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Ein Urgestein der Kommunalpolitik

Karben. Einige Stadtverordnete werden sich noch an ihn erinnern: Wenn er das Wort hatte, fühlten sich manche provoziert. Dr. Jürgen Milnik galt in der Stadtverordnetenversammlung als Redner mit Ecken und Kanten. Hart in der Sache, rau im Ton. Dennoch letztlich immer verbindlich. Hinterher saß er auch mit denjenigen, die er in öffentlicher Sitzung hart angegangen war, beim Bier zusammen. Ein engagierter Kommunalpolitiker, der sich für seine Stadt Karben aktiv eingesetzt hat. Vor wenigen Tagen ist Jürgen Milnik im Alter von 87 Jahren verstorben.
»Mit Dr. Jürgen Milnik verlässt uns eine der herausragenden Persönlichkeiten, die die Karbener Kommunalpolitik hervorgebracht hat«, schreibt CDU-Vorsitzender Mario Beck. Die Stadt und ganz besonders die Karbener Union hätten ihm viel zu verdanken. Als Stadtverordneter von 1974 bis 2001 gestaltete er die örtliche Politik von der Stadtgründung an bis ins neue Jahrtausend. Bis vergangenes Jahr blieb er im Seniorenbeirat aktiv, zeitweilig als Vorsitzender, dann als Stellvertreter.
Beck lobt seine große Fähigkeit, »Sachverhalte zu durchdringen und pointiert zum Punkt zu bringen«. Er sei, so Beck, zu Oppositionszeiten bei den Regierenden ebenso gefürchtet wie respektiert gewesen.
Milnik, aus konservativem Elternhaus stammend, trat bereits 1955 in Gelsenkirchen in die CDU ein. Davon berichtete er anlässlich eines CDU-Ehrungsabends. Mitten im seinerzeit »roten Ruhrpott« sei das fast eine revolutionäre Tat gewesen. »Ich habe damals Bundeskanzler Konrad Adenauer bei brütender Hitze in der Dortmunder Westfalenhalle live erlebt, und dieser große Staatsmann hat mich in seinen Bann gezogen«, erzählte Milnik. 1970 zog die Familie Milnik nach Petterweil. Vom »roten Ruhrpott« ging es also ins seinerzeit »rote Petterweil«, wo er mit sechs weiteren Mitstreitern die CDU gründete. »80 Prozent SPD-Wähler, und nur dank meiner Frau waren wir zu siebt, um einen CDU-Ortsverband gründen zu können.«
Fortan engagierte sich der gelernte Bankkaufmann, Jurist und Betriebswirt, der 1961/62 zum Dr. jur. promovierte, politisch im Ortsbeirat, war Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von 1974 bis 2001, etwa als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. Beck betont, Milnik habe mit die Grundlagen dafür gelegt, »dass die Union in Karben erstarken und schließlich Regierungsverantwortung übernehmen konnte«.
Doch blieb es nicht beim politischen Engagement: Milnik war umtriebig, bekleidete auch zahlreiche Ehrenämter, beispielsweise in der katholischen Kirche St. Bardo in seinem Heimatort, aber auch an Amts- und Landgerichten in Frankfurt als Schöffe. Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang, unter anderem war er Vorsitzender der Verbandsversammlung des Wasserverbandes Unteres Niddatal, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, Mitglied im Diözesankirchensteuerrat des Bistums Mainz, Mitglied in der Betriebskommission der Stadtwerke und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sowie Freund und Förderer der Petterweiler Grundschule.
Er habe, sagte er einmal in einem Gespräch mit dieser Zeitung, dieser Gesellschaft so viel zu verdanken. »Ich möchte deshalb der Gesellschaft zurückgeben, was sie mir gegeben hat.« Für sein vielfältiges gesellschaftliches Engagement wurde Dr. Jürgen Milnik mit der Peter-Geibel-Medaille der Stadt Karben, dem Ehrenbrief des Landes Hessen und dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
CDU-Vorsitzender Beck abschließend: »Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und verneigen uns mit ihr voller Anerkennung vor dem Lebenswerk von Dr. Jürgen Milnik.«
Das Requiem für den Verstorbenen fand am Dienstag, 12. Juli, in der Kirche St. Bardo in Petterweil statt, die Beerdigung anschließend auf dem Petterweiler Friedhof. (pe)