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Der blutige Karfreitag

Die Teilnehmer an der historischen Führung lauschen der Schlachtbeschreibung.
Die Teilnehmer an der historischen Führung lauschen der Schlachtbeschreibung.

Der Karfreitag 1759 war ein blutiger Tag für Bad Vilbel und Umgebung: Es tobte die Schlacht um Bergen.

Bad Vilbel. Der Karfreitag 1759 fiel auf den 13. April. Das Wetter war schlecht. Es regnete oder nieselte, und es war nebelig. Doch das Wetter spielte für die Bürger Vilbels, Bergens, der umliegenden Ge-meinden und vor allem für über 52 000 Soldaten an diesem Tag während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) eher eine untergeordnete Rolle. Denn rund um die Berger Warte, auf den nördlich gelegenen Streuobstwiesen und im Vilbeler Wald tobte eine blutige Schlacht. Über diese informierte der Bad Vilbeler Schultheiß Franciscus Bermann bei einer Begehung und mit Hilfe eines Plans interessierte Bürger. In diese Gestalt war bei der Kostümführung am Karfreitag Stadtführer Eckhardt Riescher geschlüpft.

Ausgetragen wurde die blutige Schlacht zwischen 30 000 königlich-französischen Soldaten, die unter dem Befehl von Generalleutnant Victor-Francois Duc de Broglie standen, und 22 000 Alliierten unter dem Kommando von Prinz Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, dem Schwager von Preußenkönig Friedrich II.

Von den 52 000 Soldaten starben an diesem „blutigen Karfreitag“ 6000 Mann in der Schlacht oder mangels medizinischer Hilfe. „Die Hälfte der Soldaten fiel direkt, die andere Hälfte ist bitterlich verreckt an Operationen, Wundbrand oder Blutverlust“, erklärt Eckhardt Riescher. Die Franzosen, die von sächsischen Soldaten unterstützt wurden, waren im Vorteil. Sie hatten sich in Frankfurt einquartiert und am Karfreitag rund um die Berger Warte, die mit 220 Metern der höchste Punkt Frankfurts ist, verschanzt – was ihnen eine gute Sicht auf die Umgebung und ihre Feinde bescherte.

Ihre alliierten Gegenspieler setzten sich aus Hannoveranern, Braunschweigern, Hessen, Briten und Preußen zusammen. Diese Alliierten hatten mit etlichen Handicaps zu kämpfen. Sie marschierten von Fulda kommend über Windecken bis zur Berger Warte über baumlose Felder und den tiefer gelegenen Vilbeler Wald her auf. Zudem hatte ihr Befehlshaber sie vier Tage und Nächte lang ununterbrochen marschieren lassen.

Ausgeruhte Gegner

„Viele der erschöpften Männer gingen direkt in die Schlacht. Dort trafen sie auf ausgeruhte Gegner.“ Gekämpft wurde von Sonnenaufgang um 6.30 Uhr bis Sonnenuntergang um 19.15 Uhr. Das Zentrum der Schlacht tobte auf den Feldern entlang des heute verfüllten Landgrabenkanals. Auf der dortigen Anhöhe und gegenüber auf der Berger Warte waren mit Hilfe von Acht- und Zwölfspännern Kanonen positioniert worden.

Im Vilbeler Wald, am Weißen Stein und der von Mauern umgebenen Stadt Bergen tobte der blutige Kampf Mann gegen Mann. „Entschieden werden sollte der Kampf über die Flanken. Reiter kesselten die Leute ein.“ Die Stellungen der Franzosen, die sie zwischen Bergen und Vilbeler Wald geschickt vorbereitet hatten, erwiesen sich jedoch als zu stark. Dreimal wurden die Preußen und ihre Verbündeten zurückgeschlagen. Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern brach daher die Schlacht ab. Er zog sich zurück.

Und erlitt so seine einzige ernsthafte Niederlage gegen die Franzosen. Die konnte er abgesehen von der Schlacht bei Bergen und Vilbel über mehrere Jahre mit weit schwächeren Kräften in Schach halten und mehrfach schlagen. „Er verlor diese Schlacht, weil er sich für einen Überraschungsangriff entschieden hatte, nicht abwartete bis alle seiner 22 000 Soldaten und Haubitzen am Schlachtfeld eingetroffen waren.“

Schwere Verwüstungen

An diesem blutigen Karfreitag wurden 4000 Kanonen- und 300 000 Gewehrkugeln abgefeuert. In Bergen gab es schwere Verwüstungen. Vilbel, damals 175 Häuser groß, kam glimpflich davon. Für Friedrich II. war die Schlacht später „nichts als eine Belanglosigkeit“.

Dazu standen im Gegensatz die Aussagen Rieschers. Die Schlacht gehört zum bedeutendsten kriegerischen Ereignis Hessens, betont er gegenüber den Interessierten. Seine Informationen bei der Begehung werden durch einen „Überlebenden“ und eine „Augenzeugin“ bestätigt: Es ist Peter Hoffmann, der einen ausgebildeten Jäger und Scharfschützen darstellt, begleitet wird er von seiner Frau „Katharina Amalie“, der Erika Mc Connell-Klose Gestalt verleiht.