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Ein Abschied, der schwerfällt

Voraussichtlich Ende Januar wird das Bauzentrum Maeusel seine Tore endgültig schließen. Danach soll komplett umgebaut werden, da Bauhaus eine eigene Verkaufsphilosophie hegt, und Ende April im neuen Gewand wieder öffnen will. Foto: Niehoff
Voraussichtlich Ende Januar wird das Bauzentrum Maeusel seine Tore endgültig schließen. Danach soll komplett umgebaut werden, da Bauhaus eine eigene Verkaufsphilosophie hegt, und Ende April im neuen Gewand wieder öffnen will. Foto: Niehoff

Bad Vilbel. Es waren weder finanzielle noch gesundheitliche Aspekte, die den Bad Vilbeler Unternehmer Roland Maeusel zum Verkauf des Bauzentrums in Massenheim an »Bauhaus« bewogen haben, sondern es war einzig und allein die Sorge um den Fortbestand seines Unternehmens.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte Mitte vergangenen Jahres das Angebot einer großen Baumarktkette, das Baumarktzentrum Maeusel übernehmen zu wollen. »Das Angebot kam für mich unerwartet. Aber so im Stillen hatte ich mir zuvor schon Gedanken um das Unternehmen gemacht«, berichtet Roland Maeusel, zusammen mit seinem Vater und seinen beiden Schwestern Inhaber der Firma.
Grund seiner Überlegungen war zum einen der plötzliche und sehr überraschende Tod seiner Ehefrau vor drei Jahren. Und zum anderen die Tatsache, dass es in seiner Familie keinen Nachfolger für die Unternehmensleitung gibt. Letzteres hängt auch damit zusammen, so Maeusel weiter, dass in einem klassischen Familienbetrieb, wie seinem der Unternehmer für die zahlreichen Verbindlichkeiten geradestehen und mit seinem Privatvermögen haften muss. »Das ist nicht jedermanns Sache. Zumal in solchen Krisenzeiten wie jetzt momentan, wo auch wir wegen den Corona-Einschränkungen wochenlang schließen mussten«.
30 Jahre führt Roland Maeusel nun das Familienunternehmen. Es wurde vor 103 Jahren von seinem Urgroßvater Heinrich Maeusel in Frankfurt gegründet. Nach dem Krieg zog das Familienunternehmen nach Bad Vilbel, zunächst auf den Heilsberg und 2004 dann nach Massenheim.
Immer härter
werdender Wettbewerb

Obwohl Roland Maeusel nun schon als vierte Generation das Unternehmen leitet, ist der eigentliche Inhaberstamm immer sehr klein geblieben. »Mein Vater hat beispielsweise als Gegenleistung für die Übernahme der Firma als Alleininhaber das Erbe seiner Eltern ausgeschlagen«, berichtet Maeusel. Und auch Roland Maeusel vereinigt über 50 Prozent der Firmenanteile auf seine Person. Deshalb gab es in der Vergangenheit auch nie lange Familiensitzungen oder sogar Streit zwischen seinen Schwestern und seinem Vater, wenn es beispielsweise um Neuinvestitionen ging. Seit fast genau 30 Jahren ist Roland Maeusel zunächst mitverantwortlich neben seinem Vater und später dann alleinverantwortlich für die Firma tätig gewesen. »Deshalb fällt mir der Abschied auch so schwer«, berichtet er. Aber im härter werdenden Wettbewerb, der in der Handelslandschaft zu immer mehr Verdrängung führt, will er sicherstellen, »dass auch langfristig in Bad Vilbel ein gut geführtes, erfolgreiches Baufachzentrum steht, mit einem zufriedenen Team – und natürlich mit zufriedenen Kunden. Diese Überlegungen haben mich zu dem Schritt bewogen«.
Für viele Mitarbeiter
ein echter Schock

Nach längeren Verhandlungen mit dem finanzstarken Unternehmen Bauhaus sei die endgültige Entscheidung zuerst telefonisch an Heiligabend gefallen. Direkt nach Weihnachten habe er seine Entscheidung sofort der Belegschaft mitgeteilt und mit Einzelgesprächen begonnen.
»Für viele der rund 100 Mitarbeiter kam meine Entscheidung völlig überraschend und war ein echter Schock, auch wenn die Gerüchte bereits brodelten«, so Maeusel. Aber weil er die Firma stets wie eine große Familie geführt habe, wollte er zum Abschied auch für jeden sorgen. Das neue Unternehmen habe zwar die Übernahme der Mitarbeiter angeboten, sogar unter besseren Bedingungen, kürzere Arbeitszeit bei gleichem Lohn, doch nicht alle haben dies Angebot akzeptiert. »Im Augenblick muss sich wirklich keiner Gedanken um einen neuen Arbeitsplatz machen. Neue Mitarbeiter werden überall händeringend gesucht«, so Maeusel. Für ihn waren die Einzelgespräche jedoch aus einem anderen Grund wichtig. Er möchte nämlich weiterhin Kunde im Baumarkt sein und dann möchte er von seinen ehemaligen Mitarbeitern weiterhin freudig und nicht nur höflich bedient werden. Wie seine Zukunft aussieht, weiß Maeusel noch nicht so richtig. »Erst muss ich noch ein paar Nacharbeiten verrichten. Dann fahre ich in meinen ersten Sommerurlaub nach vielen, vielen Jahren. Und erst danach werde ich mir in aller Ruhe eine neue Herausforderung suchen. Denn mit 55 Jahren ist das Leben noch lange nicht zu Ende.«
Voraussichtlich Ende Januar wird das Bauzentrum Maeusel seine Tore endgültig schließen. Danach soll komplett umgebaut werden, da Bauhaus eine eigene Verkaufsphilosophie hegt, und erst Ende April dann im neuen Gewand wieder öffnen. Von Jürgen W. Niehoff