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Konzept für Stadtplanung – Bürgermeister will Entwurf überarbeiten lassen • Politik will von Ausbau des Zentrums nicht ablassen

Karben. Karben soll ein Gesamtkonzept für die Stadtplanung erhalten. Das kündigt Bürgermeister Guido Rahn (CDU) an. Damit fallen die Empfehlungen, die der renommierte Frankfurter Architekt Jo Franzke in der Wetterauausgabe der Frankfurter Neuen Presse (FNP) gab, „auf fruchtbaren Boden“, sagt der Rathauschef.

Einen sofortigen Baustopp im „Stadtzentrum“, hatte Jo Franzke nach einem Rundgang durch die Stadtteile empfohlen. Und dass sich die Karbener ihrer Ortskerne erinnern und diese stärker entwickeln sollten. Mit dem vielen Grün sei Karben wie dafür geschaffen, die Kommune zu einer romantischen Parkstadt weiterzuentwickeln.

„Das ist ein erfrischender, wohltuender Blick von außen“, sagt Bürgermeister Rahn. „Er spricht haargenau unsere Schwachpunkte an.“ Doch seien die Karbener längst dabei, einige von diesen anzupacken.

Wenn auch nicht so, wie es der Stadtplaner empfiehlt: „Eine ausgebaute Stadtmitte und lebendige Ortskerne schließen sich nicht gegenseitig aus“, findet Oliver Feyl (FDP), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses des Parlaments – und spricht damit der gesamten Politik aus der Seele. „Die Innenstadtbebauung ist ja schon zur Hälfte gemacht, das kann doch nicht so halbfertig stehen bleiben“, ergänzt Grünen-Fraktionschef Gerrit Rippen. „Die Abrundung dieses Fragments ist durchaus wünschenswert“, findet auch Helge Gottschalk, Stadtplanungsfachmann der SPD. „Es wäre absolut der falsche Weg, nun mittendrin abzubrechen und das einfach so stehenzulassen“, sagt Bürgermeister Rahn.

Allerdings erinnert Gottschalk daran, dass die Koalition aus CDU, Freien Wählern und FDP ursprünglich noch einen viel intensivieren Ausbau des Stadtzentrums geplant hätten. Und allein die Grünen hätten auf die Bremse getreten, damit Karben nicht weiter in die Breite wächst, erinnert Gerrit Rippen.

Bei der Frage, wie die Ortskerne gestärkt werden können, werden die Antworten der Politiker zaghafter. Für das Ansiedeln von Supermärkten seien „die Ortsteile wohl zu klein“, wie Rendel und Burg-Gräfenrode zeigten, meint Grünen-Fraktionschef Rippen. Besser lege Karben sein Augenmerk dafür auf die Gastronomie – wofür Rippen das neue Bistro von Familie Macho in Rendel als Beispiel lobt.

Auch Bürgermeister Rahn lehnt die Supermarkt-Idee ab: „Dadurch würde ja noch mehr Verkehr in die Ortskerne kommen.“ Andernorts wie in Okarben hätten die Bürger mit den Füßen abgestimmt, erinnert Helge Gottschalk: Der dortige Einzelhändler habe schließen müssen, weil die Kundschaft fehlte.

Weniger verzagt folgen SPD und Grüne der Idee des Stadtplaners, Karben langfristig zu einer Parkstadt mit romantischen Alleen weiterzuentwickeln. „Sobald mit der Nordumgehung die Verkehrsberuhigung einsetzt, können wir das in Groß-Karben sofort umgestalten“, sagt Gottschalk – am besten ebenso in Klein-Karbens Rendeler Straße.

Handlungsbedarf ergebe sich damit für die Regierung Rahn, endlich die Nordumgehung und den B 3a-Weiterbau zu ermöglichen.

Das Pflanzen neuer Bäume an den Straßen müsse „mit den Bürgern abgesprochen“ werden, mahnt Gerrit Rippen an. „Wir haben ja heute schon Kleinkriege um Parkplätze“, stimmt Bürgermeister Rahn zu. Keine Chance räumt er einem Umbau des Degenfeldschen Schlosses zum Rathaus um. „Es wäre zu klein und die Stadt könnte es nicht finanzieren.“ Das heutige Rathaus habe einen entscheidenden Vorteil, findet Oliver Feyl: „Es steht am richtigen Platz.“

Die zentrale Frage habe der Stadtplaner richtig erkannt: „Ich sehe das Problem genauso wie Jo Franzke, dass das Konzept fehlt“, erklärt der Bürgermeister. Diese Kritik richte sich vor allem an die bisherigen Regierungen. Rahn will das Konzept nun von einem Fachbüro entwickeln lassen. Erste Vorgespräche liefen dazu schon – so beispielsweise mit dem Friedberger Architektenbüro Frielinghaus.

Auch verschaffe sich die Stadt derzeit einen Überblick über freie Grundstücke und Leerstände. Darum habe sich im Rathaus unter den bisherigen Regierungen niemand gekümmert. Dass sich daraus frischer Wind entwickelt, hofft Ausschusschef Oliver Feyl: „Mehr Ideenreichtum und Mut bei der Gestaltung würden der Stadt gut tun.“ (den)