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»Ich mache mit. Auch ich will Leben retten«

Der 19jährigen Leni (Mitte) hat sich schon vor der Info-Veranstaltung zur Teilnahme entschlossen.. Foto: Niehoff
Der 19jährigen Leni (Mitte) hat sich schon vor der Info-Veranstaltung zur Teilnahme entschlossen.. Foto: Niehoff

Bad Vilbel. Alle 27 Sekunden erhält ein Mensch auf der Welt die Diagnose Blutkrebs, in Deutschland alle zwölf Minuten. Vielen Erkrankten könnte mit einer Stammzellenspende das Leben gerettet werden.
Weil aber nur ein Drittel aller Blutkrebspatienten, darunter viele Kinder und Jugendliche, innerhalb der eigenen Familie einen passenden Spender findet, hat kürzlich das Bad Vilbeler Georg-Büchner-Gymnasium bereits zum zweiten Mal zu einem Stammzellenspender-Aktionstag aufgerufen. Angesprochen waren Schüler der Oberstufe. »Wir haben das Thema Blutkrebs im Rahmen des Unterrichts schon einmal vorbereitet. Deshalb war die Teilnahme an der Informationsveranstaltung für alle Oberstufenschüler zunächst erst einmal verpflichtend«, erklärt Biologie-Lehrer Marc Grahmann am Rande der Veranstaltung.
Ehemaliger Schüler übernahm Moderation
Sie wurde moderiert von Dominik Rapp, einem ehemaligen Schüler des Büchner-Gymnasiums, der mittlerweile Medizin studiert und sich daher auch schon bestens in der Materie auskennt. Zusätzliche Unterstützung erhielt die Aktion zudem durch das Aufgreifen des Themenkomplexes »Leben retten durch eigenes Engagement« im Ethikunterricht durch Lehrerin Silke Schellhaaß. »Es bedarf gar nicht so viel, um das Leben eines anderen zu retten. Deshalb ist es die Frage der persönlichen Einstellung eines jeden«, sagte Schellhaaß. Denn jeder zehnte Blutkrebspatient sucht vergeblich nach einem passenden Spender. Wenn die Entscheidung zugunsten einer Stammzellenspende gefallen ist, dann sammelt die Deutsche Knochenmark-Stiftung (DKMS) die benötigten Daten des möglichen Spenders ein.
Mehr als 11,5 Millionen potenzielle Spender
Obwohl erst 1991 aufgrund einer Blutkrebserkrankung in der eigenen Familie von Dr. Peter Harf gegründet, haben sich mittlerweile mehr als 11,5 Millionen potenzielle Spender von der Stiftung registrieren lassen. Seither konnte sie mehr als 100 000 Stammzellenspender vermitteln. Mittlerweile ist die Stiftung auch in den USA, Polen, England, Chile, Indien und Südafrika aktiv.
Zurück zum Konferenzraum des Georg-Büchner-Gymnasium. Dort stieß der Medizinstudent Rapp mit seinen Vorträgen an diesem Vormittag bei den beiden Jahrgangstufen Q1 und Q3 auf großes Interesse. Immer wieder wurden Fragen gestellt, beispielsweise: Kann ich auch spenden, wenn ich im Ausland studiere? Wie fühle ich mich nach der Spende? Wie lange braucht mein Körper, um die entnommen Stammzellen wieder aufzubauen?
Nachdem das Verfahren ausführlich erklärt und auch ein Film von einem kleinen Mädchen gezeigt worden war, dem mittels einer Stammzellenspende das Leben gerettet werden konnte, sowie der eigentliche Typisierungsvorgang mit Abstrich der Wangenschleimhäute vorgeführt worden war, waren die Schüler an der Reihe. Wer sich zur Typisierung bereit erklärte, erhielt einen Briefumschlag mit einer Codenummer und drei Wattestäbchen.
Es geht um die Rettung von Menschenleben
Sodann musste ein QR-Code auf das Handy geladen werden und dann erfolgte der Abstrich. »Für mich stand es schon vor der Veranstaltung fest: ich mache mit. Auch ich will Leben retten«, erklärt der 18-jährige Sven. Und auch seine beiden Klassenkameraden Balint (19 Jahre) und Finn (18 Jahre) machen mit: »Die Veranstaltung mit all ihren Erklärungen war einfach super. Sie hat die letzten Zweifel beseitigt.«
Und auch die beiden Lehrer Schellhaaß und Grahmann, auf deren Initiative die Stammzellenspenden-Aktion am Büchner-Gymnasium stattfand, sind zufrieden: »Wir rechnen mit einer Teilnahme von 70 bis 80 Prozent. Hier geht es ja schließlich um die Rettung von Menschenleben.«
Von Jürgen W. Niehoff