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Endlich Dach über dem Kopf

Vorsitzende Tanja Tahamassebi-Hack freut sich über das neue Vereinsdomizil. Die Einweihung soll nachgeholt werden, sobald es möglich ist. Foto: Fauerbach
Vorsitzende Tanja Tahamassebi-Hack freut sich über das neue Vereinsdomizil. Die Einweihung soll nachgeholt werden, sobald es möglich ist. Foto: Fauerbach

Verein Streuobstzentrum pachtet Schuppen und ehemaligen Pferdestall

Bad Vilbel. »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, sagt Tanja Tahmassebi-Hack. Die geplante Einweihungsfeier des neuen Vereinsdomizils auf dem Grundstück »Im Grauberg« musste der Verein Streuobstzentrum Kirschberghütte in der vorigen Woche am europaweiten Tag der Streuobstwiesen wegen Corona verschieben.
Rehe, Hasen, Lamas, Vögel und ein Kleingärtnerpaar gehören zu den neuen Nachbarn des Vereins Streuobstzentrum Kirschberghütte auf dem Grundstück »Im Grauberg«. Seit Ende März hat der gemeinnützige Verein, vier Jahre nach seiner Gründung, ein festes Domizil. »Jetzt haben wir endlich ein Dach über dem Kopf und Platz zum Unterstellen unserer Geräte«, freut sich Tanja Tahmassebi-Hack.

Blick auf das Grundstück »Am Grauberg« mit Schuppen und einem ehemaligen Pferdestall. Foto: Fauerbach

Gehört zum Kulturerbe
Das Vereinsdomizil befindet sich inmitten einer großen Streuobstwiese, die künftig mit Schafen, Ziegen und Hühnern beweidet werden soll. Die Wiese haben die Vereinsmitglieder mit Schuppen und einem ehemaligen Pferdestall von Privatleuten gepachtet. Einweihen wollten sie ihr neues Zuhause mit einem großen Fest. Steigen sollte es am letzten Freitag im April. »Das ist der Tag der Streuobstwiesen, der in diesem Jahr erstmals europaweit gefeiert wird«, sagt Tahmassebi-Hack. Ein perfektes Datum, denn Streuobstwiesen gehören seit März 2021 zum »Immateriellen Kulturerbe« der UNESCO. Aufgrund der Corona-Pandemie musste das Eröffnungsfest jedoch abgesagt werden. »Wir feiern auf jeden Fall sobald es möglich ist«, verspricht die Vorsitzende. »Unser neues Vereinsgelände ist nicht nur unser Vereinsstützpunkt. Es ist zugleich der Treff- und Ausgangspunkt für Exkursionen.«

Artenreiche Biotope
Da die Schuppen auf der Streuobstwiese Bestandsschutz haben, muss der Verein sie erhalten. »Die Schuppen sind ideal zum Unterstellen unserer Geräte, die wir von März bis Oktober zur Pflege der Streuobstwiesen nutzen.« Auf dem Gelände sollen nicht nur Feste steigen, sondern auch Informationsveranstaltungen stattfinden. »Wir wollen große und kleine Leute für den Erhalt der Streuobstwiesen und deren ökologische Bedeutung sensibilisieren. Streuobstwiesen sind artenreiche Biotope, die zahlreiche Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Um sie zu erhalten, sind landwirtschaftliches Wissen, Kenntnisse über gezüchtete Obstsorten und die passenden Standorte für den Anbau sowie dazugehörige Handwerkstechniken notwendig«, sagt die Vorsitzende.

Schulen miteinbeziehen
Seien früher die wertvollen Obstanbauflächen und Biotope durch Rodungen vernichtet worden, drohten heute die Gefahren durch den Verlust von Wissen, fehlenden Fertigkeiten und mangelnder Wertschätzung. Auch die Scheu vor der teils arbeits- und zeitintensiven Pflege und Bewirtschaftung, verbunden mit mangelnder Rentabilität, schrecke viele ab.
Der Verein plant eine Kooperation mit der örtlichen Kunstschule. In der ersten Woche der Sommerferien soll das Projekt »Land Art« stattfinden. Geplant ist das Anlegen eines Streuobstwiesenlehrpfades mit Tafeln wie beim Waldlehrpfad. Ein anderes Projekt in Kooperation mit der John-F.-Kennedy-Schule lautet »Bänke und Mülleimer für die Wingert«. Geplant ist im Sinne der Nachhaltigkeit, alte Stadt-Bänke fachmännisch aufzuarbeiten und dann in der Wingert an den vom Verein gepachteten Wiesen aufzustellen. Die Mülleimer will der Verein leeren, um so das Müll-Problem in den Wiesen (Hundekot-Beutel, Flaschen und Abfall jeglicher Art) in den Griff zu bekommen.

Geplant ist auch ein Sortenseminar mit dem Pomologen Werner Nussbaum. »Da kann jeder sechs verschiedene Äpfel von seinen Bäumen zum Bestimmen mitbringen.« Zu den Wünschen der Vereinsmitglieder gehört die Kartierung alter Obstbäume im gesamten Streuobstgebiet um Bad Vilbel. Tahmassebi-Hack: »Es ist wichtig zu wissen, was es alles gibt, um den Bestand schützen zu können und um Informationen für Neuanpflanzungen zu erhalten. Ein Pomologe muss die bereits vorhandenen Arten alter Kern- und Steinobstbestände bestimmen und mit ihrem Standort notieren. Hier geht es um den Erhalt und die Entdeckung alter Apfelsorten. Darüber wurde während der Vorbereitungen des Hessentages von der Stadt zwar nachgedacht, es wurde aber dann nicht mehr weiter verfolgt.«

Obstwiesen Pachten
Aktuell ruft der Verein die Streuobstwiesenbesitzer auf, ihre Bäume gegen die Apfelgespinstmotte spritzen zu lassen. Kontakt suchen die Vereinsmitglieder zu Direktvermarktern von Streuobstwiesenprodukten wie Wolle, Honig, Edelbrand, »Wir vermitteln Streuobstwiesen von Besitzern, die ihre Wiesen nicht bewirtschaften können an interessierte Pächter.
Weitere Informationen zum Verein sind online unter www. kirschberghuette.de zu finden.