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Ein großer Einsatz

Vier Stunden lang stellte die Feuerwehr einen Großbrand nach

Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und ASB blockieren bei der Großübung aller Vilbeler Wehren stadteinwärts die Frankfurter Straße. Foto: Fauerbach
Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und ASB blockieren bei der Großübung aller Vilbeler Wehren stadteinwärts die Frankfurter Straße. Foto: Fauerbach

Dichte Rauchschwaden und der Geruch verbrannten Holzes dringen am Donnerstagabend vom Gelände der Firma Auto Jörg auf die Frankfurter und Alte Straße. Doch das vermeintliche Unglück ist im Voraus von langer Hand geplant worden.

Bad Vilbel. Autofahrer verlangsamen abrupt ihr Tempo, Passanten bleiben stehen, Anwohner kommen aus ihren Häusern gelaufen. Zäher Rauch verbreitet sich aus Werkstatt, Verkaufsräumen, Tiefgarage und Wohnungen ins Freie, hüllt alles in einen dichten Nebel. Kurz darauf treffen die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Kernstadt und der Einsatzleitwagen Heilsberg vor dem Grundstück ein.

Es brennt, Feuer!

Um 18.30 Uhr löste die Leitstelle Wetterau über Funkmelder „stillen Alarm“ wegen starker Rauchentwicklung aus. Christiane Malkmus schildert dem Fahrzeugführer Marc Wamser, stellvertretender Wehrführer der Kernstadt, aufgeregt, dass sich mindestens drei Personen in den Gebäuden befänden. Damit sind die Prioritäten klar: Vorrang haben Personensuche und Rettung vor Brandbekämpfung. Schläuche werden ausgerollt, Entlüfter in Stellung gebracht, Wasser vom Hydranten ins Fahrzeug und von dort über die Pumpe in die Schläuche geleitet. Schnell wird bei Erkundungen festgestellt, dass die alarmierten Kräfte bei weitem nicht ausreichen. Alle Stadtteilwehren werden nachalarmiert.

Insgesamt sind 76 Brandschützer im Einsatz mit zwölf Einsatzleitwagen, der Drehleiter, sechs Löschfahrzeugen, je einem Gerätewagen Atemschutz und Logistik sowie Mannschaftswagen. Die Wehren Heilsberg, Gronau und Kernstadt sichern das Gelände von der Frankfurter Straße, Dortelweil und Massenheim von der Rückseite in der Alten Straße aus. Noch während die Löschangriffe vorbereitet werden, dringt der erste Trupp durch eine Seitentür in die Werkstatt ein, weitere Brandschützer verschaffen sich Zugang durch den Schauraum, Tiefgarage und Hintereingang.

Inzwischen stehen Rettungssanitäter Steffen Hauff und Sanitätshelfer Stefan Krones vom ASB Karben bereit. Klaus Zeller und Thilo Reichardt vom städtischen Ordnungsamt regeln den Verkehr auf der Frankfurter Straße, der aufgrund der Einsatz- und Rettungsfahrzeuge nur noch einspurig läuft. Licht ins Dunkel bringen die auf der Drehleiter angebrachten Strahler. Da erreicht Josef Achmann, den stellvertretenden Stadtbrandinspektor und Einsatzleiter, die Nachricht, dass die Ursache der starken Rauchentwicklung brennende Reifen im Werkstattlager sind. „Alles sieht nach Brandstiftung aus“, informieren Mario Migdalski und Simon Witt, die die Atemschutztruppe anführen.

Im Laufe des Einsatzes werden neun Personen „gerettet“. Das Team vom ASB stellt bei den geretteten Personen Rauchgasintoxikation und Verbrennungen fest. Erste Hilfe und Sauerstoffzufuhr gehören zu den Maßnahmen vor dem Abtransport in Rettungswagen und Krankenhäuser. Zum Glück für die „Geretteten“, Einsatzkräfte, Eigentümer und Nachbarn handelte es sich beim Brand nicht um einen Einsatz, sondern um eine Großübung unter realistischen Bedingungen der Feuerwehr Bad Vilbel und aller Stadtteilverbände.

Der Einsatz wird aufmerksam vom stellvertretenden Kreisbrandinspektor Michael Kinnel, Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll, dem Ex-Massenheimer Wehrführer Ulrich Tschauder, Jürgen Och von der Heilsberger und Stefan Schmidt von der Kernstadtwehr beobachtet. Moll dankt den Beobachtern, den Wehrleuten, Christiane Malkmus und Thomas Bürger, die neben sieben Puppen an der Übung als zu rettende Personen mitwirkten, für ihren Einsatz während der vierstündigen Übung.

Objekt als Glücksfall

Ein Dank gilt auch Christine Emmerich von Auto Jörg und Jürgen Seidler von Seidler-Immobilien für die zur Verfügungstellung von Gebäuden und Gelände sowie den Nachbarn für deren Verständnis. „Ein Objekt, bei dem ein Großbrand realistisch dargestellt werden kann, ist selten und wertvoll. Hier konnte das Zusammenspiel aller fünf Einsatzabteilungen bei einem großen Schadensfall getestet werden. Der Einsatz war stabil aufgebaut und die Übung ein voller Erfolg“, bilanziert Moll.


Auf dem ehemaligen Gelände der Firma Auto Jörg, in der Frankfurter Straße 167 – 169, und in der Alte Straße 8 entstehen insgesamt 27 Eigentumswohnungen in zwei getrennten Häusern. Die Wohnungen haben eine Größe von 60 Quadratmeter bis zu 140 Quadratmeter mit Tiefgarage.