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Kaum aufgefallen – Mais-Anlieferung für Biogas-Anlage führt zu minimalen Beschwerden

Karben. So sei das nicht abgemacht gewesen. Im Genehmigungsverfahren seien die genauen Anlieferrouten festgelegt worden, über die die Lastwagen den Mais zur Karbener Biogas-Anlage fahren sollten. Demzufolge seien keine Fahrten durch Groß-Karben in der Bahnhofstraße vorgesehen, erklärt Ortsbeirat und Stadtverordneter Harald Ruhl (SPD).

Warum die Laster doch dort entlang fuhren, will er nun wissen: Am 8. Oktober hätten Anwohner der Bahnhofstraße einen „enormen Lieferverkehr“ von mindestens 50 Lastwagenfahrten dokumentiert. Das müsse bestraft werden, findet Ruhl aufgebracht. „Wir werden hier verarscht.“

Mit seiner Anfrage sorgt der SPD-Mann erst einmal für Verwirrung. Denn zunächst hat er den massiven Verkehr für den 10. August angeklagt. „Ein Zahlendreher“, erklärt Harald Ruhl. „Das tut mir leid.“ Was auch seltsam gewesen wäre: Denn die Ernte begann erst am 28. September. Über den Erntebeginn hatte die FNP gleich am Folgetag berichtet.

Wer für die Fahrten vom 8. Oktober verantwortlich sei, könne er nicht sagen, erklärt Michael Ottens (FW), der als Karbener Stadtwerke-Stadtrat für die Anlage zuständig ist. „Aber es hat nichts mit der Biogas-Anlage zu tun.“ Ein Anwohner aus der Bahnhofstraße habe ihm Fotos als Beweis vorgelegt. Darauf sei zwar die Beschriftung der Lastwagen nicht erkennbar – wohl aber, dass es andere Fahrzeuge seien als jene, die der Lohnunternehmer für die Mais-Fahrten einsetzte.

Auch sieht das Lieferkonzept sehr wohl Fahrten durch die Bahnhofstraße vor. So hatte es das Stadtparlament abgesegnet, um den Verkehr gerecht zu verteilen und nicht nur die Nachbarn in Schöneck und Nidderau zu belasten.

Dieses Konzept habe gut funktioniert, berichtet Max Ullrich, der für Anlagenentwickler Abicon die Ernte und deren Fahrten koordinierte. Die Ernte sei trotz einer anderthalbtägigen Regenpause termingerecht binnen zwei Wochen erledigt worden. „Das lief reibungslos und die beauftragten Firmen haben das sehr gut gelöst“, ist er zufrieden. An sämtlichen Streckenvorgaben und Auflagen hätten sich die Unternehmen exakt gehalten, mieden, wo es ging, ganz besonders die Bahnhofstraße. Das überprüfte Ullrich selbst stichprobenartig. Die Ernte- und Transportfirmen setzten bis zu sechs Lastwagen ein, die den Mais von den Feldern zur Anlage transportierten. Weil die Fahrzeuge auf den Feldwegen blieben und nicht auf die Felder fuhren, seien beispielsweise die Straßen überhaupt nicht verschmutzt worden.

Der Effekt der unscheinbaren, neuen Lkw mit ihrem silberfarbenen Aufbau: „Sie sind kaum aufgefallen auf den Straßen“, erklärt Ullrich. Was so weit ging, dass die Gemeinde Schöneck eines Tages nachfragte, wann denn die Ernte nun beginne. „Zu dem Zeitpunkt war schon alles gelaufen“, sagt Stadtrat Michael Ottens zufrieden. Dennoch: Eine kleine Beschwerde habe es gegeben, berichtet Fachmann Ullrich. So habe sich ein Anwohner über Fahrten an Sonntagen beschwert. „Das war aber rechtlich einwandfrei, vier der Laster hatten Sondergenehmigungen.“ Die Ernte müsse, wenn das Wetter gut sei, möglichst zügig erledigt werden.

Außer dem Fehlalarm seien keine Beschwerden im Karbener Rathaus eingegangen, berichtet Stadtrat Ottens. „Das Anlieferkonzept ist also hundertprozentig aufgegangen.“ Die Anwohner seien geschont worden, der Verkehr mit der minimalst möglichen Belastung erfolgt.

Auf der Anlage an der Kreisstraße 246 zwischen Groß-Karben und Heldenbergen türmen sich die Substrathaufen nun meterhoch. (den)