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Herzenswunsch geht in Erfüllung

Die Büdesheimer Laternenkönigin 2023/24 Miria I. mit ihren Hofdamen Nadja Henrich (rechts) und Nina Anders. Foto: PM
Die Büdesheimer Laternenkönigin 2023/24 Miria I. mit ihren Hofdamen Nadja Henrich (rechts) und Nina Anders. Foto: PM

Schöneck. Mirias Herz schlägt höher. Endlich ist ihr großer Tag gekommen. Sie sitzt im Brendelsaal des Alten Schlosses in Büdesheim und strahlt glücklich, als Bürgermeisterin Conny Rück verkündet, dass die 24-Jährige am 4. August zur 63. Laternenkönigin gekrönt wird. Dies ist ein besonderer Moment für jede junge Frau, die das Amt übernehmen darf. Doch für Miria Claßen ist es mehr – ein absoluter Herzenswunsch geht in Erfüllung. Jahrelang war nicht klar, ob sich der jemals erfüllen wird.
Ihr krankes Herz ist es, das der Büdesheimerin eine schwere Kindheit aufbürdet. Wegen eines Herzfehlers verbringt sie viel Zeit im Krankenhaus, lange auf der Intensivstation. Fünf Operationen mit Brustkorböffnung und 13 Herzkatheter muss das Mädchen über sich ergehen lassen. »Bis zu ihrem achten Lebensjahr wussten wir nicht, ob Miria überlebt«, berichtet die Mutter, Unternehmerin Silke Claßen, bewegt. Sie sitzt mit im Brendelsaal und ist natürlich an der Seite ihrer Tochter. »Ein halbes Jahr lag Miria damals im Koma. Vor einer großen OP meinte sie einmal zu mir: ›Mama, morgen bin ich vielleicht ein Engel.‹ Da habe ich ihr gesagt: ›Das geht nicht, du warst doch noch gar nicht Laternenkönigin‹.«
Der Traum hat dem Mädchen Kraft gegeben, war ihr Anker. Heute ist Miria Claßen gesund und kann ihn endlich wahrmachen. Direkt an der Strecke des Umzugs aufgewachsen, war das Laternenfest von jeher ein wichtiger Bestandteil im Leben von Miria Claßen. »Ein Besuch auf dem Festplatz war an allen vier Tagen Pflichtprogramm für die ganze Familie, meine Freunde und mich«, schreibt die künftige Hoheit auf ihrer Autogrammkarte.
An Mirias Seite sind bei der Inthronisation ihre Kindergartenfreundinnen Nadja Henrich und Nina Anders als Hofdamen. »Schon damals haben wir beschlossen, die Ämter der Laternenkönigin und der Hofdamen zu übernehmen, wenn wir alt genug sind.«
Jetzt, 20 Jahre später, ist der richtige Zeitpunkt gekommen. Zwar können die beiden Hofdamen aus privaten Gründen am Donnerstagabend nicht an der Pressekonferenz zum Laternenfest teilnehmen, doch spätestens zur Krönung stehen sie parat. Das ist nämlich eine Neuerung: Die Hofdamen werden ebenfalls gekürt. Und noch einer darf an diesem wichtigen Abend nicht fehlen: Mirias Zwillingsbruder Philipp. »Er und seine Freundin werden fest mit eingebunden und tragen meine Schleppe«, sagt Miria Claßen.
Mutmacherin und Vorbild will die junge Frau für ihre Schülerinnen und Schüler sein. Die 24-Jährige unterrichtet an einem Frankfurter Gymnasium Deutsch, Mathematik und Erdkunde und wird demnächst ihr erstes Staatsexamen als Lehrerin ablegen. »Gemeinschaft kann nur funktionieren, wenn man sich ehrenamtlich engagiert«, sagt die Pädagogin überzeugt. Seit zwei Jahren lebe sie zwar in Frankfurt, jedoch ziehe es sie jede Woche für einen Besuch nach Büdesheim. Besonders günstig: Als Lehrerin muss sie sich für das Laternenfest, das in den Sommerferien stattfindet, nicht extra Urlaub nehmen und kann die Zeit genießen.
Genau das ist es, was ihr Amtsvorgängerin Janina I. (Janina Frank) als Rat mit auf den Weg gibt. »Einfach unbefangen hingehen und Spaß haben«, sagt sie. Die noch amtierende Laternenkönigin und ihre Hofdamen betonen, dass die Zeit im Amt »unbeschreiblich« gewesen sei, »eine tolle Erfahrung«, die sie auch als Freundinnen zusammengeschweißt habe. Bürgermeisterin und Zweite Vorsitzende der ARGE Büdesheimer Laternenfest, Rück, freut sich, dass das überregional bekannte Fest dank des Engagements vieler Ehrenamtlicher und Sponsoren wieder fast in alter Größe stattfinden kann. Stefan Gitler vom Zugausschuss kann berichten, dass 31 Zugnummern angemeldet sind. »Damit sind wir noch nicht ganz auf Vor-Corona-Niveau. Allerdings ist die TÜV-Abnahme für die Festwagen immer eine große Hürde.« Conny Rück weist darauf hin, dass das geplante Höhenfeuerwerk bei der aktuellen Trockenheit aus Sicherheitsgründen möglicherweise erneut ausfallen muss. Die ARGE arbeite für die Zukunft an einer Alternative.
Von Mirjam Fritzsche