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Keine neue Zufahrt – 281 Bürger unterschreiben gegen zweites Tor fürs Degenfeldsche Anwesen

Die Protestliste der Anwohner aus Groß-Karben übergibt Beate Völker (Mitte) an Bürgermeister Rahn, der über die vielen mitgekommenen Mitstreiter erstaunt ist. Foto: den
Die Protestliste der Anwohner aus Groß-Karben übergibt Beate Völker (Mitte) an Bürgermeister Rahn, der über die vielen mitgekommenen Mitstreiter erstaunt ist. Foto: den

Der Streit um eine neue, zweite Zufahrt fürs Degenfeldsche Schloss in Groß-Karben spitzte sich zu. Eine Null-Lösung favorisieren vor allem die Nachbarn. Sie haben am Freitag im Rathaus Druck gemacht. Am Montag fiel die Entscheidung.

Karben. Es ist ein eindrückliches Zeichen: 281 Menschen haben auf Unterschriftenlisten in Groß-Karben gegen eine zweite Zufahrt zum Degenfeldschen Schloss unterschrieben. Beate Völker und ihre Mitstreiter aus der Nachbarschaft hatten die Listen in den vergangenen Tagen beim Bäcker, beim Friseur, in den Kneipen ausgelegt.

„Da haben sich wirklich sehr viele eingetragen“, ist Beate Völker selbst ein wenig überrascht. An diesem Freitagmorgen ist sie mit 14 Mitstreitern ins Rathaus gekommen. Als Bürgermeister Guido Rahn (CDU) die Tür zum Sitzungszimmer der Stadtregierung öffnet, ist selbst er erstaunt. „Ich dachte, da kommen vielleicht vier Leute.“

Die große Liste bekommt er von Beate Völker überreicht. Obwohl die Schloss-Nachbarn verärgert sind, ist die Stimmung an diesem Morgen „eigentlich ganz entspannt“, freut sich Beate Völker. Was sie und die anderen Groß-Kärber wurmt: „Dass niemand mal mit uns gesprochen hat im Vorfeld.“

Hof aufhübschen

Denn die Investoren, die das marode Schloss von der Stadt kauften und inzwischen saniert haben, möchten gern eine zweite Zufahrt zum Areal bauen. Der größte Teil der Parkplätze soll nämlich hinter das Mehrfamilienhaus verlegt werden, das gegenüber des Schlosses steht. Damit würde der Schlosshof frei und könnte dann neu und hübsch gestaltet werden.

Ein Durchbruch der westlichen Schlossmauer soll nach dem Wunsch von Architektin Verena Kunad-Riederer eine Zufahrt von und zum Hessenring ermöglichen. Die Autos würden dann über jenen Verbindungsweg rollen, der auch zur TG-Sporthalle führt.

Was man im Rathaus kategorisch ablehnt: Der Weg sei als Spazierweg viel zu stark frequentiert. Stattdessen hatte Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU) vorgeschlagen, einen kleinen, schmalen Stichweg zur Mühlgasse zu nutzen, der direkt an der nördlichen Schlossmauer endet. Diese Lösung aber kommt bei den Anliegern gar nicht gut an. „Der Weg ist doch viel zu schmal“, sagt Beate Völker. Außerdem sei der Weg nicht einzusehen, und es seien keine Ausweichstellen bei Begegnungsverkehr möglich.

Vorzüge und Nachteile beider Lösungen habe man besprochen, erläutert Bürgermeister Guido Rahn (CDU) nach der Besprechung hinter verschlossener Tür. „Es gibt bisher keine Genehmigung für die Lösung Mühlgasse“, betont Rahn. Auch existierten keine „inoffiziellen“ Vereinbarungen, widerspricht er Gerüchten, wonach diese schon bei der Schlossveräußerung abgeschlossen worden sein sollten. Auch gehe es bloß um acht Parkplätze.

Null-Lösung als Idee

Die Neugestaltung des Schlosses und des Hofes fänden alle Nachbarn gut, betont Beate Völker. „Aber das darf nicht zulasten der Anwohner gehen.“ Deshalb gebe es einfach keine Alternative zur heutigen Schlosszufahrt. Die Anwohner favorisieren daher, dass diese bleibt, wie sie ist: Über den Hof könnten die Autos am Mehrfamilienhaus vorbei zu den Parkplätzen im heutigen Garten fahren, findet Völker. Womit für den Bürgermeister klar ist: „Es gibt jetzt mindestens drei Lösungen. Die Null-Lösung ist auch eine Option.“

Optionen, über die am Montag der Magistrat in einer Sitzung entschieden hat: Die zweite Zufahrt zum Degenfeldschen Schloss, über die Karben seit Wochen heiß diskutiert, ist vom Tisch.

Nach der Sitzung erklärte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) der FNP auf Anfrage, die so genannte „Null-Lösung“ sei einstimmig beschlossen worden. „Es bleibt also alles so, wie es ist“, sagte Rahn. „Linksrum ist der Weg zu schmal und rechtsrum sind die Bürger nicht einverstanden.“ Für den Magistrat sei das Thema erledigt.

Die Unterschriften hätten ihren wesentlichen Teil zu der Entscheidung beigetragen, erklärte Rahn: „Wenn sich 300 Karbener Bürger durch einen zweiten Zufahrtsweg belästigt fühlen würden, dann ist das für uns als Magistrat schon ein gewichtiges Signal.“ (den/aze)