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Jungpolitiker befragt – Erstwähler fühlten Parteienvertretern in der Gesamtschule auf den Zahn

Karben. „Sie haben heute die Chance, Politik im Sinne von Artikel 21 des Grundgesetzes selbst zu erleben, wonach politische Parteien an der Willensbildung mitwirken.“ Mit diesen Worten begrüßte Schulleiter Hans-Jobst Krautheim die mehr als 200 Schüler der zwölften und 13. Klassen der Kurt-Schumacher-Schule (KSS), die am 27. Januar erstmals bei einer Landtagswahl ihr Kreuz machen dürfen. Auf dem Podium in der Aula saßen Jungpolitiker jener Parteien, die derzeit im Landtag vertreten sind. Sie standen den Erstwählern zu Fragen rund um die Bildungs-, Wirtschafts- sowie Umweltpolitik Rede und Antwort.

Die SPD-Landtagskandidatin Lisa Gnadl, Tobias Heinz (Junge Union), Daniel May (Grüne Jugend) und Hans-Christian Mick (Junge Liberale) hatten zu Beginn der drei themenbezogenen Gesprächsrunden zunächst jeweils drei Minuten Zeit, um ihre Positionen darzulegen, dann durften Fragen gestellt werden. Die Moderatoren Björn Wolf (Schulsprecher), Katharina Götz und Annika Esselborn achteten auf die Einhaltung der Redezeiten.

Lediglich 40,4 Prozent der Erstwähler hätten sich an der vergangenen Landtagswahl beteiligt, „das wollen wir durch diese Veranstaltung ändern“, hob Wolf ein Ziel der Diskussionsrunde hervor.

Auch Laura-Jane Lenhard (19) bedauerte, „dass das Recht zu wählen, wofür frühere Generationen gekämpft haben, längst nicht von allen wahrgenommen wird“. Im Unterricht habe sie sich auf die Veranstaltung vorbereitet. Wie die meisten Schüler verfolgte sie kritisch und aufmerksam die Diskussionsbeiträge. Die Themen reichten von Kernenergie und Mindestlohn bis hin zu Verschuldung und Flughafenausbau. Es waren jedoch vor allem Fragen rund ums Studium sowie Umweltthemen, die für rege Diskussionen sorgten. Die Bildungschancen für Schüler aus sozial schwachen Familien müssten erhöht werden, sagte May und erntete dafür die volle Zustimmung von Laura-Jane und Sascha Jork (20).

So stieß die Äußerung von Heinz, dass Hessen durch die Gewährung von Darlehen das Bundesland mit den „sozialsten Studiengebühren“ sei, bei Laura-Jane auf Ablehnung: Die Formulierung sei ein Widerspruch in sich. Sascha hingegen ist der Meinung, dass die Chancen durch überfüllte Hörsäle früher eingeschränkt gewesen seien. Die Studiengebühren befürwortet er ebenso wie die von der FDP angekündigten Investitionen in die Wirtschaft.

„Wenn die SPD gewinnt, schaffen wir in den ersten 100 Tagen die Studiengebühren ab“ – dafür erntete Lisa Gnadl spontanen Applaus. Auch Mays Ideen zu Klima und Umweltschutz stießen auf Zustimmung. Laura-Jane hält Lösungen für Umweltprobleme für so dringlich, da sei keine Zeit mehr, um „auf die Ergebnisse mehrjähriger Forschungsarbeit zu warten“, wie es der Vertreter der Jungen Union für alternative Energien formuliert hatte. (kre)