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Kinder, Küche, Minijob – Frauen wehren sich gegen immer noch bestehende Ungleichbehandlung

Karben. „Wir lassen uns nicht mit Kindern, Küche, Minijob und Fitness ruhig stellen.“ Um dies zu demonstrieren, sei der Internationale Frauentag in jedem Jahr wieder nötig, sagte Bärbel McWilliams vom Mütterzentrum bei der Feier mit rund 40 Frauen im Jugendkulturzentrum. Dies blieben aber die einzigen kämpferischen Worte. Der Schwerpunkt des Abends lag auf Information und gemütlichem Feiern nur unter Frauen. Einziger Mann war der für die Beleuchtung zuständige Techniker.

Laut Statistischem Bundesamt verdienten Männer für dieselbe Tätigkeit immer noch 20 Prozent mehr als Frauen, sagte McWilliams. Zudem seien Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. „Überfällige Reformen in der Kinderbetreuung werden mit einem antiquierten Frauenbild gekontert und verschleppt.“

Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) blickte auf die Anfänge der Frauenbewegung zurück: Seit 1911 kämpfen Frauen in europäischen Ländern für ihre Rechte, wobei das allgemeine Wahlrecht anfangs Priorität gehabt habe. Die Sozialistin Clara Zetkin habe sich dafür eingesetzt, dass es gleichen Lohn für gleiche Arbeit gebe. Trotz des von Mädchen und Frauen erzielten Bildungsvorsprungs gebe es für sie immer noch eine Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, sagte Lenz.

„Männer bekommen einen Herzinfarkt schon ab 30, Frauen erst ab 50 Jahren.“ Monika Abendschein vom Frauenbüro des Kreises Darmstadt-Dieburg, Politologin und frühere Arzthelferin, informierte in einem Vortrag über „Geschlechterblindheit in der Medizin“. Der Erforschung von Medikamenten lägen Untersuchungen an weißen, gesunden und jungen Männern zugrunde. Dabei setze sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass dies nicht ausreiche. So reagiere der weibliche Körper anders auf bestimmte Medikamente: Aspirin wirke sich bei Frauen weniger auf die Blutgerinnung aus, während Beta-Blocker stärker wirkten. Während rund 50 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen Vorsorgeuntersuchungen wahrnähmen, seien es bei den Männern nur 17 Prozent.

Auf die Frage nach der Notwendigkeit des Frauentags sagte die 18-jährige Désirée: „Ein Tag allein kann sicher nur wenig bewegen, dennoch finde ich es gut, dass es diesen Tag gibt.“ Der 14-jährigen Hellen hingegen bedeutet der Tag persönlich nicht viel. Die beiden Musikschülerinnen rundeten den Abend mit Gesangseinlagen ebenso ab wie die KSV-Grupp „Elle’mentse“ mit Tänzen. (kre)