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Lockere Präsentation auf heißem Baufeld – Brunnenquartier bietet mehrgeschossige Häuser und innovatives Mobiltätskonzept

Hier, direkt neben dem Bankgebäude, soll der große Grünzug beginnen, der das künftige Baugebiet Brunnenquartier durchziehen wird. Am Freitagnachmittag sind dort die Pläne präsentiert worden. FOTOS: HOLGER PEGELOW
Hier, direkt neben dem Bankgebäude, soll der große Grünzug beginnen, der das künftige Baugebiet Brunnenquartier durchziehen wird. Am Freitagnachmittag sind dort die Pläne präsentiert worden. FOTOS: HOLGER PEGELOW

Karben. Das letzte freie Gelände im Karbener Stadtzentrum soll mit mehrgeschossigen Häusern bebaut werden. Aber die Stadt verfolgt auch einen neuen Ansatz bei der Mobilität und der Energieerzeugung. Das und mehr haben rund 100 Interessierte am Freitagnachmittag bei brütender Hitze auf dem Baufeld des künftigen Brunnenquartiers erfahren.
Das Thermometer zeigte satte 30 Grad im Schatten, auf dem Feld mit den kurzen braunen und vertrockneten Stoppeln hatten sich etliche Menschen versammelt. Zu erkennen eine Menge Mandatsträger, Anwohnerinnen und Anwohner – einige hatten den Schirm aufgespannt, andere waren mit Hut gekommen. Das war sicher sinnvoll, denn ein (Zelt-)Dach über dem Kopf gab es nicht; nur das Mischpult für die Bühne hatte einen Schattenplatz. Das Thema dieses Nachmittags schien so interessant, dass rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer in der prallen Sonne ausharrten.

Baubeginn wohl im Jahr 2024
Sie waren der Einladung der Stadt gefolgt, die unter dem Motto »Dialog im Brunnenquartier« stand. Genau darum ging es: Das Brunnenquartier soll ein Wohngebiet auf dem letzten freien Areal in Karbens Stadtmitte werden. Dazu nimmt die Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger mit, die darüber informiert werden, was genau dort voraussichtlich ab 2024 gebaut werden soll.

Schon häufig war das künftige Baugebiet unweit der Einkaufsmöglichkeiten, der Nidda und des Bahnhofs Gegenstand von Debatten in den städtischen Gremien. Auch hatten sich vor der Pandemie in einer Art Bürgerwerkstatt einige Arbeitsgruppen getroffen und Vorschläge für dieses 7,9 Hektar große Quartier erarbeitet.

Nun also eine öffentliche Präsentation dessen, was die städtischen Stadtplaner, Bauingenieure und externe Planer bis dato erarbeitet haben. Bevor es ans Feintuning ging, sollten die Pläne vorgestellt werden. An vier Stationen standen Experten Rede und Antwort, etwa dazu, wie die Energie erzeugt wird, wie genau die Stadtplanung aussieht oder etwa das Mobilitätskonzept.

Die Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung, Bauen und Verkehr, Julin Birkner-Schaefer, und Pressesprecher Dominik Rinkart hatten sich als Präsentation etwas Neues einfallen lassen. Auf der Bühne drei Talkrunden, dazwischen zwei Vorträge von den Poetry-Slammern Lea Weber und Thorsten Zeller.

Karben Teil des »Frankfurter Bogens«
Von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) erfuhren die Anwesenden, dass das Brunnenquartier Teil des »Frankfuter Bogens« sei. Das seien alle Quartiere, die in Kommunen gebaut würden, von denen aus die Menschen in 30 Minuten in Frankfurt seien. Prinzip sei, die Straßen zu entlasten und die Schiene zu stärken. Davon, dass Karben Teil des »Frankfurter Bogens« sei, profitiere die Stadt. So erhalte sie allein 2,6 Millionen Euro an Förderung für den künftigen Grünzug.

Der 1,6 Hektar umfassende Grünzug soll sich zwischen Luisenthaler Straße und dem Neubaugebiet von der Bahnhofstraße bis zur Nidda hin erstrecken, teilweise in einer Breite von 30 Metern. Rahn informierte weiter, dass in dem Quartier rund 500 Wohneinheiten entstehen sollen. Es solle eine autoarmes Quartier werden, die im »Bogen« vorgesehene Dichte kriege man über die Höhe der Gebäude hin.

Innovative Mobilitäts- und Energiekonzepte
Birkner-Schaefer sprach anschließend davon, dass das Gebiet »Aspekte hoher Lebensqualität« enthalte. Es gebe kurze Wege zur Infrastruktur dieser Stadt, zum Bahnhof. Mit einem neuen Verkehrskonzept habe man die Chance, sein Auto stehen zu lassen. »Es muss niemand verzichten. Aber man kann alles mit nur einem oder keinem Auto erledigen«, so die Fachbereichsleiterin.

Das Mobilitätskonzept präzisierte in einer zweiten Talkrunde Ekkehard Böing, der stellvertretende Fachbereichsleiter und Verkehrsexperte der Stadt. Der ruhende Verkehr werde in Parkhäusern an der Brunnenstraße untergebracht, im Quartier finde nur Verkehr zum Be- und Entladen statt. Neu sein werde, dass die Fahrräder, die sonst im Keller stehen, direkt vor der Tür geparkt würden. »Damit kehrt sich das normale Verhalten um, wenn nämlich das Auto mühsamer zu erreichen sein wird als das Fahrrad.« Es werde in dem Quartier fünf Mobilitätsstationen geben mit E-Autos und E-Bikes.

Hans-Jürgen Gräff erläuterte das Energiekonzept und sprach davon, dass der Strom umweltfreundlich im Quartier selbst erzeugt werden solle. Dazu sollen Photovoltaikmodule auf den Dächern ebenso installiert werden wie ein Wärmepumpensystem.

Es wurde im Laufe des Nachmittags mehrmals betont, dass hier kein Wohngebiet für Gutbetuchte entstehen werde, wenngleich auch Eigentumswohnungen errichtet werden. Aber 30 Prozent des Wohnungsbaus werden preisgebunden sein.

An einer der Tafeln hing eine Skizze aus, wie das gut durchgrünte Gebiet einmal aussehen wird. Landschaftsarchitekt Dieter Herrchen bezifferte den öffentlichen Grünanteil auf annähernd zwei Hektar und den privaten Grünanteil auf drei Hektar. Den Raum für das viele Grün schaffe man durch die Höhe der Gebäude. Wie bereits berichtet, werden viele Gebäude viergeschossig gebaut. Nach den Talkrunden auf der Bühne konnten die Besucher sich sodann noch an vier Stationen detaillierter zum dem Projekt, etwa zum Energiekonzept oder zur Grünplanung, informieren.

Landschaftsarchitekt Dieter Herrchen beantwortet an einer Karte, wie die Grünplanung für das Neubaugebiet aussehen soll.

 

Hans-Jürgen Gräff erläuterte das Energiekonzept. Der Strom soll umweltfreundlich im Quartier selbst erzeugt werden. Fotos: pe
Pressesprecher Dominik Rinkart auf dem Podium mit (v. li.) Stadtplaner Ole Heidkamp, Julin Birkner-Schaefer und Guido Rahn.