstehenden die Erinnerungen an Bella und Hans, die ihnen ihre Mütter hinterlassen haben. Zahlreiche Kärber Bürger – Schulkinder, Nachbarn, Zeitzeugen, Vereinsvertreter und Kommunalpolitiker – lauschen, während ein eisiger Wind durch die Großgasse weht.

Bei der Verlegung seien sie sehr bewegt gewesen, erzählen die Cousinen. Vor allem habe sie bewegt, dass Menschen aller Altersgruppen daran teilgenommen haben. „Die alten Menschen haben es bei dieser Kälte auf sich genommen, um dabei zu sein, das ist toll.“ Und es habe sie beeindruckt, dass die Initiative von den Deutschen selbst komme, sagt Suzanne Beer. Sie begrüßen die Idee der Stolpersteine. Mit ihnen werde die Erinnerung an die Menschen in den Ort zurückgeholt, sagen die Cousinen.

Der Kontakt zu den Verwandten von Bella Grünewald kam über Ellen Holz zustande, die für die Initiative Stolpersteine die Schicksale von Okärber Juden recherchiert hat. Bella Grünewald, die bis zur Vertreibung durch die Nationalsozialisten in der Okärber Großgasse lebte, war eine geborene Fleischmann und stammte aus Fürth.

„Für uns Juden ist die Vergangenheit und die Erinnerung wichtig. Und jetzt gibt es einen Ort, an dem man sich an Bella und Hans erinnern kann. Ich kann mir vorstellen, dass meine Verwandten hier vor dem Einfluss der Nazis bestimmt ein gutes Leben hatten“, sagt Suzanne Beer. (kre)