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In der Tradition Tucholskys – SPD veranstaltete literarisches Dinner mit Texten des Journalisten und Schriftstellers

Karben. Kurt Tucholsky – der Schriftsteller und Journalist verstand sich als Vertreter der Arbeiterbewegung. „Lange Zeit in der SPD engagiert, vertritt er Werte, die auch wir unsere nennen“, erklärte Christel Zobeley, Vorsitzende der Karbener SPD.

Für Zobeley haben die Werke Tucholskys eine ganz persönliche Komponente: „Mitte der 60er Jahre hat mir Tucholsky besonders mit seinen Schriften gegen den Krieg und den Militarismus imponiert“, gab die SPD-Vorsitzende einen Einblick in ihre Begeisterung für den politischen Journalisten. „Er war wegweisend für meine politische Entwicklung.“

„Doch freuen Sie sich nicht zu früh“, warnte Andreas Hofmann in einer Einführung zum Lebenswerk des Schriftstellers. „Tucholsky hatte so seine Probleme mit der SPD.“ Ebenso wie mit anderen Institutionen. Zwar engagierte er sich vor dem Ersten Weltkrieg bei den Sozialdemokraten, ging spätestens ab 1918 jedoch auf Distanz zur Partei. Gegen Ende der 20er Jahre näherte er sich stärker der KPD an, wobei er Wert darauf legte, kein Kommunist zu sein. Insgesamt beharrte Tucholsky gegenüber allen Arbeiterparteien auf einem unabhängigen Standpunkt abseits der Parteidisziplin. Tucholsky veröffentlichte einen großen Teil seiner Werke unter den Pseudonymen Theobald Tiger, Kasper Hauser, Peter Panter oder Ignaz Wrobel. „Das bemerkenswerte ist, dass er all diese Pseudonyme fast wie eigenständige Personen lebte“, so Hofmann.

Das Schicksal des Mannes war jedoch kein einfaches: Einst der reichste Journalist Deutschlands, wurde er nach der Zeit des Nationalsozialismus zum armen Mann. „Hitler ließ Tucholskys Werke in Deutschland nicht nur verbrennen, er kündigte auch allen anderen Ländern Ärger an, die seine Schriften weiter veröffentlichen würden“, sagte Hofmann. Auch wenn er sich ins Exil nach Schweden retten konnte, litt Tucholsky an Depressionen, bis er sich 1935 mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben nahm. „Doch viele seiner Werke haben durchaus lustige Züge“, leitete Jochen Schlichte das erste Stück des Abends ein.

„Für uns bietet solch ein Abend eine gute Möglichkeit, einmal ein anderes Miteinander zu leben“, schwärmte Zobeley über die Atmosphäre des literarischen Abends. Die Werke Tucholskys wurden im Wechsel mit Salat, Suppe und Gänsebraten serviert. „Dabei war uns auch wichtig, den Abend nicht nur parteiintern zu genießen“, hob Zobeley hervor und fügte hinzu: „Teilnehmen darf jeder, ob SPD-Mitglied oder nicht.“ (jkö)

Für den 1. Dezember lädt die Karbener SPD ab 9 Uhr zum Frühstück auf den Groß-Kärber Wochenmarkt ein. Am 4. Dezember ist der Stand ab 9 Uhr auf dem Klein-Kärber Wochenmarkt vor der Bonifatius-Kirche.