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Jungwähler fragen Politiker – Schülervertreter laden Parteienvertreter zu einer Podiumsdiskussion in die Schul-Aula ein

Karben. „Diese Veranstaltung ist für euch“, macht Moderator Yannick Schimbera aus der 12. Jahrgangsstufe seinen Mitschülern deutlich und fordert sie dazu auf, Fragen zu stellen. Und so viel Zeit war gar nicht, um alle, die den Finger in die Höhe reckten, zu Wort kommen zu lassen.

Die Veranstaltung war gelungen, dank einer straffen Organisation und die Beschränkung auf die Themen Stadtentwicklung und Verkehr, Umwelt sowie Freizeit und Sport. Die beiden Moderatoren Henrike Heuer und Yannick Schimbera hielten die Zügel fest in der Hand und stoppten ein ums andere Mal den Redenden, wollte dieser seine überschrittene Redezeit partout nicht beenden.

Zunächst stellten sich Michael Ottens, Fraktionschef der Freien Wähler, Ernst Decker von der FDP, Bürgermeister Guido Rahn von der CDU, Thomas Görlich, Fraktionschef der SPD, Rainer Knak von den Grünen und Karlheinz Hoffmann von den Linken vor.

Rahn warb für den Innenstadtausbau, einen besseren Verkehrsfluss durch Kreisel und die Nordumgehung. Dass bei den neuen Geschäften auch ein Starbucks dabei sein könnte, ließ die Schüler merklich aufhorchen. Dennoch: Wie passe es zusammen, dass die Umgehungstraße den Verkehr herausbringen solle, die Innenstadt aber ausgebaut und mehr Geschäfte angesiedelt werden sollen, wollte ein Schüler wissen. Stellvertretend antwortete Görlich, dessen Partei ebenfalls die Nordumgehung befürworte. Am Beispiel Friedberg zeige sich die positive Wirkung: Der berufliche Durchgangsverkehr nutzt die Umgehung, das Geschäfts- und Stadtleben hat sich neu entfaltet und belebt.

Für die Sozialdemokraten warb Görlich für einen Stadtpark mit Bade- und Sportmöglichkeiten im Niddaknie. Realitästfern, wetterte Ottens gegen diese Idee, die die SPD immer vor Wahlen aus dem Zylinder ziehe. Nur drei Prozent der Flächen des anvisierten Parkareals seien in städtischer Hand. Außerdem sei die Pflege zu teuer.

Dennoch blieb der Stadtpark ein Randphänomen. Mehr interessierte die Schüler, wann mit der Umgehung zu rechnen sei. Sprach FDP-Mann Decker noch von „bald, falls keine Klagen kommen“, stellte das Stadtoberhaupt klar: „2012 rollen die Bagger und 2015 ist sie fertig“. Der Grüne Knak bemängelte, dass neuer Straßenbau auch ein Verlust an Natur sei, äußerte aber Verständnis für das Mobilitätsbedürfnis der Menschen. Er plädierte daher für einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, so dass die Menschen ihre Mobilität anders organisieren können. Mit dem Busverkehr unzufrieden zeigte sich eine Schülerin aus Petterweil, die Jugendveranstaltungen seien eben damit schlecht zu erreichen. Auch der Ast-Verkehr funktioniere nicht richtig. Rahn rechnete vor, dass die Stadt schon jetzt jährlich 300 000 Euro für den ÖPNV zahle und mehr im Moment einfach nicht drin sei. Bei den Anrufsammeltaxis habe die Satadt aber schon nachgebessert und ein zweites Unternehmen eingebunden. Immer wieder spielte die Finanzierbarkeit der Projekte eine Rolle, ohne Hauptthema zu werden. Dass gespart werden muss, war bei den Schülern kein Kritikpunkt.

Ihrem Ärger Luft machten auch eine Schülerin aus Burg-Gräfenrode und ein Schüler aus Kloppenheim, da der Beachvolleyballplatz in Roggau und der Fußballplatz in Kloppenheim eingezäunt wurden.

Die Schüler erlebten eine rege Diskussion, in der sich die Parteienvertreter deutlich positionierten. Eine gelungene Entscheidungshilfe für die rund 200 Erst- und Jungwähler, die, so schätzt es Schulleiter Franz Wild, auf die Gesamtschule gehen.