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Einfach-Ausbau für B 3 – Lieber schnell kleine Verbesserungen für Autofahrer, weil große Lösung von Bad Vilbel bis Karbennoch lange dauert

Bald rollen in Wöllstadt die Bagger an. Dann wird die Bundesstraße B 3 in der Wetterau durchgehend ausgebaut sein – außer in Karben. Dort streitet man seit Jahrzehnten über die Trassenführung.

Karben. Den gordischen Knoten vermag auch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) bislang nicht zu zerschlagen. Er will ihn nun einfach umkurven.

Rote Trasse oder nicht? Das Heitzhöfer Bachtal durchschneiden? Einfach geradeaus durch? Ums Berufsbildungswerk herum? Ein Trog für Okarben? Eng um das Wohngebiet Straßberg herum? Die Varianten, wie die Bundesstraße B 3 in Karben ausgebaut werden soll, sind seit Planungsbeginn im Jahr 1971 facettenreich und umkämpft. Zuletzt hatten sich die Karbener vor drei Jahren gegen den Trassenvorschlag des Bundes gestemmt. Seitdem wird hinter den Kulissen um Lösungen gerungen.

Wie es nun weitergehen soll, das haben Bürgermeister Guido Rahn (CDU) und Stadtplaner Ekkehart Böing vor kurzem mit dem Wiesbadener Verkehrsministerium besprochen. Zum einen ist die Frage offen, wie nah die Trasse an die Wohnhäuser des Okarbener Wohngebietes Straßberg heranrückt. Zum anderen ist unklar, an welcher Stelle sie das Heitzhöfer Bachtal quert.

Und schließlich fordern die Karbener inzwischen, dass auch die Strecke zwischen Karben und Bad Vilbel ausgebaut wird, bevor der Karbener Ausbau kommt, damit sich der danach wohl stärker werdende Verkehr nicht staut. Letzteres Argument sehe Wiesbaden ein, berichtet der Bürgermeister. Die Landesstraßenbehörde „,Hessen mobil‘ prüft nun die Bündelung der Projekte“. Von Massenheim bis nördlich von Okarben solle der Ausbau in einem Guss geschehen. „Damit verhindern wir, dass zwei Sachen aneinander vorbei geplant werden“, sagt Rahn. Den aktuellen Stand wolle das Verkehrsministerium im September den Spitzen der Karbener Parlamentsfraktionen vorstellen.

Allerdings: Weder der vierspurige Ausbau Richtung Bad Vilbel noch der Ausbau auf eigener Gemarkung brächten den Karbenern etwas: „Bis dort eine Trasse fertig wird, dauert es realistisch sicher noch 15 Jahre“, schätzt Guido Rahn. „Wir brauchen aber eine schnellere Lösung.“

Kurzfristig agieren

Schließlich sei schon in wenigen Jahren mehr Verkehr zu erwarten, wenn die Nordumgehung Groß-Karben und auch die B 3-Umgehung Wöllstadt fertig würden. „Dann ist die Karbener B 3 die Haupttrasse für den Durchgangsverkehr – hier müssen wir sehr kurzfristig etwas machen.“

Die Ansicht erhält spontanes Lob aus Okarben: „Auf den ersten Eindruck hört sich das sinnvoll an“, sagt Beate Reuther-Vega von der Bürgerinitiative Am Straßberg (BI). Das sei aber ihre Privatmeinung – die der BI wolle sie in den nächsten Tagen ergründen. Den B 3-Ausbau nicht abschnittsweise, sondern nun als Ganzes zu sehen, sei gut. „Dann gibt es keine unbedachten Schnellschüsse.“ Schon bei der bisherigen Streckenführung in Friedberg und Wöllstadt wäre eine solche übergreifende Planung „sinnvoller gewesen“, findet sie.

Welche konkreten Lösungen in Karben und Bad Vilbel ohne allzu große Eingriffe und jahrelange planerische Vorarbeiten möglich sind, „dazu sind erstmal die Experten gefragt“, findet der Bürgermeister. Da sich Stadt und Land darin einig seien, brüteten diese nun über Lösungen. „Bürger, die die Straße nutzen, müssen in absehbarer Zeit einen Vorteil sehen“, sei die Vorgabe.

Ideen dafür hat natürlich auch Bürgermeister Rahn: Beispielsweise sieht er es als sinnvoll an, etwa die B 3 zwischen Dortelweil und Massenheim in Fahrtrichtung Frankfurt um eine Spur zu erweitern. Denn in der Stoßzeit bremsten die auffahrenden Fahrzeuge hier den Verkehr bis nach Karben zurück aus. Sollte eine Zusatzspur nicht machbar sein, wäre mindestens ein längerer Beschleunigungsstreifen sinnvoll.

Eine längere Einfädelspur mache in Richtung Frankfurt auch am Ausbaubeginn bei Kloppenheim Sinn, meint der Bürgermeister. „Damit man hier mal ein, zwei Lkw überholen kann.“ Mit solchen Vorschlägen stoße man auf offene Ohren in Wiesbaden: „Dort wird es ganz pragmatisch gesehen, weil man auch mit vielen kleinen Lösungen viel erreicht.“

Rahns Pragmatismus hat einen weiteren Grund: Er sieht es als unwahrscheinlich an, dass der Bund schnell Geld für die Karbener B 3 bereitstelle. „Die Umgehung kostet ja 20 Millionen, und der Straßenbauetat ist knapp.“ Nur mit massivem Bemühen von Bürgern und Politik konnten die Wöllstädter, obwohl seit längerem dort Baurecht bestand, das Geld für ihre Umgehung in Berlin loseisen.

Aber genügen längere Einfädelspuren wirklich als Ausbau light? Rahn hofft es zumindest. Schließlich werde in den nächsten Jahren auch der Druck von der B 3 ein wenig genommen, wenn zum einen die parallel verlaufende A 5 achtspurig und die Main-Weser-Bahn auf vier Gleise erweitert werden. „Besonders die Bahn wird dann für viele Pendler attraktiver“, hofft er.

Zeit gewinnen

Könnte damit der Ausbau light vielleicht gar das Ende für den B 3-Ausbau in Karben bedeuten? Nein, sagt Guido Rahn. „Wenn wir kurzfristig Entlastung schaffen können, haben wir die Zeit, um uns politisch über die richtige Lösung zu streiten.“ Karben komme dabei zugute, dass kaum Anwohner direkt vom Straßenlärm der B 3 betroffen seien. „Anders als in Wöllstadt, wo sich der Verkehr durch den ganzen Ort schlängelt.“ (den)