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Eine männliche Doppelspitze

Fabian Braumann und Thomas Klement leiten die Kita Glückskinder in Kloppenheim. Foto: Patrick Eickhoff
Fabian Braumann und Thomas Klement leiten die Kita Glückskinder in Kloppenheim. Foto: Patrick Eickhoff

Karben. Mit Fabian Braumann und Thomas Klement ist in der Kita Glückskinder eine männliche Doppelspitze aktiv. Der 33-jährige Braumann ist rund drei Wochen in Kloppenheim im Einsatz und berichtet von Vorurteilen und spannenden Aufgaben.
Morgens 9 Uhr – Kita Glückskinder. In Kloppenheim ist ganz schön was los. Eltern bringen ihre Kinder vorbei. In der einen Ecke wird getobt, in der anderen gespielt. Die Lautstärke muss man gewöhnt sein. Die Erzieherinnen und Erzieher haben alle Hände voll zu tun. In der Ecke steht Fabian Braumann. Der 33-Jährige beobachtet das laute Treiben. Seit etwa drei Wochen ist er der neue Leiter der Einrichtung. »Die meisten glauben es im ersten Moment gar nicht, wenn sie mich sehen«, sagt er und lacht. Braumann spielt auf sein Auftreten an. »Ich weiß, wie ich wirke und rüberkomme.« Tattoos, Snapback-Mütze, lockere Art. »Ich bin nicht der Typ, der von oben herab Ansagen macht. Das passt gar nicht zu mir.«
Über Altenstadt
nach Karben

Seit Januar ist er neuer Leiter der Kita in Kloppenheim, die in zwei benachbarten Häusern, U3-, Kindergarten- und Hortkinderbetreuung anbietet. Seine Erzieher-Ausbildung hat er 2014 abgeschlossen. Danach hat er mit Stipendium für die Stadt Bad Homburg gearbeitet. »Ich habe damals schon gemerkt, dass mir auch das administrative Spaß macht.« Er zeigt Interesse an der Stelle des stellvertretenden Leiters, absolviert interne Aus- und Fortbildungen. Nach der Geburt seines Sohnes, wechselt der in Florstadt wohnhafte Braumann, in eine Kita nach Altenstadt. »Dort war ich zwei Jahre stellvertretender Leiter.« Bis die Stelle in Karben ausgeschrieben war. »Das hat einfach gepasst.«
Die Eingewöhnungszeit ist dabei natürlich nicht immer einfach. »Es sind einfach unfassbar viele Namen der Kinder, Eltern und Kollegen«, sagt er und lacht. »Aber ich gebe mein Bestes.« Die Reaktionen auf ihn seien auch überhaupt nicht negativ gewesen – vielmehr verwundert, ob des jungen Alters. »Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass Männer in Kitas teilweise noch als außergewöhnlich angesehen werden.« Das sei jedoch Schubladendenken. »Es werden immer mehr.« Auch in der Kindertagesstätte Glückskinder, in der rund 120 Kinder betreut werden, würden immer häufiger auch Praktikanten mitarbeiten. »Das ist schön zu sehen«, erklärt Braumann.
Sein Stellvertreter Thomas Klement erinnert sich. »Als ich vor 28 Jahren meine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger abgeschlossen habe, sah das bei den Erziehern noch ganz anders aus.« Jetzt bildet er gemeinsam mit Braumann ein Duo. Eine männliche Doppelspitze. »Ich versuche ihm zu helfen, gerade am Anfang.«
Darüber ist Leiter Fabian Braumann froh. »Wir haben uns gut eingespielt.« Die erste Woche im Januar war in der Kita Putz- und Konzeptionswoche. »Die habe ich genutzt, um alle Kollegen kennenzulernen.« Jetzt beginnt für den 33-Jährigen die Arbeit. »Ich weiß, dass ich nicht mehr tagtäglich pädagogisch arbeiten werde, sondern viel Zeit am Schreibtisch verbringe. Darauf habe ich mich beworben und das liegt mir auch.«
Konzeption erarbeiten
Derzeit entwickelt er ein Konzept, »was zu unserem Haus passt«. Braumann erläutert: »Das, was Erzieher für Kinder sind, will ich für die Erzieher sein.« Es gehe darum, Erwachsene zu fordern und zu fördern. »Natürlich aber auf Augenhöhe. Ich weiß genau, dass ich nicht die pädagogische Erfahrung habe wie manche Kollegen. Warum sollte ich nicht auf sie hören, sondern ihnen einfach was diktieren?«
Das kommt gut an, wie sein Stellvertreter Thomas Klement berichtet. »Seine freundliche offene Art finden alle positiv.«
Die Kita Glückskinder hat dabei besondere Herausforderungen. »Wir sind auf zwei Häuser aufgeteilt.« Dabei müsse den Kindern deutlich werden, dass diese zusammengehören. Braumann zählt auf: »Gegenseitige Besuche und Ausflüge, den Spielplatz zusammen nutzen.« Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie seien noch spürbar. »Die pädagogische Arbeit war nicht vollends möglich. Das spüren wir jetzt. Das ist eine wichtige und spannende Aufgabe.«
Darauf freut sich der Familienmensch, der, wenn er nicht gerade bei den Glückskindern ist, gerne mit dem Rad auf Downhill-Strecken unterwegs ist. »Man sieht mich viel draußen.« Derzeit liege der Fokus aber auf der Musik, erzählt der Erzieher. »Die ist immer etwas kurz gekommen, aber steht gerade wieder hoch im Kurs.« Aber natürlich nur in der Freizeit, denn bei den Kindern und Erziehern steht die Arbeit nicht still. »Es gibt immer was zu tun.« Von Patrick Eickhoff