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„Ich muss zeichnen“ – Wie spanische Kindergeschichten in Groß-Karben auf die Welt kommen

Karben. „Malen, Zeichnen – das ist meine Leidenschaft“, sagt Erika Bowen Medelius (39). Mit einer ausholenden Handbewegung weist sie auf ihre Werke hin. „Ich kann nicht anders.“ Das sieht auch ihr Mann John Bowen (39) ähnlich. „Bald gibt es keinen Flecken mehr im Haus, der nicht bemalt ist“, befürchtet er, aber er lacht dazu. Ihm gefällt, was seine Frau mit Farben und Pinsel nicht nur auf Papier und Leinwand zaubert, sondern auch auf Truhen, großen Holzschalen und Türen.

Schon früh entwickelt Erika ihre kreative Ader, studiert Grafikdesign in Lima, der Hauptstadt Perus, ihrer Heimatstadt. „Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie sich nicht eingemischt haben, dass ich studieren konnte, was ich wollte“, erzählt Erika, die seit 2003 in Groß-Karben wohnt. Ihren Mann John lernte sie, 23-jährig, auf dem Frankfurter Flughafen kennen. Erika war auf den Weg in die Schweiz zu Verwandtenbesuch. Er, gebürtiger Engländer, wohnte da schon in Pfungstadt. Die Unterhaltung fanden beide so anregend, dass sie ihre Adressen austauschten. Was folgte, war ein jahrelanger Briefwechsel. Bis sie schließlich zueinander fanden, 1998 in Pfungstadt heirateten.

Zwischen Studium und Heirat liegen die „italienischen Jahre“. Erika Medelius arbeitete für eine Modefirma in Mailand und erfindet Strickmuster für Pullover. In Pfungstadt widmet sie sich neuen Aufgaben – der eigenen Tochter und einem Kinderbuch. Sie entwickelt eine kleine Story, textet und illustriert. „Ich muss mit der Hand zeichnen und malen“, betont sie. So sitzt sie Stunde um Stunde, tüftelt akribisch an ihren Figuren, an deren Lebensräume, zeichnet sie zunächst auf durchsichtigem Pergament. Erst wenn sie zufrieden ist, werden sie auf das Bild übertragen – „durchgepaust“ und mit Wasserfarben bunt ausgemalt. Sie sitzt dazu in ihrem kleinen Atelier im ausgebauten Kellerraum. Manches Mal vergesse sie dann die Zeit, scherzt sie. So ist ihr erstes Kinderbuch entstanden „Dos Bandidos – Historia de gatos“. Die in spanischer Sprache verfasste Geschichte ist 1999 in einem peruanischen Verlag erschienen. „Las Rimas del Ratoncito Sebastián“ folgt 2002, ein von Unicef durch das Dokumentationszentrum „Centro de documentacion e informacion de literatura infantil“ gefördertes Buch für Kinder bis sechs Jahren. Beide Kinderbücher seien, so Erika Bowen Medelius, im spanischen Sprachraum Mittel- und Südamerikas so wie Europas erschienen.

Sie habe weitere Geschichten ausgearbeitet, so auch ein kleines Kinderbüchlein mit einer Henne als Hauptfigur. Doch diese sei abgelehnt worden, so die Illustratorin, weil Hühner bei Kindern nicht so gut ankämen wie zuvor ihre Katzen und Mäuse. Und mit der Maus als frechen Bengel bereitet sie ein neues Buch vor.

Doch schon reichen ihr die Blätter nicht mehr aus, Erika Medelius hat die Leinwand entdeckt und malt „am liebsten mit Acryl“ und Fabeltiere. Hierfür habe sie auch schon eine Galerie in Frankfurt begeistern können, sagt sie.

Ihre Vögel, Hunde und Mäuse nehmen in ihren Geschichten wie ihren Bildern den Platz von Menschen ein. So sitzt Familie Vogel am festlich gedeckten Tisch in Kleid und Jackett, und zwei Tiere spielen, ebenfalls in Kleidern, auf Lauten dazu. „Dafür muss ich auch schon einmal Modell stehen“, erinnert sich John Bowen, der für dieses Bild eine Gitarre in Händen hielt. Viel habe sie ausprobiert und studiert, Motive von Fotografien gemalt oder einfach auf Papier und Leinwand gebannt, was sie gesehen habe. „Ich habe jetzt meinen eigenen Stil gefunden, darüber bin ich sehr froh“, erklärt Erika Bowen Medelius. Florale Motive, kombiniert mit Tieren, aber auch Ornamente in leuchtend bunten Farben, die an ihr Heimatland Peru erinnern, zieren Vitrinen, Truhen und Türen. Muster erarbeitet sie auf kleinen Holztäfelchen, die überall in den Regalen und auf den Kommoden zu finden sind.

Wer sich einmal im Hause Bowen Medelius Bilder und bemalte Möbel ansehen möchte, kann unter Telefon (0 60 39) 92 69 97 nach einem Termin fragen.