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Hilfe von beiden Seiten

Niederdorfelden / Schöneck. Das Pilotprojekt der beidseitigen Alarmierung wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Niederdorfelden initiiert. Gemeinsam mit Schöneck ist die Wehr in Niederdorfelden die einzige, die dies im Main-Kinzig-Kreis über die Kreisgrenzen hinaus eingerichtet hat. Niederdorfeldens Gemeindebrandinspektor Daniel Christ erklärte das Projekt.

Mit der beidseitigen Alarmierung ist laut Christ das geplante Anfahren zu Verkehrsunfällen von beiden Seiten der Unfallstelle auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen gemeint. Um dies besser zu erklären, simuliert er im Gemeinschaftsraum des Feuerwehrgerätehauses einen Verkehrsunfall auf einem Blatt Papier.

Eingeklemmte Person

„Auf der Landesstraße 3205 zwischen Bischofsheim und Niederdorfelden ereignet sich wegen Straßenglätte ein Verkehrsunfall“, sagt Christ und zeichnet inmitten von parallel verlaufenden Linien, die eine Straße darstellen, zwei kleine Quadrate, die Pkws, ein. Die Fahrzeuge krachen ineinander. Ein Fahrzeug liegt auf dem Dach, quer zur Fahrbahn. Eine Person ist eingeklemmt. Das andere steht 20 Meter entfernt schräg auf der Fahrbahn. Nach dem eingegangenen Notruf 112 ordnet ein Leitstellendisponent den Unfall ein. Dann ordnet er diesen einem bestimmten Alarmierungsstichwort zu. In diesem Fall wäre es „HKlemmPkwVU“. Der Buchstabe H steht für Hilfeleistung. Alarmiert würden die Freiwillige Feuerwehr Niederdorfelden und Kilianstädten für einen zweiten Rettungssatz, um die eingeklemmte Person befreien zu können.

Da der Unfall auf der L 3205 stattgefunden hat, wird zusätzlich die Freiwillige Feuerwehr Maintal-Bischofsheim alarmiert. Da die Wehren von zwei Seiten an die Unfallstelle heranfahren, ist ein schnelleres und effektiveres Arbeiten gewährleistet.

Allerdings leidet das Projekt noch an einer Kinderkrankheit. „Um anrückende Kräfte effektiver alarmieren zu können, muss die Software optimiert werden“, sagt Christ nachdenklich.

Mit dem Projekt, das der Gemeindebrandinspektor vor einem Jahr auf den Weg gebracht hat, hat er das weit verbreitete Kirchturmdenken „Mein Feuer, dein Feuer“ immerhin ein Stück weit in den Kommunen polarisiert. Egal, wo ein Feuer ausbreche, sei das Ziel, den Bürgern immer die bestmögliche Sicherheit zu bieten, sagt Christ. Unterstützt wird er in diesem Punkt von Wolfgang Westphal, Gemeindebrandinspektor in Schöneck. Übungen zur beidseitigen Alarmierung sind jedes Mal ein großer Aufwand.

Eine gewisse Einsatzstärke muss gewährleistet sein, ein Abschleppdienst organisiert und die Entsorgung der verunfallten Fahrzeuge sichergestellt werden. Zusätzliche Kosten seien bisher nicht zu verzeichnen gewesen.

„Sehr wichtig bei diesem Projekt sind flexible Arbeitgeber“, sagt Christ. Die Tagesalarmierbarkeit sei bei alledem ein großes Problem. 2011 wurden sechs Verkehrsunfälle mit beidseitiger Alarmierung abgearbeitet.

2012 leistete die Freiwillige Feuerwehr Niederdorfelden bisher sieben Einsätze. Schon bei zwei Einsätzen fand eine beidseitige Alarmierung statt.