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Für die Straße auf der Straße – Groß-Kärber machen ihrem Ärger Luft: Lautes Demonstrieren für den Bau der Nordumgehung

Karben. Neben der Bürgerinitiative (BI) „Nordumgehung Jetzt“ hatten auch einige Parteien zu der Teilnahme am Demonstrationszug aufgerufen. „Eigentlich müsste die Demo „Kreuz-Zug“ in Anlehnung an den Namen des Klägers gegen die Nordumgehung heißen“, kommentiert SPD-Fraktionschef Thomas Görlich die Veranstaltung.

Verärgert über die Haltung des bald nur noch einen Bürgers gegen den Bau der Nordumgehung zeigten sich indes auch die Sprecher der Bürgerinitiative. „Lehnte früher ein Großteil der Bewohner der Assenheimer Straße den Bau der Umgehungsstraße ab, so ist es heute keine Handvoll mehr“, beschreibt Harald Ruhl, einer der Sprecher der BI, die Situation. Denn zwischenzeitlich hat die Stadt eine ganze Menge unternommen, damit der vermeintliche Lärmpegel sich für die Anwohner der Assenheimer Straße in Grenzen hält.

Obwohl das Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) Gelnhausen keine zusätzlichen Lärmschutzmaßnahmen aufgrund der Gutachten für notwendig erachtet, will die Stadt den rund 300 Meter langen Lärmschutzwall im Interesse der Anwohner von sich aus auf drei Meter erhöhen. Dafür sind 200 000 Euro im städtischen Haushalt vorgesehen. „Danach dürften die Anwohner kaum noch etwas von der Straße hören, da der Wall den Verkehrslärm in die andere Richtung ablenkt“, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) das Entgegenkommen der Stadt.

Das hat selbst den Anwohner, der nach der Planung mit 85 Meter den geringsten Abstand zu der neuen Straße hat, überzeugt. Der Kläger aber sieht durch den Straßenneubau nicht nur sich beeinträchtigt, sondern auch die Ruhe der Niddaaue gefährdet. Er lässt sich mittlerweile auch auf kein Gespräch weder mit dem Bürgermeister noch mit Vertretern der BI ein. „Ich habe ihn noch vergangene Woche um einen Gesprächstermin gebeten. Doch er lehnt seit etwa fünf Wochen beharrlich jedes Gespräch ab – angeblich aus Zeitgründen“, schildert Rahn die Situation.

Dabei wäre er bereit, dem Kläger neben dem Lärmschutzwall auch noch eine Ausgleichszahlung zukommen zu lassen. „Hauptsache, er zieht die Klage zurück“, so Rahn weiter. In 14 Tagen will sich Rahn mit dem Leiter des ASV, Alexander Pilz, der zurzeit die Klageerwiderung in seinem Haus anfertigen lässt, treffen, um die Situation erneut zu beraten.

„Danach allerdings schalten auch wir auf stur und richten uns auf die Klage ein. Dann aber gibt es auch kein Entgegenkommen der Stadt mehr. Darüber muss sich der Kläger bewusst sein“, signalisiert Rahn.

Auch für die Bürgerinitiative brennt die Zeit unter den Nägeln. „Uns läuft die Zeit davon“, so Sprecher Ruhl. Im hessischen Landtag werde in Kürze mit den Verhandlungen über den Haushalt 2012 begonnen. „Und unsere Nordumgehung ist nur dann dabei, wenn wir bis dahin Baurecht haben“, berichtet Ruhl. Deshalb machen die rund 300 Demonstranten vor dem Haus des Klägers Dampf. „Karben stirbt im Dreck, nehmt die Klage weg“ lautet eine der Parolen, die sie vor dem Haus des Klägers rufen. Heinrich Kötter, ein weiterer Sprecher der BI, berichtet über Megaphon von den Ängsten der Mütter und älterer Einwohner, die täglich die Bahnhofstraße überqueren müssten. Eine Stunde dauerte diese Demonstration. Danach wurde auf dem Dallesplatz noch lange diskutiert und beraten.