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Im Bann des »Dschungels«

Mowgli (Lukas Schwedeck) fühlt sich wohl bei den Tieren des Dschungels. Foto: Eugen Sommer
Mowgli (Lukas Schwedeck) fühlt sich wohl bei den Tieren des Dschungels. Foto: Eugen Sommer

Musical-Premiere vor 200 begeisterten Zuschauern

Bad Vilbel. Begeistert feierte das Publikum die Musicalpremiere von »Das Dschungelbuch« bei den Burgfestspielen. Die Abenteuer des Findelkindes Mowgli, das im Dschungel bei einem Rudel Wölfe aufwächst, haben nichts von ihrer Faszination verloren. Kleine und große Zuschauer verfolgten gebannt die Handlung, ließen sich von der Spielfreude des Ensembles und der Musik mitreißen.

In Aktion: Das Ensemble der Burgfestspiele bringt das »Dschungelbuch« mit viel Schwung als Musical auf die Bühne der Wasserburg. Fotos: Eugen Sommer

Freundschaft überwindet Grenzen
Vorsicht! Gegen dieses Fieber ist kein Kraut gewachsen. Seit Pfingstsonntag grassiert das hochansteckende Dschungelfieber in der Wasserburg. Die Bühne hat sich in eine exotische Kulisse verwandelt. Auch 127 Jahren nach der Entstehung des weltberühmten Klassikers von Nobelpreisträger Rudyard Kipling zieht das Abenteuer Zuschauer aller Altersklassen in seinen Bann. Erzählt wird die Geschichte über Freundschaft, die Grenzen überwindet, auf der Festspielbühne als schwungvolles Musical-Abenteuer für die ganze Familie von Regisseur Christian H. Voss, Regieassistentin Sara Niemeyer, dem musikalischen Leiter Philipp Polzin und Dramaturgin Ruth Schröfel.

Die eingängigen Melodien stammen von dem Komponist Jan Radermacher. Die energiegeladenen Choreographien hat Kerstin Ried mit dem Ensemble einstudiert. Für das Dschungelambiente (sprich Bühnenbild) zeichnet Heike Meixner verantwortlich, die zusammen mit Monika Seidl auch die Kostüme auswählte. Mit Leben erfüllt wurde die fantasievolle Kulisse von den temperamentvoll singenden und schauspielernden Darstellern.
Die Zuschauer lernen bei der Musicalinszenierung auf unterhaltsame Weise das Findelkind Mowgli (Lukas Schwedeck), seine Freunde, den strengen Panter Bagheera (Raphael Köb) und den tapsigen Bären Baloo (Boris Böhringer) kennen. Im Dschungel leben neben diesen beiden Tieren weitere wie die Schlange Kaa (Sonja Herrmann), der Tiger Shere Khan (Theresa Christahl), der Geier Chil (Krisha Dalke) und der Schakal Tabaqui (Janice Rudelsberger). Mowglis Familie ist ein Wolfsrudel zu dem seine Zieheltern Wolf Rama (Tobias Georg Biermann) und Wölfin Raksha (Ruth Fuchs) sowie Leitwolf Akela (Tamara Wörner) gehören.

Auf der Suche nach Identität
In den Bergen leben in der Affenstadt Affenkönig King Lui (Theodor Reichardt) und seine Queen Ellie (Vanessa Weiskopf) mit ihrer dreisten Bande. Wölfe und Affen verkörpern zudem Lorena Mazuera Grisales und Julius Williams. Schnell erfassten die jungen Zuschauer die unterschiedlichen Charaktere und Absichten der Dschungelbewohner. Sie verfolgen gespannt, wie Mowgli das Geheimnis der »roten Blume« nutzt, um seinen Gegner Tiger Shere Khan zu besiegen. Das Publikum ging mit Mowgli auf die Suche nach seiner Identität und nach Antworten auf Fragen nach der Bedeutung von Zugehörigkeit und Heimat.

Die Zuschauer spendeten reichlich Zwischenapplaus, honorierten so Soli, Tänze, Lieder und Szenen, klatschten im Takt der Musik. Dem Ensemble und dem Team hinter der Bühne dankten sie für die gelungene Inszenierung mit viel Applaus. Kritik gab es in einem Punkt von einer jungen Dschungelbuchliebhaberin: »Shere Khan war zu selten zu sehen.«

Zwei Stunden gebannt zuhören
Regisseur Christian H. Voss erläutert, worauf es ihm ankommt: »Mir ist es wichtig, dass wir nicht so tierisch auf der Bühne sind. Deshalb orientieren wir uns beim Verhalten und den Kostümen eher an Menschen als an Tieren.« Seinen Anspruch definiert Voss so: »Mein Ziel beim Familientheater ist es, dass Kinder und Erwachsene zwei Stunden lang gebannt zuhören und eher still sind. Ich mag kein Mitmachtheater. Mir geht es um die Geschichte und nicht um billige Lacher. Wir erzählen die Geschichte, das ist Theater. Haben Kinder und Erwachsene gleichermaßen Freude daran, dann ist das im besten Sinne Familientheater«.

Abstandsregeln
Das Premierenpublikum genoss sichtlich die Festspielatmosphäre. Abstand halten war bei gerade einmal 200 Besuchern auf den Rängen kein Problem. Jeweils zwei oder drei Sitzplätze sind zudem durch Plexiglasscheiben getrennt. Auf den Plätzen kann so die Maske abgenommen werden. Wer eine Vorstellung besuchen möchte, muss die Bestätigung eines negativen Testergebnis aus einem Testzentrum (nicht älter als 72 Stunden) oder einen Impfpass mitbringen. Der Eintritt in das Kartenbüro sowie der Zugang zu den Toiletten in der Zehntscheune ist wie bereits im vergangenen Jahr über Go- und Stop-Anzeigen geregelt.

Die Pandemie ist noch nicht vorüber: Auf der Tribüne müssen viele Plätze leer bleiben, um Abstand zu gewährleisten. Aber immerhin können derzeit pro Vorstellung 200 Besucher die Inszenierungen genießen. Foto: Fauerbach