Veröffentlicht am

Der Mönch als Mörder

Thomas Dehler gehört zur Stammbesetzung der Burgfestspiele, diesmal in „Der Name der Rose“

Mittlerweile schon sehr bekannt in Bad Vilbel: Zum dritten Mal in Folge spielt Thomas Dehler (Bildmitte) bei den Burgfestspielen, und wie immer großartig. Foto: Erbacher
Mittlerweile schon sehr bekannt in Bad Vilbel: Zum dritten Mal in Folge spielt Thomas Dehler (Bildmitte) bei den Burgfestspielen, und wie immer großartig. Foto: Erbacher

Thomas Dehler steht bereits zum dritten Mal in Folge auf der Burghofbühne in Bad Vilbel. Nach seinen Erfolgen in der Titelrolle als „Nathan der Weise“ sowie König Theseus und Oberon in Shakespeares „Sommernachtstraum“ spielt der erfahrene Mime in diesem Jahr den Franziskanermönch William von Baskerville in dem Schauspiel „Der Name der Rose“, dessen Schauplatz ein mittelalterliches Kloster darstellt.

Bad Vilbel. In einer delikaten politischen Mission ist Thomas Dehler als William von Baskerville in „Der Name der Rose“ unterwegs, gerät in einen Strudel krimineller Ereignisse und drastischen Versuchungen. Geprägt durch die Erfahrungen im Dienste der Inquisition, entschlüsselt der Franziskaner Manuskripte, Symbole und dringt schließlich in ein geheimnisvolles Labyrinth vor.

Dieser Stoff ist eine Herausforderung für ein Sommertheater, immerhin umfasst er fast 700 Romanseiten. Doch Dehler schätzt Herausforderungen auf der Bühne, kommt er doch aus einer alten Schauspielfamilie. Der Vater war ein anerkannter Schauspieler, auch die Ahnen mütterlicherseits waren auf unterschiedlichen Bühnen tätig.

Mutter sah gerne zu

Ursprünglich stammt die mütterliche Familie aus Bayern. Die Mutter ist nach dem Zweiten Weltkrieg in die damalige DDR gezogen. Seinerzeit geprägt von dem naiven Gedanken, im Sozialismus könne man mehr bewegen.

In Leipzig haben sich die Eltern während ihres Schauspielstudiums kennengelernt. Vater Wolfgang Dehler wurde ein renommierter Schauspieler in der DDR. Nachdem sich das Fernsehensemble in Berlin aufgelöst hatte, erhielt er Engagements bei der Volksbühne und Komischen Oper in Berlin, auch in Weimar spielte er und in Ralswiek bei den Störtebeker-Festspielen. Später ist er seiner brasilianischen Liebe nach Rio gefolgt, hat geheiratet und ist dort 2003 gestorben.

Mutter Vera Paitner, anfangs auf der Bühne erfolgreich, absolvierte noch eine Gestaltausbildung und war arbeitstherapeutisch tätig. Sie kommt mit ihren mehr als 80 Jahren immer gerne zu den Aufführungen ihres Sohnes, auch nach Bad Vilbel, und schätzt den Filius sehr.

Der Vater blieb gegenüber der Berufswahl des Sohnes eher gelassen, hat jedoch die Ausbildung mit Interesse verfolgt. Je mehr Thomas in den Beruf hineinwuchs, desto öfter fanden kritische Gespräche zwischen Vater und Sohn statt.

Es ergab sich, dass auch Sohn Thomas die Rolle von „Nathan der Weise“ in Dortmund spielte. Vater Wolfgang besuchte die Aufführung. Immerhin war dies die wichtigste Rolle des Familienoberhaupts. Nach dieser Aufführung folgten ernsthafte und angeregte Gespräche über Darstellung, Technik, Inszenierung oder Bühnenbild. „Irgendwann kommt man als Schauspieler bei sich selbst an, und da bin ich inzwischen“, bekennt der gebürtige Altenburger.

Ein hartes Brot

War diese Familiengeschichte zwingend, dass der junge Dehler auch dem Ruf auf die Bühne folgte? „Nein, nicht unbedingt, aber ich habe als kleiner Bub schon abends mit meinem Vater ins Theater gedurft. Diese Welt der Lichter und Requisite regte meine Fantasie an und hat mich fasziniert“, erzählt der sympathische Mann.

Dennoch rät er jungen Menschen eher von diesem Beruf ab. Wenn sich jedoch jemand dazu entschieden hat, unterstützt Dehler jeden Entschlossenen mit all seinem Wissen und Erfahrung. Gleichwohl unterrichtet er an unterschiedlichen Stätten, war acht Jahre Ausbildungsleiter in Leipzig und einige Jahre Gastdozent im Mozarteum in Salzburg, dann an der Falkenbergschule in München. Nun lehrt er an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Der Schauspieler lächelt, als er bekennt: „Ich liebe auch die pädagogische Arbeit.“

Doch er übt auch Kritik am eigenen Beruf: „Es ist ein hartes Brot. Die Ensembles werden zunehmend verschlankt, manch ein Regisseur hat keinen Plan, darüber hinaus wird eine hohe Verfügbarkeit erwartet.“ Insgesamt kritisiert er die wenig soziale Art, wie mit Theater-Schauspielern umgegangen werde.

Insofern ist er froh, dass Sohn Johannes auf Lehramt studiert und seine Partnerin Kristina Gitarrenunterricht gibt. Tochter Hannah (9) hat sich noch nicht festgelegt. Allerdings hat sie scheinbar die Kreativität der Familie im Blut. Sie singt im Chor Soli, spielt im Orchester Geige und kleidet sich mit allen möglichen Requisiten aus ihrem Kleiderschrank. Dehler ist entspannt: „Sie soll sich als Kind spielerisch ausleben, dann werden wir sehen, wo das hinführt.“

Inzwischen ist er breit aufgestellt und ein gefragter Schauspieler. Er macht Theater an verschiedenen Häusern, ist als Lehrbeauftragter an den Hochschulen in Bern, Berlin, Rostock und Leipzig tätig, hat in unterschiedlichen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und arbeitet als Synchronsprecher und Sprecher für Hörspiel, Feature, Dokumentationen und Hörbücher.

Die Bad Vilbeler Inszenierung von „Der Name der Rose“ hält er für sehr spannend umgesetzt. Ihm ist wichtig, bei der schwierigen Thematik die Zuschauer berühren und bewegen zu können. Dabei baut er auf den visionären und handwerklich ausgefeilten Regisseur Malte Kreutzfeldt.


Die nächsten Aufführungen von „Der Name der Rose“ sind am 4., 5., 14. und 15 Juli, jeweils ab 20.15 Uhr. Kartenbüro, Klaus-Havenstein-Weg 1, Bad Vilbel, Telefon (0 61 01) 55 94 55, Fax (06101) 55 94 30, E-Mail: tickets@bad-vilbel.de