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Es grünt so grün! – Stadt setzt auf Effizienz und Einsparungen – Auch die Bürger sind gefragt

Heftiger Sommerwuchs, Sturmschäden, dazu das übliche Programm – Bad Vilbels Gartenamt hat alle Hände voll zu tun. Weil Arbeit und Beschwerden von Bürgern nicht weniger werden, setzen die städtischen Grünpfleger auf Effizienz und Einsparungen.

Bad Vilbel. Laut kreischt die Motorsäge von Roman Pätzel auf. Sägespäne schwirren durch die Luft, als er die 43 Jahre alte Elsbeere im Innenhof der städtischen Wohnanlage an der Friedberger Straße entfernt. „Der Baum war sehr krank“, sagt Gartenamtsleiter Ronald Agel und zeigt einen durchschnittenen Ast mit porösem Holz. Der Sturm gab ihm kürzlich den Rest.

Nach dem Sturm gab es viele Schadensmeldungen. „Deshalb geriet die normale Grünpflege ins Hintertreffen“, räumt er ein. Und auch die hat es dieses Jahr in sich. Weil der Mai so nass gewesen sei, hätten die Mitarbeiter nicht arbeiten können, erläutert Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU). Dann habe die Natur im Juni aufgeholt und noch mehr Arbeit bereitet.

Arbeit nach Priorität

Das werde nach Prioritäten abgearbeitet, schildert Agel. Sicherheit komme zuerst – etwa zugewachsene Bürgersteige oder Astbruch. Bäume beschäftigen die Hochschnitt-Kolonne das ganze Jahr. 15000 davon gibt es im Stadtgebiet. 6000 bis 8000 Bäume werden im jährlichen Wechsel begutachtet und zurückgeschnitten. Auch die Verkehrssicherung bereitet dabei Aufwand. „Unglaublich personalintensiv“ sei das, so Frank.

Deshalb sucht die Stadt nach Alternativen, etwa beim Straßenbegleitgrün. Statt immer wieder zu pflegenden Sträuchern wird im Laufe der Zeit auf Wiese umgestellt. So am Mittelstreifen an der Kasseler Straße. Sünden der Vergangenheit machen sich bemerkbar. „Vor 30 Jahren hat es niemanden gestört, wenn zwei Meter neben dem gepflanzten Baum gebuddelt wurde“, sagt Agel. Das schade dem Wurzelwerk, „es kann passieren, dass der Baum nach 15 Jahren jemand auf den Kopf fällt“. Deswegen habe man auf der verkehrsberuhigten Friedberger Straße keine Allee, sondern nur Einzelbäume pflanzen können: Leitungen, Kabel, Zu- und Abfahrten sind im Weg. Der Schöllberg, so Agel, war früher eine Allee, doch „wurden die Grundstücke vergrößert, die Straße gebaut“. Auch in Dortelweil-West stünden Bäume unter widrigen Umständen auf zu sehr verdichteten Böden.

Häufig gibt es Kritik

Dennoch gibt es auch Neupflanzungen. Eher unauffällig, etwa im Gewerbegebiet in der Zeppelinstraße, stehen drei Bäume mit Stützstock. Zwölf Kubikmeter haben ihre Wurzeln dort Platz. Nachhaltigkeit sei das Ziel, betont Frank. Doch es gibt manche Stolpersteine. Einer davon ist die häufige Kritik über mangelnde Grünpflege aus den Ortsbeiräten. So sei die Zuständigkeit kompliziert, klagt der Massenheimer Ortsvorsteher Bernd Hielscher. Neben dem Gartenamt seien auch die Tiefbau- und die Kulturabteilung für die Grünpflege zuständig. Und zudem auch eingekaufte Fachfirmen. Die Stadt vergebe Aufträge, aber es werde nicht kontrolliert, ob alles richtig erfüllt wurde.

Diesen Vorwurf weist Agel zurück, denn es handele sich um Aufgaben und Standards, die der Ortsbeirat setze. Da sei der Ortsvorsteher selbst in der Pflicht. Auch seien die „Wünsche oft zu hoch gesteckt“. Es bleibt genug zu tun. Fünf Kreisel-Bepflanzungen, der Kurpark, die Sträucher am Straßenrand sind das Standardprogramm. Stellen seien nicht gestrichen worden, erklärt Frank, sie würden lediglich drei bis sechs Monate nicht neu besetzt. Aktuell seien sogar zwei Beschäftigte und ein Leiter neu auf dem Friedhof eingestellt worden. Frank gesteht aber ein, es seien viele Flächen in der Stadt dazugekommen, auch durch neue Baugebiete.

Auch da setzt die Stadt auf Effizienz. Agel zeigt auf ein Gehwegpflaster, durch das Unkraut sprießt. Früher sei dort Gift gespritzt worden, heute müsste ein hochqualifizierter Mitarbeiter mit Motorsägeschein zum Jäten bestellt werden. Sinnlos, so Agel. Deshalb werde etwa im Neubaugebiet Tannenweg Asphalt statt Pflaster verwendet.

Problem mit Laub

Doch das Sparen kann schön grün sein, Wildstauden und Blumenzwiebeln sind mit wenig Aufwand verbunden. „Weg vom Einheitsgrün, mehr Vielfalt in Kombination mit Pflegeerleichterung“, das ist Agels Ziel. Auf die Frage, was er sich wünsche, meint er spontan: „Einen Lottogewinn“, denn „mein Job ist es, die Dinge zu organisieren“. Für Weitergehendes fehlten ihm Zeit und Mittel.

Oft aber seien die Bürger selbst gefragt, sagt der Gartenamtsleiter. Wenn sie etwa im Herbst eigenes Laub auf städtische Wege kippten. Auch der Rückschnitt an Grundstücksgrenzen werde mitunter vernachlässigt.

Viele Anrufe habe er nach dem Sturm gehabt, sagt Agel. Er rechne „mit weiteren Stürmen“, bis 2050 werde es noch mehr extreme Hitzeperioden geben. Auch deswegen sei es wichtig, auf Nummer sicher zu gehen – etwa bei der Prüfung von Bäumen, aber auch Spielplätzen. Doch manchmal bremst die Stadt auch. Etwa beim Fällen der 30 Kastanien vor dem Freibad, der Kreis wollte im Frühjahr die komplette Baumreihe an der Nidda fällen lassen. Die Stadt beschränkte sich auf schadhafte Bäume.

Zum Sparen gehört auch die Fremdvergabe von Aufträgen. Andererseits habe ein Gutachten der städtischen Aufzuchtgärtnerei jüngst bestätigt, sie sei wirtschaftlicher als private Anbieter. Auch eine dritte Option gibt es: die interkommunale Zusammenarbeit etwa zwischen Bad Vilbel und der Stadt Karben bei Betriebshof und Gartenabteilung. Da wolle man sich im Herbst „noch mal zusammensetzen“, betont Frank.