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Die großen kleinen Dinge

Monika Hinkel (links), Gattin von Hassia-Seniorchef Günter Hinkel, ist eine starke Frau. Eva Raboldt (rechts) stellt sie vor. Foto: Mag
Monika Hinkel (links), Gattin von Hassia-Seniorchef Günter Hinkel, ist eine starke Frau. Eva Raboldt (rechts) stellt sie vor. Foto: Mag

Im Haus der Begegnung ist nun eine weitere „Starke Frau“ zu Wort gekommen. Einmal im Monat stellt die Bürgeraktive in ihrer Interviewreihe eine besondere Dame aus Vilbel vor, diesmal war Monika Hinkel zu Gast. Und die Frau an der Seite von Hassia-Gesellschafter Günther Hinkel hat so einiges, das sie zu erzählen weiß.

Bad Vilbel. Das Haus der Begegnung platzt aus allen Nähten. Ungefähr 80 Besucher sind erschienen, größtenteils Frauen. Monika Hinkel ist bereits die zwölfte starke Frau, die der Öffentlichkeit vorstellt wird. „Ich freue mich unheimlich auf den Abend, habe aber auch ein klein wenig ein Kribbeln im Bauch“, erklärt Monika Hinkel bevor das Interview losgeht.

Durch halb Europa

„Besonders freue ich mich, dass so viele Vilbelerinnen gekommen sind. Es ist sehr schön, dass alle sich Zeit genommen haben, um mir zuzuhören.“ Monika Hinkel ist eine stadtbekannte Person und beschreibt sich selbst als glückliche Ehefrau, Mutter und auch Großmutter. „Geld stand in meinem Leben nie im Mittelpunkt – die Familie dagegen sehr“, erklärt sie unumwunden und hat gewiss neben ihren drei Kindern auch die fünf Enkelkinder im Blick.

Geboren wurde sie in Königsberg. Schon als Kind musste sie stark sein, hatte schwere Prüfungen zu bestehen, musste im zarten Alter von nur fünf Jahren die Flucht aus der Heimat erleben. Der Vater, er war Baukaufmann, führte für die Organisation Todt „irgendwelche Bauten“ aus. Ohne den Vater floh sie mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder und sie hatten Glück, entkamen den russischen Soldaten – durch Warnungen ihres Onkels. „Es waren Flüchtlingsströme mit Fuhrwerken, die dann auch von Tieffliegern bombardiert wurden. Wir mussten immer in den Straßengraben springen, ich kann es gar nicht beschreiben. Das werde ich nie vergessen“, erinnert sie sich an jene dramatische und gefährliche Zeit.

Doch an ihrem sechsten Geburtstag war der Spuk endlich vorbei. Der zweite Weltkrieg endete am 8. Mai 1945. Ihr Vater fand die Familie über einen Suchdienst und holte alle zu sich nach Frankfurt. Voller Bewunderung ist Monika Hinkel für ihre Mutter, die die beiden Kinder wohlbehalten durch halb Europa in Sicherheit gebracht hatte. „Mutter war patent, kreativ und immer ein großes Vorbild für mich“, gesteht Monika Hinkel.

In Frankfurt besuchte sie die Ziehenschule. Auf einem Klassenfest traf die 15-Jährige den 17-jährigen Günter Hinkel. Nach sechs Jahren der Freundschaft und zweijähriger Verlobungszeit wurde 1963 geheiratet. Sie waren das erste Paar, das in der Christuskirche getraut wurde.

Monika Hinkel absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin und arbeitete lange Zeit als Chefsekretärin in einer großen Firma in Frankfurt. Ein Jahr später wurde ihre erste Tochter geboren. Die folgenden Jahrzehnte in denen Günther Hinkel, mittlerweile Seniorchef der Getränkefirma Hassia, das Familienunternehmen mit aufgebaut hat, beschreibt sie als etwas schwerere Zeit, denn die Firma sei wie auch die Aufgaben immer größer geworden. Die Hinkels sind mit der Quellenstadt fest verwurzelt, mit vielen Kunden seien sie als Paar auch privat sehr gut befreundet.

Golf und Jazzmusik

„Es gab viele Jubiläen und Feste, auf die wir damals gehen mussten, das alles hat viel Zeit gekostet“, erinnert sich Monika Hinkel. „Gerade wegen der Kinder war das nicht einfach. Ich musste viel arrangieren, aber es ging dann doch immer.“

„Wo nehmen Sie Ihre Kraft her?“, will Eva Raboldt, die Leiterin der Bürgeraktive und Interviewerin, wissen. „Vom Golfplatz, und ich ziehe sie auch aus Jazzkonzerten“, antwortet Monika Hinkel. Was ihr im Leben am meisten geholfen hat, weiß sie ebenfalls sofort: „Die Gabe, alles positiv zu sehen. Ich versuche, aus jeder Situation das Beste mitzunehmen. Es sind die kleinen Dinge, die glücklich machen. Diese muss man akzeptieren, dann wird man glücklich“, rät Monika Hinkel den Anwesenden und lächelt.