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Jung übernimmt – Neuer CDU-Fraktionschef setzt auf wechselnde Mehrheiten

Schöneck. „Nein, so ist es natürlich nicht gewesen“, widerspricht sofort der 28-jährige Volljurist mit Prädikatsexamen. Während der Fraktionssitzung habe eine geheime Wahl stattgefunden, bei der er 100 Prozent der Stimmen erhalten habe. Aber mit Protektion durch den Vater habe das nichts zu tun, sagt Markus Jung.

Nachdem Konrad Jung vor wenigen Wochen zum Vorsitzenden der CDU in Schöneck gewählt worden war, hatte er beschlossen, das Amt des Fraktionsvorsitzenden niederzulegen. Damit wollte er der Ämterhäufung vorbeugen und zugleich Jüngeren die Chance geben, Verantwortung zu übernehmen. Dass das Vertrauen der elfköpfigen Fraktion auf Sohn Markus gefallen ist, hat er zwar nicht vorbereitet, gefreut hat es ihn aber schon.

Für Markus Jung ist der Fraktionsvorsitz das zweite wichtige Amt in seiner jungen Politikerlaufbahn. Vor zwei Jahren hatte ihn die Junge Union, die Jugendorganisation der CDU, zu ihrem Kreisvorsitzenden gewählt. Zu dem Zeitpunkt war er schon drei Jahre in der Schönecker Gemeindevertretung als Fraktionsgeschäftsführer tätig.

Nach der Kommunalwahl im März wählten seine Fraktionskollegen ihn zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. „Der Zeitpunkt war günstig, denn seit der Kommunalwahl weht ein anderer Wind in der Gemeindevertretung“, meint Jung. Rot-Grün bekam zwar mehr Stimmen, doch es wird seither mit wechselnden Mehrheiten entschieden.

Das parlamentarische Spiel sei dadurch offener geworden, sagt Jung. Das komme seinem Naturell und seiner Ausbildung als Jurist entgegen. Er habe gelernt, sich in aller Ruhe mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. „Ich kann abwarten, während mein Vater immer möglichst schnell zu einer Entscheidung kommen wollte“, erklärt der 28-Jährige den Unterschied zu seinem Vater.

Als neuer Fraktionsvorsitzender setzt Markus Jung vor allem auf Kommunikation mit allen Fraktionen in der Gemeindevertretung. Im Gespräch müsse nach geeigneten Schnittmengen gesucht werden, wobei es immer darauf ankomme, dass jede Seite sich dabei kompromissbereit zeige. Eine erste Bewährungsprobe sieht Jung in dem von Bürgermeister Ludger Stüve (SPD) präsentierten Haushaltsplan 2012. „Wir von der CDU beabsichtigten den Haushalt mitzutragen, wenn man auch unsere Handschrift darin erkennen kann“, kündigt Jung an. Stüve müsse sich für seinen Haushalt Mehrheiten suchen. „So macht Kommunalpolitik Spaß, kein Geklüngel, sondern am Schluss gewinnen die besseren Argumente“, zeigt sich der neue CDU-Fraktionschef überzeugt. Und da scheint er gute Karten zu haben. Auch während seines Studiums hatte das Interesse an der Kommunalpolitik nie nachgelassen. So schrieb er beispielsweise seine Examensarbeit über die Zukunft der Gewerbesteuer, eine der wesentlichen Einnahmequellen der Kommunen.

Momentan ist für ihn wichtig, nach intelligenteren Lösungen zum Abbau der Verschuldung zu suchen. (jwn)