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Lesung und Musik – Reichspogromnacht jährt sich zum 70. Mal

Karben. Zu einer Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht von 1938 wird für Samstag, 8. November, 19 Uhr in die St.-Michaeliskirche Klein-Karben eingeladen. Die Schauspielerin Lilli Schwethelm vom Büdinger „theater mimikri“ wird unter dem Titel „Genagelt ist meine Zunge an eine Sprache, die mich verflucht“ Lyrik und Prosa der 1924 im oberhessischen Nieder-Ohmen geborenen Holocaust-Überlebenden Hilda Stern-Cohen lesen. Behutsam und leidenschaftlich nimmt Lilli Schwethelm das Publikum mit auf eine Reise durch das Werk von Hilda Stern-Cohen. Mit sanften Jazzklängen, lyrischen Kompositionen, malt der Gitarrist Georg Crostewitz ein musikalisches Bild dazu.

Hilda Stern-Cohen war 21 Jahre alt, als sie 1945 in Österreich auf ihre Auswanderung in die USA wartete. In dieser Zeit entstanden die meisten ihrer bemerkenswerten Erinnerungsausschnitte und Gedichte. Mit erschütternden und atemberaubenden Metaphern spiegeln ihre Gedichte die verlorene Harmonie und den erlebten Schrecken wider. In ihren Zeilen verstecken und offenbaren sich größter Schmerz, feine Ironie, tiefes Mitgefühl, leiser Sarkasmus und eine bewegende Freude über die Schönheit der Natur.

Hilda Stern-Cohen starb 1997 in Amerika. Nach dem Tode seiner Frau fand Dr. Werner Cohen in einer Schublade eine Reihe von alten Schulheften. Sie enthielten rund 150 Gedichte und Prosatexte in deutscher Sprache, deren Existenz ihm bis dahin völlig unbekannt war. Hilda Stern-Cohen gilt heute als eine bedeutende Entdeckung in der deutschsprachigen Lyrik.

Die Gedenkveranstaltung am 8. November wird veranstaltet vom Deutsch-Ausländischen Freundeskreis Karben in Kooperation mit der evangelischen Kirche Klein-Karben. (hir)