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Karben als Hort der Erfindungen – Staatssekretär Klaus-Peter Güttler (SPD) stellt auf Pressekonferenz bei Elmotec Hessischen Innovationspreis 2008 vor

Karben. Albert Frank schüttelt den Kopf. Dann nimmt er die Hände vom Steuerungspult, macht einen Schritt auf die Anlage zu und schaut nach, wo es gerade hakt. „Mit den Maschinen zu arbeiten“, sagt er, „macht doch am meisten Spaß.“ Das feingliedrige, technische Ungetüm vor ihm soll bald Spulen für Elektromotoren herstellen. Die treiben dann einen Fahrstuhl oder ein ähnlich großes Gerät an. Produziert werden die Maschinen in einer Werkshalle im Klein-Karbener Industriegebiet. Die Firma Elmotec Statomat ist Marktführer in ihrem Segment des Anlagenbaus. „Bei uns zählt eben die Innovation“, sagt Geschäftsführer Sadik Sadiku und lächelt. „Nicht die Aktie.“

200 Mitarbeiter arbeiten bei Elmotec Statomat am Standort Karben. Außenstellen betreibt das Unternehmen unter anderem in Mexiko, den USA, Indien und Brasilien. Es ist Zulieferer für die Elektrobranche und den Automobilbau. Bosch, Siemens und Volkswagen sind Kunden. „In den nächsten 20 Jahren“, berichtet Geschäftsführer Sadiku, „wird es eine Revolution im Automobilbau geben.“ Denn Öl wird knapp, Elektrizität die Antriebsform der Zukunft, zum Beispiel in Hybridmotoren. Damit die Konzerne Elektromotoren bauen können, brauchen sie die Maschinen aus Karben. Deshalb arbeiten die Forscher und Entwickler in der Max-Planck-Straße daran, Anlagen zu entwerfen, die Spulen mit erheblich höherem Leistungsgrad herstellen können. Bisher bestehen diese zu 45 Prozent aus Kupfer – wo die Energie erzeugt wird. 80 Prozent Kupfer sollen die Leistung maximieren. „Mit unseren Anlagen können die Kunden Sparmotoren bauen“, erklärt Sadiku. „Elektromotoren werden zum Rückgrat der Wirtschaft werden.“ Dass er in seinem mittelständischen Unternehmen viel flexibler reagieren kann als ein großer Konzern, sieht der Geschäftsführer als wichtigsten Vorteil. Das bestätigt ihm Wirtschafts-Staatssekretär Klaus-Peter Güttler (SPD) in der Auftakt-Pressekonferenz für den Hessischen Innovationspreis 2008. „Sie müssen ständige Veränderungen meistern.“ Mit dem Innovationspreis wolle das Land Mittelständlern zu ein wenig mehr öffentlicher Aufmerksamkeit verhelfen. Zugleich werben das Land und die Sparkassen, Banken und Genossenschaftsbanken dafür, dass sie Mittelständlern unter die Arme greifen. „Viele haben ein Finanzierungsproblem“, weiß Rudolf Kriszeleit, Vorstand der Investitionsbank Hessen, „denn der Weg von der Innovation bis zum marktfähigen Produkt ist lang.“ Per stiller oder offener Beteiligung pumpen Land, EU und die Investitonsbank 200 000 bis 1,5 Millionen Euro vorübergehend in die Firmen – 75 Millionen ingesamt. Denn „Gründer haben in Deutschland ein Problem, an Geld zu kommen“, kritisiert Jürgen Zabel von Hessenkapital.

Solche starken Partner, bestätigt Geschäftsführer Sadiku, brauche auch er, um bestehen zu können – abgesehen von neuen Ingenieuren. Für den Innovationspreis aber, das ist für den Karbener Mittelständler klar, „werden wir uns auf jeden Fall bewerben.“

Ob Elmotec den Preis gewinnt oder nicht – Albert Frank arbeitet sehr gerne bei dem Unternehmen. Auch, weil der Karbener jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit radeln kann. Karbens Bürgermeister Roland Schulz (SPD) ist deshalb sehr zufrieden, dass der Mittelstand der Stadt eine breite Basis an wohnortnahen Arbeitsplätzen und auch an Gewerbesteuer-Einnahmen sichert. (den)